Sein Name steht für Brillanz. Für schöne Tore und Pässe. Für wunderbare Emotionen. Für Spielfreude. Für magische Momente. Für Träume und die Hoffnung, dass die Schweizer Fussballer irgendwann im Konzert der Grossen mitmischen können. Sein Name ist Xherdan Shaqiri.
Die Nachricht, dass Shaqiri nun plötzlich auf die Nationalmannschaft verzichtet, irritiert. Die Begründung, die er Nationaltrainer Vladimir Petkovic mitgibt noch mehr: Er fühle sich leer und nicht fähig, in seiner aktuellen Situation dem Team zu helfen. Das wirft Fragen auf. Hat Shaqiri die Lust auf die Schweiz verloren? Wie sehr nagen die Diskussionen rund um den Doppeladler weiter an ihm? Und ist das Verhältnis mit Petkovic tatsächlich so kühl, wie es häufig scheint?
Zunächst einmal hilft der Blick nach Liverpool. Dort steht Shaqiri als Fussballer derzeit unter Vertrag. Nur darf er kaum Fussballer sein. Er sitzt fast ausschliesslich auf der Ersatzbank. Weil Liverpool ein Weltklasse-Team ist und Stars vereint. Da bleibt für Shaqiri nur die Nebenrolle. So sehr, wie das einst schon beim FC Bayern München und Inter Mailand der Fall war. Eine Hauptrolle ist Shaqiri nur dann vergönnt, wenn das Team weniger prominent ist. Doch dann lässt sich eben auch keine Champions League gewinnen. Es ist das Dilemma, in dem Shaqiri Zeit seiner Karriere gefangen scheint. Und das ihn von anderen wie Stephan Lichtsteiner und Granit Xhaka unterscheidet.
Nun könnte man meinen, wenn ein wichtiger Fussballer im Klub Probleme hat und selten spielt, dann geniesst er die Wertschätzung seiner Person und seiner spielerischen Klasse im Nationalteam umso mehr. Es gibt genügend Beispiele dafür. Fabian Schär und Haris Seferovic holten sich immer wieder Motivation und Energie im Schweizer Dress. Dazu kommt, dass einer, der für sich das Prädikat «Führungsspieler» beansprucht, gerade in schwierigen Momenten sein Kämpferherz zeigt. Das alles lässt Shaqiri mit seinem Verzicht vermissen. Stattdessen stellt er seine eigenen Interessen über jene der Nationalmannschaft. Es ist ein rätselhafter Alleingang und ein fatales Zeichen.
Nationaltrainer Petkovic schützt Shaqiri mit bemerkenswerter Vehemenz. Wer ihn so reden hört, bekommt bisweilen gar den Eindruck, Shaqiri befinde sich psychisch in einer ziemlichen Krise. Überinterpretationen sind indes nicht angebracht. Denn Petkovic weiss, dass es nur Verlierer gibt, wenn sich ein Streit mit seinem Wirbelwind entfacht. Man kann darum seine Reaktion klug nennen. Oder aber gefährlich. Denn während sich Shaqiri seine Prinzipien nach Gutdünken zurecht legt, muss Petkovic der Mannschaft gleichzeitig Leitplanken setzen, wie es sie in jedem funktionierenden Team braucht. Die Frage ist nur, wie sehr er damit seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt.
82 Länderspiele hat Shaqiri bis heute bestritten. Nur neun Fussballer haben noch mehr Einsätze für die Schweiz auf dem Buckel. Und das, obwohl Shaqiri im Oktober erst 28 Jahre alt wird. Die Zahlen sind wichtig, weil sie verdeutlichen, was Shaqiri für den Schweizer Fussball schon alles geleistet hat.
Und nicht nur das. Er darf für sich in Anspruch nehmen, bereits mit seiner schieren Präsenz ziemlich viel (positiven) Einfluss zu haben in all den politischen Fragen, die eine Gesellschaft eben so beschäftigen. Es geht um Integration. Um das Zusammenleben und Verständnis füreinander, obwohl man von verschiedenen Kulturen geprägt ist. Vielleicht war das Verhältnis zwischen Schweizern und Kosovaren nie besser seit der Jugoslawien-Kriege als heute.
Natürlich, man muss den Einfluss von Shaqiri auch nicht überhöhen. Und es gab oft genug Situationen – denken wir an den Doppeladler nach der WM –, in denen man sich fragte: Wäre ein etwas überlegteres Handeln nicht auch möglich gewesen? Doch eines gilt ganz gewiss: Seit Xherdan Shaqiri 2010 Nationalspieler wurde, hat er die Nationalmannschaft geprägt wie kein anderer. Und er ist der Liebling der Massen. Will er es bleiben, muss er seine Prinzipien überdenken. (bzbasel.ch)
Zunächst mal ist das keine Analyse.
Das ist alles nur Mutmassung.
Dann der „Vorwurf“ er würde seine eigenen (gesundheitlichen?) Interessen über die der Nati stellen.
Ich hoffe doch sehr, alles andere wäre unvernünftig.
Zu den Leitplanken:
Ein Trainer, der seine Autorität bei den Spielerm verliert, weil ein anderer mal nicht dabei ist?
Macht keinen Sinn.
Und ob der Doppeladler noch „an ihm nagt“ werden sie nur herausfinden, wenn sie ihn fragen.