Niemand trifft aus Spass schlechte Entscheidungen. Wir entscheiden uns in der Regel basierend auf den uns bekannten Fakten und mit möglichst guter Absicht (zumindest was unsere eigene Position betrifft). Der Haken daran ist, dass wir niemals alle Fakten und Faktoren kennen können.
Und in dieser Blackbox - nennen wir sie kalkuliertes Risiko - wird aus einem klug abgewägten Entscheid unter Umständen ziemlich rasch ein miserabler Beschluss, über den man heute besserwisserisch den Kopf schüttelt. So wie bei diesen sieben historisch schlechten Entscheidungen.
Beginnen wir mit dem Lieblingsbeispiel aller Betriebswirtschaftler, Management-Consultants und Wirtschaftssoziologen: dem spektakulären Fall eines Branchenführers. Genauer gesagt dem Fall des Quasi-Monopols von Kodak in der Fotografie.
Die Frage dabei ist, wie sich ein Unternehmen, das 1976 einen Marktanteil von zirka 90% auf Kameraverkäufe in den USA hatte und folglich über alle Ressourcen sowie das nötige Know-How verfügte, die Digitalisierung derart krass verpennen konnte.
Das Ironischste an der Affiche dabei ist, dass es ein Kodak-Ingenieur war, der die Digitalkamera überhaupt entwickelte. Die Technologie hatten sie also In-House. Auch führten sie 1981 eine breitangelegte Marktforschung durch, die einheitlich darauf hindeutete, dass die Digitalkamera den Fotofilm ablösen würde. Dieses Wissen hatten sie also ebenfalls aus erster Hand.
Dennoch entschlossen sie sich, weiter auf analoge Fotografie zu setzen, da der Verkauf von Kameras, der direkt mit dem lukrativen Verkauf von Fotofilmen einherging, einfach zu lukrativ war. 1996 brachten sie mit dem Modell Advantix dennoch einen Hybrid auf den Markt, auf dem digital ausgewählt werden konnte, welche Fotos entwickelt werden sollen.
Das Unterfangen floppte, der Marktanteil von Kodak betrug 2012 gerade noch 10% und meldete noch im selben Jahr Insolvenz an.
Angeblich wollte einst ein britischer Gouverneur in Britisch-Indien die dort grassierende Kobraplage mittels Kopfgeld in den Griff kriegen – sprich: pro erlegte Kobra gibt es den Betrag X als Belohnung. Dies führte dazu, dass die Bevölkerung Kobras züchtete, um sich etwas dazuzuverdienen.
Folglich schaffte der Gouverneur das Kopfgeld ab, was die Kobras nutzlos machte. Die Schlangen wurden freigesetzt und die Plage hat sich letztlich verschlimmert. Der Kobra-Effekt war geboren.
Ähnliches geschah während einer Rattenplage in Hanoi, als die französischen Besatzer ebenfalls Kopfgeld auf getötete Ratten ausschrieben. Dafür musste als Beweis ein Rattenschwanz ausgehändigt werden. Das Programm wurde schliesslich eingestellt, als sich die Ratten dennoch vermehrten und zusehends schwanzlose Ratten gesichtet wurden.
Spätestens seit Braveheart wissen wir, dass die Schotten ein zähes, widerspenstiges Volk mit viel Charisma sind. Schaut man allerdings auf die Geschichte Schottlands, so zählt auch ein Flair für schlechte Entscheidungen zu ihrer Identität.
Die Unabhängigkeit von England war den Schotten (wie wir bei Braveheart schon gelernt haben) lange heilig, ihre Unabhängigkeitskriege gehören zum Nationalstolz. Doch sie brachten nicht nur Ehre und Stolz nach Schottland, sondern auch die Pest.
Denn als England 1348 von der Pest gebeutelt in der Krise steckte, erachteten die Schotten dies als Chance, England zu erobern. Der Plan scheiterte, die Rückkehrer schleppten die Pest ins Land und raffte verteilt über mehrere Wellen rund die Hälfte der schottischen Bevölkerung hin.
Noch ironischer wurde es Ende des 17. Jahrhunderts, als die Schotten das Darién-Projekt lancierten. Da Schottland nicht von englischen Kolonien profitieren konnte, wollten sie im Rahmen des Projekts in Panama ihre eigene Kolonie aufgleisen. Auch mittelständige Schotten investierten ihr ganzes Erspartes in die eigens dafür gegründete Company of Scotland.
Malaria, Luftfeuchtigkeit, Moskitos, Klima, unfruchtbarer Boden - die Gründe für das Scheitern waren mannigfaltig und der Untergang der Kolonie war schnell und spektakulär besiegelt. 900 der 1200 Siedler starben, die 300 Überlebenden brachen zur Rückkehr auf. Derweil war eine weitere Flotte nichtsahnend unterwegs zur Kolonie, die lediglich Ruinen vorfand und letztlich von spanischen Siedlern belagert wurde.
