Am letzten Wochenende hat Simone Biles Turngeschichte geschrieben und die Welt gleich mit zwei unfassbaren Elementen verblüfft: Einem Doppelsalto als Abgang vom Schwebebalken und dem ersten «Triple-Double» einer Frau am Boden – einem gehockten Doppelsalto mit dreifacher Schraube.
Auf Twitter erklärt Userin Suzanne Boswell nun, warum dieser «Triple-Double» so enorm schwierig ist.
Boswell startet ganz am Anfang, beim einfachen Rückwärtssalto. Für jeden Turner und jede Turnerin auf der Welt eines der einfachsten Elemente – so gibt er im Schwierigkeitswert auch nur 0,1 Punkte. Aber erst seit 1976 haben Turnerinnen begonnen, zwei Saltos aneinander zu hängen. Der «Double Back», wie er genannt wird, gibt 0,4 Punkte.
Sometime around the 1976 olympics, women's gymnasts started doing the double back (two flips in the air, in a tucked position). Here it is, performed by Sarah Finnegan. It's worth a D in elite gymnastics, or .4 points in difficulty. pic.twitter.com/WdPxZdSUxS
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
Zwei Jahre später später stellte Elena Mukhina der Welt einen neuen Sprung vor: Doppelsalto mit einfacher Schraube. Dabei schrauben die Turnerinnen nur während des ersten Saltos, der zweite ist dann ein normaler Backflip. Der «Mukhina» bringt der Athletin 0,5 Punkte ein.
In 1978, Elena Mukhina brought out the full-twisting double tuck - a double tuck with a full twist.
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
Here's Biles' version of the Mukhina: she does a full twist on the first flip, and then a "regular" back flip at the end. pic.twitter.com/RQc7lYx2uY
In den 80er-Jahren entwickelte sich der Sprung weiter. Der «Double-Double» – zwei Saltos mit zwei Schrauben – wurde 1988 nach Daniela Silivas benannt und ist 0,8 Schwierigkeitspunkte wert.
The double double was named after Daniela Silivas in 1988. Here's another look at it, from Morgan Hurd (2017 All Around World Champion and personal hero). Watch how she twists on both back flips:
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
The Silivas is worth an H, or .8 points in difficulty. pic.twitter.com/LMx3PHdOwA
Und jetzt, 31 (!) Jahre nachdem das Element zum letzten Mal verändert wurde, hat Simone Biles dem doppelten Rückwärtssalto eine weitere Schraube hinzugefügt. Historisch. Die grosse Schwierigkeit liegt darin, dass man mehr Schrauben als Saltos komplettieren muss.
Die 25-fache WM- und Olympia-Medaillengewinnerin löst dies, indem sie beim ersten Salto zwei Schrauben einbaut, und eine Schraube bei der zweiten Rotation. Der« Triple-Double» erhielt eine Schwierigkeit von 1,0 Punkten. Kein anderes Element in der bisherigen Turngeschichte wurde jemals so hoch gewertet.
The TRIPLE double means three twists, two back flips. Which means Biles is doing more twists than she has back flips to do them on.
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
Now, I could be wrong, but I think Biles accomplishes this by doing two twists on the first flip and "just" one on the end. pic.twitter.com/MZJ1MtIQiT
Nun ist Biles nicht der einzige Mensch auf der Welt, der den «Tripe-Double» in Wettkämpfen vorführt. Bei den Männern wurde er bereits 2004 vom Nordkoreaner Ri Jong Song vorgestellt. Mittlerweile zeigt ihn aber nur noch der Japaner Kenzo Shirai regelmässig.
Kenzo Shirai is one of the best, if not the best floor worker of this generation - he's created 3 new floor skills and debuted multiple floor combinations. Like Biles, he's the only person who can perform *his* floor routine (everyone else would die).
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
Here's his triple double. pic.twitter.com/gLzLxyVUAS
Suzanne Boswell argumentiert nun sogar, dass Biles den «Triple-Double» sogar noch etwas sauberer ausführt als Shirai. Die gehockte Position der US-Amerikanerin sei besser, und die Landeposition etwas aufrechter – wohl auch bedingt durch das deutlich tiefere Gewicht von Biles
Steht die vierfache Olympiasiegerin von Rio den Sprung am nächsten internationalen Event, wird er dann auch definitiv nach ihr benannt. Es wäre bereits das dritte oder vierte Element, das den Namen der 22-Jährigen tragen würde. Das erste war ebenfalls ein Bodenelement. Ein gestreckter Doppelsalto mit halber Schraube.
Then Biles was like "what if I did a double layout with a HALF twist" (2013), and everyone was like "we didn't know you could do that?"
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
(double back flip, stretched position, half twist - worth a G, or .7 points) pic.twitter.com/yEi6Gf7EYI
Das zweite war eine Variante des «Yurchenko». In Biles' Ausführung ist es ein gestreckter Vorwärtssalto mit zwei Schrauben und einer halben Schraube vor dem Abdrücken auf dem Sprungtisch.
IF Biles successfully performs the triple double at World Championships, it will be either the third or fourth skill named after her in the Code of Points, after the Biles on floor (double layout with a half twist) and the Biles on vault (a yurchenko half-on, two twists off). pic.twitter.com/gtlyauIZLx
— Suzanne F. Boswell (@sf_boswell) August 12, 2019
Und dann gibt es noch ihren neuen Abgang vom Schwebebalken: Ein Doppelsalto mit Doppelschraube. Steht sie den Balken-Abgang noch vor dem «Triple-Double» am Boden in einem internationalen Wettkampf, ist es ihr drittes eigenes Element, sonst das vierte. (abu)
Motiviert mich gleich mal wieder joggen zu gehen.
Vorerst aber nur zum Kühlschrank für ein neues Bier.