In der Altjahreswoche hat der FC Barcelona den ersten grossen Transfer des Winters bekanntgegeben. Ferran Torres wechselt von Manchester City zu den Katalanen – 55 Millionen Euro sowie zusätzliche Boni lässt sich Barça den Flügelstürmer kosten.
¡Vaya día! Aún no me lo creo 😜😍
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Bei der Vorstellung des Neuzugang vor gut 13'000 Fans liess Präsident Joan Laporta verlauten, dies sei nur der Anfang gewesen. «Wir sind weiterhin eine Referenz auf dem Markt und wir gewinnen unser Gewicht im Weltfussball zurück», kündigte Laporta an und ergänzte: «Alle grossen Spieler erwägen die Möglichkeit, zu Barça zu kommen.»
So halten sich derzeit etwa hartnäckig Gerüchte über einen Transfer von Juve-Stürmer Alvaro Morata. Und auch zu einer möglichen Verpflichtung von Superstar Erling Haaland meinte Laporta vielsagend: «Alles ist möglich.»
Dass Barcelona auf dem Transfermarkt bereits wieder die Muskeln spielen lässt, mag für viele überraschend sein. Es ist kein Geheimnis, dass die Katalanen hoch verschuldet sind – aus diesem Grund konnte im letzten Sommer auch Weltfussballer Lionel Messi nicht gehalten werden. Wie ist es also möglich, dass man mit Ferran Torres bereits wieder einen Topspieler für viel Geld holen konnte und von weiteren Millionentransfers träumt? Eine Übersicht.
Auf den ersten Blick scheint die Ablösesumme für einen verschuldeten Verein das grösste Problem zu sein. Dies ist allerdings nicht der Fall. Dank eines Darlehens der Investmentbank Goldman Sachs haben die Katalanen je nach Medienbericht zwischen 500 und 600 Millionen Euro erhalten, welche ihnen einen ziemlich grossen Spielraum verschaffen.
Gleichzeitig ist mit Manchester City wohl vereinbart worden, dass man die 55 Millionen nicht alle direkt auf den Tisch legen muss. Wie der spanische Journalist Gerard Moreno berichtet, können die Katalanen diese Summe in vier verschiedenen Raten bezahlen, die erste im Juli 2022. Auch das verschafft Barcelona etwas Luft.
Ferran Torres is ours until 2️⃣0️⃣2️⃣7️⃣!
— FC Barcelona (@FCBarcelona) December 28, 2021
Das viel grössere Problem für Barcelona ist die Gehaltsobergrenze, welche es in der spanischen Liga gibt. Diese wird für jedes Team individuell berechnet und hängt von finanziellen Faktoren wie etwa den erwartete Einnahmen oder der durchschnittlichen Höhe der Transfereinnahmen in den letzten Jahren ab.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist diese Obergrenze bei den spanischen Teams zuletzt gesunken – und bei Barcelona stürzte sie regelrecht ab. Nur noch 97 Millionen Euro dürfen die Katalanen an Gehältern bezahlen, damit ganze 285 Millionen weniger als noch im Vorjahr. Momentan liegt die Lohnsumme aber bei über 400 Millionen, was auch der Grund dafür war, dass der Vertrag von Lionel Messi im Sommer nicht verlängert hatte werden können.
Diese Obergrenze ist nun auch im Fall Ferran Torres ein Problem. Der Stürmer konnte zwar verpflichtet werden, ist bei der Liga allerdings noch nicht angemeldet. «Torres kann jetzt nicht registriert werden», bestätigte auch Sportchef Mateu Alemany, «wir wussten, dass wir das nicht können. Aber für Ferran mussten wir eine Ausnahme machen.» Und solange Torres nicht angemeldet ist, wird er auch nicht für Barcelona spielen dürfen.
Muss Barcelona nun also über 300 Millionen an jährlichem Gehalt einsparen, um Torres zu registrieren? Nein. Die Regeln der Liga besagen, dass man auch bei überschrittener Gehaltsobergrenze noch Transfers tätigen darf – allerdings nur, wenn man gleichzeitig auch andere Ausgaben reduzieren kann.
Die Grundregel besagt, dass man einen Viertel an eingespartem Geld für weitere Ausgaben ausgeben darf. Geht also ein Spieler, der 10 Millionen pro Jahr verdient, darf man einen neuen holen, der 2,5 Millionen verdient. Spart man bei einem Spieler, der mindestens 5 Prozent der gesamten Lohnsumme in Anspruch nimmt, kann sogar die Hälfte wieder investiert werden. So konnte Barcelona am Mittwoch Dani Alves offiziell anmelden, da mit dem Rücktritt von Sergio Agüero Budget freigeworden ist.
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— FC Barcelona (@FCBarcelona) January 5, 2022
FC Barcelona have received confirmation of the registration of @DaniAlvesD2. The player is available for #LinaresBarça. pic.twitter.com/LceX7W8Zhk
Die Aufgabe, Ferran Torres anmelden zu können, ist für Barcelona also nicht ganz einfach. Der Youngster wird bei den Katalanen wohl ebenfalls zu den Topverdienern zählen, was gleichzeitig bedeutet, dass Barcelona einige Grossverdiener loswerden oder deren Gehalt kürzen muss.
Eine erste Wunschlösung der Barça-Verantwortlichen wäre wohl eine Vertragsverlängerung mit Ousmane Dembélé, der nur noch bis im Sommer an Barcelona gebunden ist. Der Sinn dahinter: Der Franzose ist mit 20 Millionen ein Grossverdiener und soll zwar bleiben, aber nach durchzogenen Leistungen bereits jetzt eine Gehaltskürzung hinnehmen.
Damit gäbe es mehr Spielraum für den Lohn von Ferran Torres – doch Dembélé scheint von dieser Idee nicht begeistert. Bisher nahm er die Angebote nicht an, wie diverse Medien berichten, soll er gar auf eine Gehaltserhöhung pochen.
Damit scheint es so, als müsse sich Barcelona darum bemühen, den einen oder anderen Spieler abzugeben. Kandidaten gibt es dafür einige – in erster Linie Philippe Coutinho und Samuel Umtiti, welche zu den teuersten Spielern gehören, obwohl sie kaum eine Rolle spielen. Und auch die beiden Sommer-Neuzugänge Memphis Depay und Luuk de Jong – beides Wunschtransfers von Ex-Trainer Ronald Koeman – könnten im Winter schon wieder gehen.
Der Fall Torres zeigt also, dass für Barcelona auch in Zukunft grosse Transfers möglich sind – ganz aus der Luft gegriffen sind die Laporta-Anspielungen auf Erling Haaland sicher nicht. Allerdings muss dafür die Gehaltsstruktur innerhalb des Vereines umgekrempelt werden. Für Grossverdiener, die nicht gebraucht werden – allen voran Coutinho und Umtiti – muss irgendwie eine Lösung gefunden werden, um wieder mehr Spielraum zu bekommen.
Andererseits ist es wichtig, den Salary Cap wieder etwas nach oben zu bringen. Zu einem gewissen Teil wird dies durch die Zuschauer-Zunahme in dieser Saison möglich sein, doch den grossen Sprung nach oben kann man dadurch noch nicht erwarten. Zusätzlich ist es aber extrem wichtig, auch sportlich möglichst viel Geld reinzuholen. Ein essenzieller Grundstein ist dabei etwa die Qualifikation für die Champions League, welche Barça als Nummer Fünf der Hinrunde derzeit allerdings zu verpassen droht.
Der Spitzenfussball ist durch und durch versaut.