Es wird geschätzt, dass durch diese Aktion rund die Hälfte des liquiden schottischen Volksvermögens versenkt wurde. Das Land war in wirtschaftlich desolatem Zustand und konnte 1707 relativ locker von England eingenommen werden.
Xerox ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das sich ursprünglich auf Druckertechnologie spezialisierte. Aus Angst, dass sich dieser Markt aufgrund der sich vage abzeichnenden Digitalisierung verkleinern könnte, steckten sie früh schon Millionenbeträge in die Forschung und gründeten 1970 das Palo Alto Research Center (PARC).
Dort tüftelten die hellsten Köpfe der Branche an den ersten Computern. 1973 hatten sie mit dem «Xerox Alto» bereits einen ersten Prototyp des Personal Computers (PC) erarbeitet – inklusive Maus, Copy Paste, Arbeits-Ordner, et cetera. Doch die Konzernchefs in New York konnten mit der Vision eines digitalen Arbeitsplatzes nichts anfangen, das PARC blieb vorerst ein Hort für unverstandene Visionäre.
1979 luden sie einen Jungunternehmer zu sich ein und zeigten ihm den Xerox Alto. Nach gerade mal zehn Minuten vor diesem PC war sich besagter Gast absolut sicher, dass die Zukunft des Computers nur so aussehen konnte. Natürlich war dieser Bursche Steve Jobs. Der Rest ist Geschichte – oder hast du jemals einen Xerox-PC gekauft?
Wenn wir schon bei Computern sind, so reden wir doch gleich über das Internet. Da gibt es für die meisten von uns nur Google. Dass dem so ist, ist eigentlich beinahe ein Zufall. Oder schlicht das Versagen von Yahoo. Die ganz kurze Timeline eines epischen Versagens:
Allan Savory ist ein Ökologe und Bauer aus Simbabwe. Seine Devise lautet, dass jegliche Form des Anbaus und der Haltung von Nutztieren in Einklang mit der Natur funktionieren kann. Diese Ansicht ist auch unter Berücksichtigung des heutigen Wissensstands absolut nachvollziehbar.
Doch in den 1960er-Jahren empfahl er dem Staat eine eher unrühmliche Methode, um der zunehmenden Entwaldung in gewissen Regionen Herr zu werden. Ausgehend von der Annahme, dass eine Überpopulation von Elefanten zu immer kargeren Landschaften führte, sollten diese in rauen Mengen erschossen werden.
Nach rund 40'000 getöteten Elefanten kam jedoch auch er zur Einsicht, dass er sich wohl geirrt haben muss, denn der Effekt der Massnahmen blieb aus. Heute sieht er eine gesunde, üppige Tierpopulation gar als Voraussetzung für gesunde Vegetation. Seine ehemalige Anweisung bezeichnet er daher wenig überraschend als «den traurigsten und grössten Fehler meines Lebens.»
Ganz generell legte man sich besser nicht mit Dschingis Khan an. Denn punkto Vergeltung kannte der aber mal gar nichts.
Als Khans Reich gerade begann, sich expansiv auszuweiten, schickte er eine Handelskarawane von 500 Händlern mit diversen Gütern nach Otrar, um eine mögliche Handelsverbindung aufzubauen. Inaltschuck, der Gouverneur der Stadt, stimmte dies misstrauisch. Er griff die Karawane unumwunden an, exekutierte die Handelsleute, verkaufte ihre Güter und weigerte sich, Khan eine Abfindung dafür zu zahlen.
Dschingis Khan entsandte daraufhin mehr oder minder gutmütig drei Boten für Verhandlungen nach Choresmien, dem Reich, zu dem Otrar gehörte. Der Schah des Reichs schickte zwei davon mit dem Kopf des dritten zurück. Der wutentbrannte Dschingis Khan stellte also seine grösste Armee zusammen und führte sie nach Choresmien, nahm alles und jeden ein und machte dabei diverse Städte – Otrar inklusive – dem Erdboden gleich.
Doch damit nicht genug. Er mobilisierte 20'000 Soldaten, um den geflüchteten Schah zu töten. Zudem leitete er angeblich extra einen ganzen Fluss um (!), damit die Geburtsstadt des Schahs verarmte und verhungerte.
Nur um dann mit den Bilateralen 10 Jahre später Verträge zu haben die weniger boten als der EWR und heute langsam in eine Sackgasse führen, während etwa Norwegen unter dem EWR gedeiht und keine Diskussionen über Rahmenabkommen oder EU-Beitritt führen muss.