18 Spiele, 3 Tore und 9 Assists. Gemessen am Standard, den Kevin Fiala in den zwei Saisons zuvor festgelegt hatte, ist das zu wenig. Der Schweizer NHL-Stürmer steht deshalb bei den Minnesota Wild stark in der Kritik. Und jüngst sind zu dieser auch noch Trade-Gerüchte dazugekommen.
Wie kam es dazu, dass der 25-Jährige innert so kurzer Zeit vom Fan-Liebling zum Buhmann abstieg? Und ist an den Trade-Gerüchten auch wirklich etwas dran? Wir haben nach Antworten gesucht.
Eigentlich lässt es sich auf ein Problem runterbrechen: Kevin Fiala schiesst aktuell zu wenig Tore. Nach 18 Spielen hat er deren drei auf dem Konto, während er 2019/20 in 64 Spielen 23 Tore schoss und 2020/21 in 50 Spielen 20 Treffer. Oder auf die Eiszeit runtergerechnet: Der Ostschweizer erzielt aktuell fünfmal weniger Tore als in den zwei Saisons zuvor.
Eine reduzierte Torproduktion kann viele Gründe haben. Spielt Fiala diese Saison etwa schlechter? Kommt er zu weniger Chancen? Nein, überhaupt nicht. Sogar das Gegenteil ist der Fall: In seiner ganzen bisherigen NHL-Karriere hat sich der Ostschweizer noch nie so häufig gute Torchancen herausgespielt. Auch die On-Ice-Metriken zeigen: Wenn Fiala auf dem Eis steht, dominiert Minnesota mehrheitlich. Doch es gelingt ihm nicht, diese Dominanz in Tore umzusetzen.
Einerseits ist sicher eine gewisse Verkrampfung vorhanden. Fiala wirkt nach dem Start unter Erwartungen auf und auch neben dem Eis frustriert. Andererseits ist es schlicht und einfach auch Pech. Fialas Schusseffizienz liegt derzeit bei mickrigen 2,94 Prozent. Es ist einfach nicht möglich, dass sein Schuss und seine Chancenauswertung ohne ersichtlichen Grund plötzlich so viel schlechter geworden sind.
Fialas Schusseffizienz liegt über den Lauf seiner Karriere durchschnittlich bei etwas über zehn Prozent. Im Normalfall gleicht sich das über die Dauer einer vollen Saison einigermassen aus. Das bedeutet: Auch wenn sich der Stürmer vielleicht nicht auf seine üblichen zehn Prozent steigert, wird irgendwann eine Phase kommen, in der die Pucks wieder häufiger reinfallen.
Neben den fehlenden Toren bemängeln die Fiala-Kritiker auch, dass er sich zu viele Puckverluste (Giveaways) leistet. Es stimmt, dass Fiala anfällig dafür ist. Er ist ein technisch versierter, kreativer Stürmer, der auch 1-gegen-1-Duelle sucht. Dass da zwischendurch auch Pucks verloren gehen, ist nur normal. Allerdings hat sich der Ostschweizer noch nie in seiner Karriere so wenige Giveaways geleistet wie dieses Jahr.
Einerseits sind die Verantwortlichen in Minnesota natürlich unzufrieden mit Fialas Leistungen. Er soll für die Mannschaft Tore schiessen und das macht er zu wenig oft. Doch hinter den Trade-Gerüchten stehen auch noch andere Überlegungen.
Eine davon ist Minnesotas Salary-Cap-Situation. Die Wild haben mit Kirill Kaprizov (9 Millionen pro Jahr bis 2026), Mats Zuccarello (6 Mio. bis 2024), Joel Eriksson Ek (5,25 Mio. bis 2029), Jared Spurgeon (7,56 Mio. bis 2027) und Jonas Brodin (6 Mio. bis 2028) schon viel Geld langfristig verplant. Dazu kommt, dass in den drei kommenden Saisons als Strafe für das Auskaufen der Verträge von Zach Parise und Ryan Suter jeweils zwischen 12,7 und 14,7 Millionen an Cap-Space verloren gehen.
Fiala hat derzeit einen Vertrag, der Ende Saison ausläuft und ihm 5,1 Millionen Dollar einbringt. Für Minnesota wird es im Sommer schwierig, nochmals ein gleiches oder besseres Angebot zu machen. Bei einem Trade würden sie – anders, als wenn sie ihm keinen neuen Vertrag anbieten – wenigstens noch einen Gegenwert erhalten.
Eine andere Überlegung, die bei den Wild sicher eine Rolle spielt: Kevin Fiala ist Flügel. Dort hat Trainer Dean Evason mit Matt Boldy, Adam Beckman oder Josh Pillar jüngere Talente, die nachkommen. Auf der Centerposition hingegen besteht in Minnesota ein Mangel. Sollte General Manager Bill Guerin die Möglichkeit haben, Fiala für einen Mittelstürmer einzutauschen, wird er das wohl tun.
Eines der ernsthaftesten Gerüchte lautet: Kevin Fiala könnte zu den Vancouver Canucks wechseln. Im Gegenzug soll J.T. Miller Minnesota verstärken. Der kanadische Stürmer ist wie Fiala ein Skorer, kann im Gegensatz zum Schweizer aber auch auf der Centerposition eingesetzt werden.
Ein solcher 1:1-Tausch wäre wohl auch ein relativ faires Geschäft. Miller war in den letzten Jahren der etwas erfolgreiche Skorer, Fiala ist aber jünger und hat insgesamt einen positiveren Einfluss auf das Spiel.
Wie realistisch ist dieser Trade? Wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Angeblich soll Wild-GM Bill Guerin bei den Vancouver Canucks angeklopft haben. Dass Minnesota den Schweizer im Laufe der Saison noch traden wird, erscheint realistisch. Allerdings scheint es unrealistisch, dass es gleich in den nächsten Tagen passieren wird. Wahrscheinlicher ist, dass die Wild abwarten, wie sich Fiala im Lauf der Saison entwickelt und dann eine Entscheidung fällen.