Mit der Vollrunde von gestern zum Abschluss befindet sich die National League nun offiziell in der Weihnachtspause. Allerdings dürften nicht alle Klubs in gleich festlicher Stimmung sein. Wir haben analysiert, was sich die 14 Teams zu Weihnachten wünschen.
Bei keinem Team dürfte die Stimmung an Weihnachten so gut sein wie bei den ZSC Lions. Die Zürcher führen zur Pause die Tabelle als souveräner Leader an und dürfen bereits jetzt den Blick sanft in Richtung Playoffs richten. Sie haben starke ausländische und Schweizer Stürmer, eine extrem gut und breit besetze Verteidigung und einen der besten Goalies der Liga.
Was auf die Playoffs hin noch fehlt? Die Magie, die Denis Malgin und Sven Andrighetto in der Saison 2021/22 ausgestrahlt haben. Damals zog das Duo die Zürcher Löwen fast im Alleingang in den Playoff-Final. Malgin tritt in dieser Saison gut, aber nicht überragend auf. Andrighetto wird nach einer Handgelenksverletzung noch von einer Schiene eingeschränkt. Finden die zwei in einer verstärkten Zürcher Mannschaft die Magie von vor zwei Jahren wieder, ist der erste Titel seit 2018 möglich.
Der EVZ hat die beste Offensive der Liga (gemeinsam mit Lugano, 111 Tore), aber auch das schlechteste Powerplay der Liga. Wie ist das möglich? Einer der Gründe könnte auch Assistenztrainer Lars Johansson gewesen sein, der für das Überzahlspiel verantwortlich war. Am 7. Dezember trennte sich der EVZ vom Schweden – nicht nur deshalb, aber wohl auch. Seither war Sportchef Reto Kläy auf der Suche nach einem Nachfolger. Offenbar erfolgreich. Denn wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, soll der bislang unbekannte, neue Assistenztrainer bereits am 2. Januar seinen Einstand geben.
Der EVZ trennt sich vom schwedischen Assistant Coach Lars Johansson.
— EVZ (@official_EVZ) December 7, 2023
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Wir bedanken uns bei Lars für seinen Einsatz und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.#fürblauundwiis pic.twitter.com/h741grWmcw
Klingt verrückt, schliesslich hat Gottéron erst vor drei Jahren seine neu renovierte Arena eröffnet und die Kapazität um mehr als 2500 Plätze auf 9030 mögliche Zuschauer gesteigert. Doch wenn uns diese Saison bislang etwas gelehrt hat, dann war das noch zu pessimistisch. 16 Heimspiele hat Fribourg in dieser Saison absolviert, jedes einzelne war mit 9030 Zuschauern ausverkauft. Ein paar zusätzliche Plätze sollen bald folgen und die Kapazität auf 9300 gesteigert werden. Geht noch mehr? Der EVZ macht es vor und plant, seine Arena nach oben zu erweitern, um weitere 1400 Sitzplätze zu schaffen.
Auf der etwas anderen Seite des Fan-Spektrums sitzt der Lausanne HC. Der Zuschauerschnitt ist mit fast 6800 Fans zwar ordentlich und eigentlich der fünftbeste der Liga. Sieht man sich aber die Auslastung an, sind die Waadtländer mit ihrem zu knapp 70 Prozent gefüllten Stadion plötzlich das zweitschlechteste Team und nur noch vor dem HC Davos. Vor Corona lockte Lausanne noch regelmässig mehr als 8000 Fans pro Spiel an. Doch es scheint, als hätte das Verpassen der Playoffs letztes Jahr einige Fans vergrault.
Auch Simon Moser wird vom Zahn der Zeit nicht verschont. Mittlerweile ist der Captain des SC Bern 34 Jahre alt und für seine Mannschaft immer noch ein wichtiger Spieler. In dieser Saison überzeugt der Flügel als Defensivstürmer, der es schafft, die gegnerischen Chancen stark zu limitieren. Moser ist ein Leader und Vorzeigekämpfer, wie er es schon immer war.
Mittlerweile gelingt es dem Berner aber deutlich weniger gut, das Spiel auch offensiv zu prägen. Mit sieben Toren und vier Assists aus 33 Spielen ist Moser auf dem Weg zu seiner offensiv zweitschwächsten Saison seit seinem Rookie-Jahr in Langnau. Das ist einerseits aufgrund seines fortgeschrittenen Sportleralters verständlich, andererseits wünscht sich vermutlich mancher SCB-Fan den offensiv-dominanten Simon Moser zurück, der den Klub zu drei Meistertiteln geführt hat.
Nach zuletzt defensiv sehr guten Jahren lässt der HC Lugano dieses Jahr wieder mehr gegnerische Chancen zu. Pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey sind es 2,62 Expected Goals Against, der fünftschlechteste Wert der Liga. Das erklärt aber noch nicht ganz, warum die Tessiner pro Spiel durchschnittlich fast drei Tore kassieren.
Ein Problem sind teilweise auch die Torhüter. Sowohl Mikko Koskinen als auch Niklas Schlegel zeigen immer wieder sehr gute Spiele – aber eben auch das Gegenteil. Bestes Beispiel war die gestrige Partie, als Koskinen gegen Ajoie von den ersten fünf Schüssen zwei passieren liess. Will sich Lugano auf einem direkten Playoff-Platz festsetzen, braucht es im neuen Jahr konstantere Leistungen seiner Goalies.
