Alex Frei hat in seinem Leben schon viele richtige Entscheidungen getroffen. Beispielsweise im November 2019. Es war richtig, dass er das Angebot aus Hannover abgelehnt hat und beim FC Basel geblieben ist. U18 statt 2. Bundesliga, das muss man sich mal geben. Frei verzichtete auf den Karrieresprung. Auch, weil er die Gefahr erkannte, sich in diesem chaotischen Umfeld die Karriere nachhaltig zu beschädigen.
Oder im August 2020. Es war richtig, nicht länger auf die Chance FCB-Cheftrainer zu warten und zum kleinen Challenge-League-Klub Wil zu wechseln. Denn es war eine Phase, in der «sein FCB» unter Bernhard Burgener immer mehr ins Chaos abdriftete.
Oder im November 2021. Es war richtig, den Job in Wil zu quittieren, ohne einen neuen in Aussicht zu haben. Weil Frei in der Ostschweiz nicht mehr weiterkam, die Bereitschaft vermisste, in seinem Sinn alles für den Erfolg zu unternehmen. Und es war richtig, die delikate Mission Aufstieg bei einem Klub zu übernehmen, der 37 Jahre lang nicht mehr in der höchsten Klasse spielte. Als Frei zu Beginn der Rückrunde in Winterthur übernahm, lagen die Zürcher auf Platz 3. Nächste Saison spielen sie Super League.
Aber Frei hat nicht immer die richtige Entscheidung getroffen. Im April 2013 wechselte er von einem Tag auf den anderen nicht nur den Klub, sondern auch den Job. Aus dem FCB-Stürmer, der in die Jahre gekommen ist, wird der unerfahrene Sportchef beim FC Luzern.
Vorbereitet ist Frei auf diesen Schritt nicht und muss nach eineinhalb Jahren ausgelaugt und desillusioniert aufgeben - Burnout. Er wusste um die Gefahr in Luzern, hat sie aber ignoriert, weil er aus dem Bauch heraus entschieden hatte. Auch das ist Alex Frei. Emotional, impulsiv, trotzig.
Frei war schon immer ein Getriebener. Ein Ehrgeizling durch und durch. Sonst hätte er es nie zum Profi geschafft, geschweige denn zum Rekord-Torschützen der Schweizer Nati. Was hat ihn also damals zum FC Luzern getrieben? Die seiner Meinung nach fehlende Wertschätzung in Basel und der Drang, es nun allen zu beweisen.
Nun also wieder Basel. Diesmal aber die grosse Bühne. Cheftrainer. Aber wie bei seinem Wechsel damals zu Luzern hat man den Eindruck, Frei habe irrational entschieden. Natürlich, der FCB ist sein Sehnsuchtsklub. Hier war er schon Junior, Starspieler, Junioren-Trainer und Fast-Profitrainer. Aber Frei soll vor Wochen in der Szene verlauten lassen haben, dass er eine Zusammenarbeit mit David Degen ausschliesse.
Degen ist der VR-Präsident und Mitbesitzer, der starke Mann beim FCB. Ein zappeliger Typ, der heute Spieler X am liebsten in die Wüste schickt und morgen einen Fünfjahresvertrag offeriert. Einer, der sich von einer geschlossenen Tür zum Trainerbüro nicht aufhalten lässt, der die Startelf teilweise diktiert.
Frei lässt sich so was nicht bieten. Muss er auch nicht. Allein, weil er im Unterschied zu seinen Vorgängern finanziell kaum auf den Job angewiesen ist. Dass sich Degen indes ändert, sich zurücknimmt, ist kaum vorstellbar. Deshalb verspricht die neue Saison höchste Unterhaltung, sicher in Basel.
Aus Basler Sicht ist Frei eine vorzügliche Wahl, weil er ein hervorragender Trainer ist, sich mit dem Klub und der Region vollumfänglich identifiziert und junge Spieler besser macht. Aber warum tut er sich David Degen an? Oder muss er sich Degen gar nicht ewig antun? Fakt ist: Die finanziellen Reserven sind aufgebraucht, Degen kann oder will nicht mehr aus seinem Privatvermögen einschiessen. Aber der Tag wird kommen, an dem der FCB frisches Geld braucht und Degen wohl an Einfluss verlieren wird. (aargauerzeitung.ch)
Zu Basel hätte er ja dann auch noch gehen können, wenn sie den Degen dort in die Wüste geschickt haben. So penetrant, wie der sich aufführt, wird das nicht allzu lange dauern.