Christian Constantin hat wieder einmal Ärger mit den Behörden. Der Präsident des FC Sion ist laut einem Urteil des Bundesgerichts ein bisschen gar kreativ mit seinen Millionen umgegangen. Nun erwartet den Walliser Architekten eine Steuernachzahlung in noch unbekannter Höhe.
Constantin kündigte im Rahmen der Berichterstattung zum Fall an, 2024 als Sion-Präsident aufzuhören. Unsere Kollegen in der Romandie berichteten letzte Woche darüber.
Wenn der 66-Jährige seine (nicht zum ersten Mal geäusserte) Ankündigung wahr macht, muss sich der FC Sion finanziell strecken, wenn er ein Klub der Super League bleiben will. Auch für alle anderen Fussballfans und die Sportredaktionen im Land hätte ein Rückzug von «CC» Folgen. Schliesslich hatte der Klubpräsident über die Jahre mit diversen Aktionen (und dutzenden Trainer-Entlassungen) für Schlagzeilen gesorgt.
Constantin streckte einen Linienrichter nieder und wurde dafür gesperrt. Er verdrosch Ex-Nationaltrainer Rolf Fringer, der ihm als TV-Experte nicht genehm war. Er holte Stars wie Gennaro Gattuso oder Mario Balotelli ins Wallis, legte sich mit Verbänden an, mit der Liga, mit eigenen und gegnerischen Fans. Irgendwas war immer los, weil Constantin klarer als anderen ist, dass der Profi-Fussball Teil der Unterhaltungsbranche ist.
Doch wie diese Übersicht zeigt, gibt es Klubbosse, die den Bogen noch weiter überspannt haben als Christian Constantin:
Der russisch-griechische Besitzer von PAOK Saloniki erlangte 2018 Berühmtheit ausserhalb der Landesgrenzen, als er mit einer Waffe am Holster auf den Platz stürmte. Savvidis bedrohte den Schiedsrichter, weil der einen Treffer von PAOK gegen AEK Athen wegen Abseits aberkannt hatte.
Ivan Savvidis, owner of Greek Club PAOK, has been banned for 3 years after carrying a gun onto the pitch... pic.twitter.com/0cvuA4OE2u
— ODDSbible (@ODDSbible) March 29, 2018
AEK holte in der Folge den Titel, PAOK wurde Zweiter – weil der griechische Verband Savvidis' Platzsturm mit einem Punkteabzug bestrafte und die abgebrochene Partie mit 3:0 für AEK wertete. Der Präsident, der als ein Freund Wladimir Putins gilt, wurde mit einem dreijährigen Stadionverbot belegt.
Der aktuelle Vizepräsident der südamerikanischen Republik Surinam wurde einst ebenfalls für fünf Jahre von allen Fussballämtern enthoben, weil er den Rasen mit einer gezückten Pistole betreten hatte. Da war Brunswijk, ein ehemaliger Guerillakrieger und verurteilter Drogenschmuggler, der Präsident von Inter Moengotapoe.
2021 lief er für seinen Klub als 60-Jähriger in der CONCACAF Champions League auf und wurde beobachtet, wie er nach der 0:6-Niederlage gegen CD Olimpia aus Honduras Geld an die gegnerischen Spieler verteilte. Beide Klubs wurden nach einer Untersuchung aus dem Wettbewerb ausgeschlossen und Brunswijk für drei Jahre gesperrt.
Dem Chinesen gehörte der Zweitligist Jilin Baijia. 2019 sorgte er für Aufsehen, weil er sich in einem Meisterschaftsspiel selber einwechselte. Wie geeignet Xu dafür war, kannst du selber beurteilen, wenn du dir dieses Video mit «Highlights» gönnst:
Möglicherweise hatte Xu auch neben dem Platz einige Schwierigkeiten. Der Klub wurde 2020 aufgelöst, nachdem die Löhne nicht mehr bezahlt wurden.
Der libanesische Geschäftsmann ist eine schillernde Figur des englischen Fussballs. Bekannt wurde Hammam als Besitzer des FC Wimbledon, der als «Crazy Gang» um Vinnie Jones in den 1980er-Jahren für Furore sorgte und 1988 den FA Cup gewann. Dem Team drohte er einmal an, sie im Falle einer hohen Niederlage in die Oper zu zwingen und sie Kamelhirn essen zu lassen.
Für Aufsehen sorgte der 75-Jährige 2001 als Boss von Cardiff City. Bei der Verpflichtung des Verteidigers Spencer Prior, der von Manchester City kam, schrieb er in den Vertrag, der Spieler müsse Schafshoden und -hirn essen und «eine körperliche Beziehung» mit einem Schaf eingehen. Seriösen Medien gegenüber wurden die seltsamen Klauseln bestätigt, mit dem Vermerk, es handle sich dabei bloss «um eine lustige Sache».
