Irgendwie kann man das alles gar nicht ganz glauben, was man über die beiden bisherigen Präsidenten Äquatorialguineas hört. Vielleicht stimmt auch nicht alles. Das dürfte den beiden ziemlich egal sein. Der aktuelle Präsident Teodoro Obiang sagte einmal: «Um in Afrika ein Land zu führen, musst du stark sein.» Und da hilft es natürlich, wenn sich die Leute die eine oder andere «Heldengeschichte» über dich erzählen. Wir stellen die beiden Despoten kurz vor:
Francisco Macias Nguema oder einfach nur «Papa Macias» führte das Land von 1968 bis 1979. Die Spanier setzten ihn ein, weil sie glaubten, er wäre gut für sie – da täuschten sie sich aber gewaltig. Macias liess schon bald nach der Machtübernahme spanische Flaggen verbrennen und jagte die meisten Bewohner der ehemaligen Kolonialmacht aus dem Land.
Der 1924 geborene Präsident geht in seiner elfjährigen Amtszeit als einer der brutalsten Diktatoren Afrikas ein. Rund 50'000 Menschen liess er umbringen (obwohl er sich damit verteidigte, dass er nur der Präsident sei, und nicht der Leiter der Exekutionen), 125'000 der damals rund 300'000 Einwohner flohen während seiner Herrschaft aus dem Land. Als der Wissenschaftler Robert af Klinteberg 1977 nach Malabo reist, berichtet er von einer «Geisterstadt, die aussieht wie von einer Plage getroffen». Die Wirtschaft ist am Boden, Geschäfte existieren praktisch nicht mehr, es herrscht Tauschhandel.
Macias führte das Land in seinen rund zehn Jahren in den Abgrund. Der Mann aus dem Dschungelnest Mongomo war nur wenig gebildet und liess während seiner Amtszeit das Wort «Intellektuelle» verbannen. Das Schulsystem stoppte er 1974 und die Kinder lernten fortan nur noch politische Parolen. Bibliotheken wurden geschlossen, die Zeitung eingestellt.
Gegen die Opposition ging der Tyrann brutal vor und er veranstaltete zu seinem Geburtstag jeweils Hinrichtungen im Fussballstadion. Äquatorialguinea war während der Herrschaft Macias als «Dachau Afrikas» bekannt – und dies nicht nur wegen dem Foltergefängnis «Black Beach».
Konkurrenz duldete Macias nicht. Ehemänner von Frauen, welche er begehrte, liess er töten, alle ehemaligen Freunde oder Männer seiner Misstressen ebenfalls. Selbst Gott duldete er nicht neben sich. Erst forderte er Priester und Pfarrer auf, ihn als «einziges Wunder» zu bezeichnen, dann wollte er ein Porträt von sich in jeder Kirche hängen sehen. Als ihm dies nicht mehr ausreichte, zwang er Pfarrer in seiner Anwesenheit Sätze wie «Gott erschuf Äquatorialguinea dank Papa Macias. Ohne Macias würde Äquatorialguinea nicht existieren» oder «Es gibt keinen Gott ausser Macias» zu wiederholen. Letzteres wurde gar zum Motto der Nation. 1975 verbot Macias schliesslich die Religion. Kirchen wurden geschlossen oder zu Warenhäusern, die Kathedrale in Malabo zu einem Waffenlager.
Gegen Ende von Macias Tyrannei wurde er immer verrückter. Er soll Monologe mit Leuten geführt haben, welche er zuvor töten liess. Später zog er sich in seinen Heimatort Mongomo zurück. Unzähliges Geld des Staates nahm er mit, teilweise verrottete dieses in Bambushütten. Um die Konkurrenz abzuschrecken, inszenierte Macias während seiner Herrschaft einige Putschversuche, welche er natürlich erfolgreich zerschlug. Das Volk sagte Macias Superkräfte nach. Als er anfing, selbst Familienmitglieder zu töten, weil er um seine Position fürchtete, wagte sein Neffe Teodoro Obiang aus Angst den Putsch – und reüssierte.
