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Laura Dahlmeier war eine besondere Sportlerin – ein Nachruf

FILE - Germany's Laura Dahlmeier skis during the World Cup biathlon women's short 12.5-kilometer event in Canmore, Alberta, Thursday, Feb. 7, 2019. (Jeff McIntosh/The Canadian Press via AP,  ...
Die Berge waren ihr zu Hause: Laura Dahlmeier ist 31-jährig tödlich verunglückt.Bild: keystone

Für das «pure Leben» in den Bergen gab sie ihren Sport auf – das war Laura Dahlmeier

Laura Dahlmeier war eine der erfolgreichsten Biathletinnen ihrer Zeit – und doch beendete sie ihre Karriere mit 25 Jahren, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Ein Nachruf auf eine besondere Sportlerin.
30.07.2025, 17:4230.07.2025, 19:38
benjamin zurmühl / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Wer im Internet Bilder von Laura Dahlmeier sucht, der stösst meist auf ein lachendes Gesicht. Ob beim Biathlon, in der Natur oder bei Wohltätigkeitsveranstaltungen: Dahlmeier lächelt. Die deutsche Doppel-Olympiasiegerin strahlte eine ansteckende Lebensfreude aus, ihre Begeisterung war ehrlich.

Eine solche Ehrlichkeit zeigte sie auch im Sommer 2019, als sie ihr Karriereende bekannt gab. Mit nur 25 Jahren hörte sie mit dem Biathlon auf. Sieben Weltmeistertitel, zwei olympische Goldmedaillen, zahlreiche Weltcupsiege. Für sie war es genug. «Heute bin ich an dem Punkt, an dem ich nicht weiss, was ich mir für ein Ziel vornehmen sollte», erklärte sie damals. Zudem war sie «nicht mehr hundertprozentig davon überzeugt», Biathlon auf Spitzenniveau betreiben zu wollen. Königin Laura trat ab.

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Laura Dahlmeier hatte stets ein Lächeln auf dem Gesicht.Bild: www.imago-images.de

Ihre Konsequenz zeichnete sie aus

Für Fans und Experten war ihr Karriereende ein Schock, für sie selbst war es eine Befreiung. «Ich habe mich im Biathlon-Zirkus ein Stück weit eingeschränkt gefühlt. Das ist sehr starr», sagte sie später in der ZDF-Doku «Laura Dahlmeier und der Rausch der Höhe». «Wer mich kennt, weiss, dass mir schnell langweilig wird. Ich brauche immer wieder Veränderung.»

Diese Konsequenz zeichnete sie aus. Während andere Athletinnen sich bewusst sind, wie kurz die eigene Karriere ist, und daher versuchen, in den 10 bis 20 Jahren möglichst viel Geld einzunehmen, machte Dahlmeier vorzeitig Schluss damit. Weil es sie nicht erfüllte. Weil es ihr keine Lebensfreude mehr gab. Weil es sie nicht mehr herausforderte. Sie entschwand dem ganz grossen Scheinwerferlicht, beim Biathlon trat sie nur noch als Expertin für das ZDF auf.

Das pure, echte Leben

In ihrem Alltag folgte sie nun ihrer grossen Leidenschaft: den Bergen. Hier fühlte sie sich frei, hier fühlte sie sich gefordert. «Ich bin ein Kind der Berge», schrieb sie in ihrem Buch «Wenn ich was mach, mach ich's gscheid». «Das Schönste, das ich mir vorstellen kann, ist, wenn ich mit lieben Menschen draussen am Berg bin. Dann bin ich vollkommen zufrieden. Das ist für mich das pure, echte Leben.»

Dieses pure, echte Leben teilte sie auch mit ihren Fans. Auf ihrem Instagram-Profil finden sich Fotos aus Nepal, Italien, Österreich, natürlich ihrer Heimat und auch der Schweiz. Bergspitze um Bergspitze bestieg die deutsche Ausnahmesportlerin – stets mit einem Lächeln im Gesicht.

Ihre Freude mit Fahrlässigkeit zu verwechseln, wäre ein Fehler. Dahlmeier kannte das Risiko ihres Hobbys. «Ich bin mir dessen bewusst, dass es da alpine Gefahren gibt, und dass es schon auch ein Risiko birgt, da unterwegs zu sein», sagte sie in ihrer ZDF-Doku. Bei einer gemeinsamen Tour mit ihrem Vater stürzte sie einst, weil ein Griff ausgebrochen war. «Ich bin mittlerweile viel sensibler, was brüchiges Gestein anbelangt. Einfach, dass man merkt: Man ist auch nicht unsterblich», erklärte sie. Ein anderes Mal sagte sie: «Wer in die Höhe geht, muss wissen, dass er auch nicht zurückkommen kann.»

Dennoch wollte sie ihre Leidenschaft nicht ruhen lassen. Sie wollte etwas erleben, neue Erfolge feiern, ihre Freiheit spüren. Laura Dahlmeier starb dort, wo sie sich am lebendigsten fühlte – in den Bergen.

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nix sagen
30.07.2025 18:04registriert August 2020
Ich wollte zuerst schreiben, dass ich es bedenklich finde, dass andere ihr Leben riskieren müssen um Leute die sich freiwillig in so eine Situation begeben, zu retten. Aber angeblich hat sie schriftlich festgehalten, dass niemand sein Leben riskieren darf um sie zu rauszuholen. Das verdient Respekt. Mein Beileid an ihre Angehörigen.
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slnstrm
30.07.2025 18:15registriert August 2023
Ich kenne sie nicht, aber iht letzter Wille spricht für sie.
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Lupo Thunder
30.07.2025 18:23registriert Oktober 2024
Ach, einfach eine total traurige Geschichte. Eine so junge Frau stirbt, bei etwas was sie von Herzen liebte...puuh
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