Hammam selber sagte: «Da Spencer kein Waliser ist, muss er den Menschen in Wales beweisen, dass er den Ort versteht – dann kann er ein echter Anführer werden.» Und der Spieler? Prior meinte bei der BBC, es müsse sich bei seinem Vertrag wohl um den seltsamsten der Fussballgeschichte handeln. «Aber ich werde das Essen zumindest versuchen.» Auf eine körperliche Beziehung zu einem Schaf werde er indes verzichten: «Ich habe meiner Frau versichert, dass dies nur ein Scherz sei. Sie war besorgt, dass ich mir die Maul- und Klauenseuche hole.»
Der Unternehmer amtet seit mehr als zwei Jahrzehnten als Präsident von Tottenham Hotspur. Der einzige Titelgewinn der Londoner seither: Der Liga-Cup 2008.
Dabei spielten und spielen oft sehr talentierte Spieler für die «Spurs», so wie einst der spätere Weltfussballer Luka Modric. Als der für 23 Millionen Euro von Dinamo Zagreb zu Tottenham wechselte, bat der kroatische Klub um fünf Modric-Trikots. Die gab Tottenham gerne – und zog die Kosten dafür von den 23 Millionen ab, die es nach Zagreb überwies.
Im Abstiegskampf stieg der bulgarische Klub Zarsko Selo Sofia 2022 ab, weil der Präsident sich einmischte. Manolov stürmte kurz vor dem Schluss beim Stand von 1:1 auf den Platz, nachdem sein Team einen Penalty zugesprochen erhielt. Der Chef persönlich ordnete an, dass ein anderer Spieler als der vorgesehene antreten soll. Prompt verschoss dieser in der 97. Minute den Elfmeter und für Zarsko Selo Sofia ging es – theoretisch – eine Liga tiefer. In der Praxis kam es nie dazu, weil Manolov den Klub am Tag danach auflöste.
Dem Waliser gehören die meisten Anteile am Premier-League-Klub West Ham United. Zu Geld kam der 73-Jährige, dessen Vermögen auf rund 1,3 Milliarden Franken geschätzt wird, nicht durch Fussball, sondern durch eine andere körperliche Betätigung. Sullivan baute in den 1970er-Jahren eine Kette von Sex-Shops auf, mit der er den britischen Markt dominierte. 1982 musste er ins Gefängnis, weil er gemäss Urteil «von den unmoralischen Einkünften Prostituierter» lebte. Nach 71 Tagen in Haft kam Sullivan wieder frei. Er habe nichts Verkehrtes gemacht, meinte er einmal, «ich habe eine Menge Leute glücklich gemacht.»
Bei Atlético Madrid beschäftigte er in 16 Jahren als Präsident 26 Trainer und kommentierte das so: «Ich kann Trainer feuern, wie andere Leute Bier trinken. 80 oder 100 pro Jahr. Das ist mir egal.»
Als mit allen Wassern gewaschener Baulöwe war er regelmässig in juristische Verfahren involviert. Sein Kommentar: «Wie viele Verfahren gegen mich laufen, ist mir scheissegal, darum kümmern sich meine Anwälte.» Gil war auch Bürgermeister des Nobelorts Marbella und er moderierte fürs Privatfernsehen aus einem Whirlpool, umringt von Bikini-Models. Der Exzentriker tauchte mit einem Krokodil – er taufte es «Furia» – vor den Reportern auf und liess Elefanten durch Madrid paradieren. Kein Wunder, hielten ihn die meisten Leute für durchgeknallt. Er selber hingegen sagte über sich: «Jesus Gil ist superintelligent, weit über dem Durchschnitt. Wenn man ihn morgens nackt in New York aussetzt, geht er abends dort schick essen.»
Nicht ganz wahr ist die schönste Anekdote. Sie geht so: Gil begründete den Kauf eines ausrangierten Flugzeugträgers mit den Worten «Weil ich noch keinen hatte.» Die argentinische Regierung untersagte den Verkauf jedoch, das Schiff wurde zur Verschrottung angeboten und nicht für eine andere Nutzung. Gil hatte ein Casino geplant.
Fortuna Köln stieg unter seiner Führung in die Bundesliga auf. «De Schäng» war bei seinen Trainern gefürchtet und eine Legende jagte er mitten in einem Spiel fort. Ex-Nationaltorhüter Toni Schumacher war 1999 der Trainer, der von Löring in der Halbzeitpause des Spiels gegen Waldhof Mannheim entlassen wurde. Ebenso legendär in Erinnerung blieb die Aussage des Präsidenten, weshalb er das gemacht habe: «Ich als Verein musste reagieren.»
Der Italiener stand mehreren Klubs vor: Perugia, Viterbese, Sambenedettese und Catania, zudem war er Vizepräsident der AS Roma. Ausserhalb der Heimat am bekanntesten ist sein Racheakt nach der WM 2002. Dort sorgte der Südkoreaner Jung-Hwan Ahn mit seinem Siegtreffer für das Ausscheiden Italiens – ein Spieler von Gauccis Klub Perugia.
Mit dem Tor besiegelte Ahn seinen Abgang, denn der Präsident entliess ihn mit den Worten: «Ich möchte niemanden bezahlen, der den italienischen Fussball ruiniert hat.» Der Offensivspieler wechselte nach Japan und kehrte später noch einmal mit mässigem Erfolg nach Europa (Metz und Duisburg) zurück.