Zu Weihnachten sicher auf einem Pre-Playoff-Platz. Diese Bilanz hätte Ambri vor der Saison so sicher gerne genommen. Nun geht es darum, mit der Energie zu haushalten und die Position im neuen Jahr zu verteidigen. Zuvor steht noch der Spengler Cup in Davos an. Eine erfolgreiche Titelverteidigung könnte den Leventinern den nötigen Schub geben, die Regular Season erfolgreich zu beenden. Im schlechtesten Fall raubt das Turnier der Mannschaft aber wichtige Energie für den Januar und den Februar.
Auch weit nach der Hälfte der Regular Season hat Servette den Meisterblues noch nicht abgelegt. Natürlich waren da einerseits Probleme auf der Goalieposition, die mit dem Zuzug von Jussi Olkinuora aber vorerst gelöst scheinen. Klar ist vor allem auch, dass von den Schweizer Feldspielern mehr kommen muss.
Vincent Praplan ist mit etwas weniger als einem halben Punkt pro Spiel bester Schweizer Skorer der Genfer. Von ihm, aber auch von Playoff-MVP Tanner Richard, Captain Noah Rod oder Verteidiger Simon Le Coultre kommt bislang zu wenig.
Wie schon beim SC Bern sprechen wir auch beim HC Davos vom Zahn der Zeit. Lange sah es so aus, als wäre Andres Ambühl davon unbetroffen. Letzte Saison sammelte er mit 39 Jahren noch 29 Skorerpunkte. Nun ist er auf Kurs zu 17 Punkten am Ende der Regular Season. Damit steht der Routinier etwas stellvertretend für die ältere Schweizer Stürmergeneration bei den Bündnern. Marc Wieser ist längst nicht mehr der Sniper vergangener Tage und Enzo Corvi spielt seine bisher schwächste Saison in Davos.
Der EHC Biel hat sich im Schlussspurt vor den Weihnachten auf den letzten Pre-Playoff-Platz vorgekämpft. Damit beweisen die Seeländer, dass sie eigentlich gut genug wären, um noch weiter oben in der Tabelle zu stehen. Aber eben nur, wenn sie gesund sind. Kaum ein anderes Team kämpfte in den ersten Monaten der Meisterschaft mit derart vielen Verletzungen. Mittlerweile können die Seeländer wieder auf praktische alle ihrer Leistungsträger zählen – und zeigen sich prompt verbessert. Wenn die Reise in der Tabelle noch weiter nach oben gehen soll, muss Biel ab jetzt von der Verletzungshexe verschont werden.
Die ausländischen Stürmer Aleksi Sarela und Sean Malone zeigen in Langnau gute Leistungen. Auch die Verteidiger Vili Saarjärvi und Juuso Riikola spielen ordentlich. Bei den Schweizer Stürmern würde allerdings gähnenden Leere herrschen, wäre da nicht Julian Schmutz. Mit neun Toren und elf Assists aus 30 Spielen erfüllt der 29-Jährige die Erwartungen. Doch dahinter kommt zu wenig. Nächstbester Schweizer Skorer ist der 21-jährige Verteidiger Noah Meier mit drei Toren und sechs Assists. Zweitbester Schweizer Stürmer ist Flavio Schmutz (6 Punkte in 31 Spielen). Wollen die Tigers nach den Pre-Playoffs greifen, dann reicht das einfach nicht.
Nach drei Playoff-Teilnahmen in Folge sind die Rapperswil-Jona Lakers in den Tabellenkeller zurückgefallen. Problemzonen gibt es am Obersee mehrere, eine der Auffälligsten ist aber der Nachlass in der Produktion bei Rapperswils bestem Spieler. Letzte Saison sammelte der Tscheche noch 4,27 Punkte und 1,93 Tore pro 60 Minuten Eiszeit. Nun ist seine gesamte Punkteproduktion niedriger als die Torproduktion der letzten Saison. Natürlich liegt die Baisse der Lakers nicht nur an Cervenka – aber sie könnten einen Stürmer von diesem Format gut gebrauchen.
Wie in Rapperswil, sind auch in Kloten die Probleme vielschichtig. Ein grosses Problem sind aber die Strafen und deren Konsequenzen. Die Zürcher Unterländer kassieren mit Abstand die meisten Zweiminutenstrafen der Liga: 135 gegenüber 124 beim HC Davos, dem am zweithäufigsten bestraften Team. Das wäre weniger problematisch, wenn Kloten nicht auch noch mit Abstand das schlechteste Unterzahlspiel der National League hätte. Das Team von Larry Mitchell kassiert in jeder vierten Strafe ein Tor – ein Rezept für ein Desaster.
Ja, Ajoie hat noch zwei, drei Spiele weniger als die meisten ihrer Ligakonkurrenten. Aber Ajoie liegt auch schon zwölf Punkte hinter dem zweitletzten Kloten. Von den letzten zehn Spielen haben die Jurassier zwei gewonnen, keines davon nach 60 Minuten. Zwei Siege in Serie gab es in dieser Saison … äh, noch nie. Sie schiessen am wenigsten Tore, lassen die zweitmeisten zu und kreieren auch kaum Chancen. Es würde nicht wundern, wenn sich die Ajoulots nur noch wünschen würden, dass diese Seuchensaison bald endet.