Macias wurde zwei Wochen nach dem Coup verhaftet und vor Gericht zu Tode verurteilt. Kein Äquatorialguineer wagte ihn allerdings zu erschiessen. Marokkanische Söldner übernahmen daher die Aufgabe. Es wird sich erzählt, dass Teodoro Obiang danach Körperteile – selbst das Herz – seines Vorgängers ass, um dessen Kräfte zu erhalten.
Unter Obiang verbessert sich die Lage im Land zwar etwas, doch der Schurkenstaat blieb ein Schurkenstaat. Obiang sieht sich zwar als guten Präsidenten und steckt sein Geld auch in die Infrastruktur des Landes – so gibt es beispielsweise hervorragende dreispurige Strassen durch den tiefsten Urwald und Schlaglöcher sind auf den Hauptachsen nicht an der Tagesordnung. Mittlerweile herrscht auch wieder Schulpflicht.
Aber viel Geld verschwindet auch auf seine eigenen Konten. Der mittlerweile 72-Jährige gilt als reichster Mann Afrikas. Sein Vermögen wird meist auf rund 600 Millionen Franken geschätzt, teilweise ist gar die Rede von drei Milliarden Franken.
Oppositionsparteien sind zwar erlaubt, aber sie existieren faktisch kaum. 2006 erklärte Obiang im «Spiegel»: «Welches Recht hat die Opposition, die Regierung zu kritisieren?» Der Präsident führte nach der Staatsübernahme 1982 eine neue Verfassung ein und lässt sich seither jeweils für sieben Jahre wählen. Seine Wahlergebnisse lassen kaum Zweifel zu: 99,2 Prozent der Stimmen summierte er 1989, 99 Prozent 1996, 99,5 Prozent 2002 und 97 Prozent 2009. Für die Wahlen 2016 werden ähnliche Ergebnisse erwartet. Kurios sind Überlieferungen von 2002: Einige Wahlkreise kamen dabei gar auf über 100 Prozent der Stimmen für den Herrscher …
Events wie den Afrika-Cup nutzt Obiang natürlich für eine Korrektur seines Images. 40'000 Tickets kaufte er für sein Volk und er liess kurz vor den Spielen verlauten: «Wir Reichen müssen den Armen helfen!»
Aber eigentlich geht es ihm nur darum, für volle Stadien und damit einen guten Eindruck in der Weltöffentlichkeit zu sorgen. Während der Despot sich als Gutmensch sieht, wird er von Menschenrechtsorganisationen eher auf die Stufe wie Idi Amin, Mobuto Sese Seko oder Pol Pot gesetzt. 1997 gab er gar öffentlich zu, Menschenrechte systematisch verletzt zu haben.
2004 wurde ein Putschversuch unter anderem von Mark Thatcher – dem Sohn von Margaret – vereitelt. Allerdings hält sich auch hier das Gerücht, dass dieser teilweise inszeniert wurde, um die Schürfrechte für die Ölförderung neu zu verteilen.
Seit dem Tod von Muammar Gaddafi gilt Obiang als längster im Amt stehender nicht-royaler Führer eines Landes. 2003 erklärte sein Staatsradio, Obiang sei wie der «Gott des Landes und Herrscher über Menschen und Dinge. Er hat ständigen Kontakt mit dem Allmächtigen.» Ähnliches liess er selbst auch schon verlauten. Denn wie gesagt: «Um in Afrika ein Land zu führen, musst du stark sein.»
Vor dem Westen muss sich Obiang kaum gross fürchten. Denn solange Äquatorialguinea über Öl verfügt, sehen viele Staaten über die Lage im Land hinweg. Die damalige US-Aussenministerin Condoleezza Rice bezeichnete Obiang 2006 beispielsweise als «guten Freund».
Die Herrschaft von Obiang dürfte noch einige Jahre andauern, obwohl einige Quellen Prostatakrebs beim 72-Jährigen vermuten. Als Nachfolger hätte der alte Mann dann am liebsten seinen Sohn Teodorin. Das dürfte nicht wirklich besser werden.