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Pferdesport: So funktioniert das Millionengeschäft mit den Vierbeinern

epa10358432 Henrik von Eckermann of Sweden on King Edward during the 21th Rolex IJRC Top 10 final at the 61th CHI international horse show jumping tournament in Geneva, Switzerland, 09 December 2022.  ...
Der Schwede Henrik von Eckermann im Sattel des 13-jährigen Erfolgspferdes King Edward.Bild: keystone

So funktioniert das Millionengeschäft mit den Vierbeinern

King Edward ist aktuell das erfolgreichste und wertvollste Springpferd der Welt. Der 13-jährige Fuchswallach ist Weltmeister und Olympiasieger und steht im Besitz des Schweizers Georg Kähny. Bei den CHI Classics in Basel wird der Ausnahmekönner unter dem Schweden Henrik von Eckermann zu bewundern sein.
13.01.2023, 13:4513.01.2023, 13:45
gina kern

Die Laufbahn des vermögenden Geschäftsmannes Georg Kähny als erfolgreicher Pferdebesitzer und Mäzen der Baselbieter Springreiterin Janika Sprunger begann vor 20 Jahren. Der Weg führte die beiden an die Europameisterschaften 2013 mit Palloubet, an die Olympischen Spiele nach Rio mit der Stute Bonne Chance und später an die Weltmeisterschaften nach Tryon (USA) mit dem Hengst Baccardi.

Eine seltene Konstellation – wie Kähny sagt – führte 2013 zum Verkauf des Pferdes Palloubet. Der damals 10-jährige Wallach wurde für die Rekordsumme von 11 Millionen Euro verkauft. Kähny ist kein Pferdehändler. Es ist Leidenschaft, die ihn antreibt. Dass er mit King Edward wieder ein solch hochdekoriertes Pferd im Stall habe, sei ein Glücksfall. «Die Karriere eines Spitzenpferdes ist nicht planbar», sagt er.

King Edward und seine aussergewöhnliche Kraft

King Edward, in Belgien geboren, gelangte als 5-jähriges Pferd in den Besitz einer talentierten Amateurreiterin. Für sie war der Wallach ein Traum. King Edward wohnte im Stall hinter dem Haus, er gehörte zur Familie. Die Reiterin bildete das Pferd mithilfe ihres Trainers aus. In einem Interview sagte sie: «Ich bemerkte sofort seine aussergewöhnliche Kraft, seine Geschmeidigkeit und sein Kämpferherz.»

Die Reiterin nahm mit ihm an den belgischen Meisterschaften teil. Sie war mit ihm bis 1.40-Meter-Niveau erfolgreich. Trotzdem war King Edward damals noch weit weg von der Weltspitze, wo 1.60-Meter hohe Hindernisse übersprungen werden. Über einen Tipp eines belgischen Händlers kam das Pferd zwei Jahre später in die Schweiz.

King Edward bei der WM 2022.Video: YouTube/FEI

Der Pferdehändler aus Dänemark

Die Pferdehändler kennen den internationalen Markt. Sie wissen, wo welches Fohlen von welchem Hengst geboren wird. Oft werden talentierte Fohlen früh gesichert und für überrissene Summen gekauft. Der bedeutendste Player im weltweiten Pferdehandel mit Dressurpferden ist der gewiefte Däne Andreas Helgstrand. Seine Firma verbuchte letztes Jahr einen Rekordgewinn von 22 Millionen Euro.

Für Helgstrand schwärmen Scouts aus, sichten Pferde auf Körungen, Turnieren oder auf Auktionen. Dort kaufen sie auch mal mit dem ganz dicken Geldbeutel ein. Eine Million für ein junges, noch ungeschliffenes Pferd ist keine Seltenheit. Wer bei Helgstrand wiederum ein Pferd kauft, reist meist mit dem Privatjet an. Auch Schweizer kaufen dort gerne ein: Denn immer mehr Leute sind bereit, für ihren Vierbeiner und für den sportlichen Erfolg sehr viel Geld auszugeben.

Die Pferdezucht verändert sich

Daniel Etter, Pferdehändler aus Müntschemier, bringt es auf den Punkt: «Noch vor 20 Jahren gab es weltweit rund 30 Menschen, die eine Million für ein Pferd bezahlten. Heute sind es x-mal mehr.» Doch warum sind die Tiere so exorbitant teuer? Es herrscht ein Verdrängungskampf an der Spitze: «Die Zucht hat sich weiterentwickelt. Viele Tiere halten die hohen Belastungen auf die Gelenke gesundheitlich nicht mehr aus. So wird es an der Spitze der Pyramide immer enger und es bleiben weniger hochtalentierte Pferde übrig», so Etter.

Ausserdem werden weniger Pferde gezüchtet als früher. Als in Deutschland, wo am meisten Pferde gezüchtet werden, Biogasanlagen vor ein paar Jahren vom Staat subventioniert wurden, sattelten immer mehr Züchter um. Denn reich wird man mit der Pferdezucht nicht. Der belgische Züchter von King Edward sagte einst: «King Edward ist für relativ wenig Geld von hier weggegangen. Denken sie nicht an grosse Summen. Aber es ist schön, dass er in die Weltspitze geschafft hat.» Gemäss Insiderinformationen belief sich der Preis für King Edward damals weit unter einer Million Franken.

Die Leidenschaft für die Tiere ist nicht nur bei den Züchtern gross. Auch Eltern lassen sich die Passion ihrer Kinder immer mehr kosten. Das geht sogar so weit, dass für ein Kaderpony, das an einer Europameisterschaft im Springen teilnehmen kann, eine halbe Million Franken bezahlt wird. Kinder reiten nur zwischen 12 und 16 Jahren auf einem Pony. Danach werden die Tiere weiterverkauft. Doch nur mit dem grossen Portemonnaie ist es im Pferdesport nicht getan. Die Kinder müssen reiten lernen, aber dafür brauchen sie wiederum erfahrene Partner.

Kähny: «Eddy bleibt bei mir»

Die Schweizerin Janika Sprunger durfte jahrelang auf wertvolle Pferde im Besitz ihres Mäzens Kähny zählen. Die Geschichte nahm allerdings eine Wende, als die Schweizerin und der schwedische Springreiter Henrik von Eckermann vor zwei Jahren bekannt gaben, dass sie ein Kind erwarten. Darum übernahm Henrik von Eckermann die weitere Förderung von King Edward - quasi als Schwangerschaftsvertretung. Der Erfolg ist bekannt: olympisches Teamgold in Tokio und den überlegenen Weltmeistertitel im letzten Jahr.

Henrik von Eckermann schwärmt über seinen Sportpartner «Eddy»: «Er hat die nötige Vorsicht, eine enorme Sprungkraft und viel Energie. Es gibt nicht viele Pferde wie ihn. Er ist etwas ganz Besonderes.» Aber wie lange wird ihn von Eckermann noch reiten? Respektive: Wie lange bleibt King Edward noch im Besitz Kähnys? Schliesslich übersteigt King Edwards Marktwert jenen von Palloubet, den Kähny für 11 Millionen Euro verkauft hat. Der Schweizer könnte also ein unfassbar gutes Geschäft machen. Doch Kähny bringen solche Spekulationen nicht aus der Ruhe. Er sagt nur: «Eddy bleibt bei mir.» King Edward wird dieses Jahr 13 und steht im Zenit.

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