Oft kommt es vor, dass ein Kader zu Beginn einer Eishockey-WM anders aussieht, wie dies am Ende des Turniers der Fall ist. Denn manchmal stossen im Verlauf der Zeit weitere Verstärkungen aus der NHL von ausgeschiedenen Playoff-Teams dazu. Das Gerüst der Mannschaften steht aber bereits. So gut sind die Teams dieses Jahr.
Schweden setzt dieses Jahr voll auf NHL-Power – auch im Tor. Die drei Goalies an der WM sind allerdings noch keine Stars. Jesper Wallstedt ist der schwedische Goalie der Zukunft, hat in Minnesota aber erst drei NHL-Spiele absolviert. Filip Gustavssons mässige Leistungen waren einer der Gründe, warum Minnesota die Playoffs dieses Jahr verpasst hat. Und Samuel Ersson wurde in Philadelphia in eine Situation geworfen, für die er nicht bereit war: Er musste die Rolle der Nummer 1 übernehmen, nachdem Carter Hart wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht musste und aus dem Team flog. Auch wenn alle drei in der NHL noch ihre Mühen hatten, werden sie auf WM-Niveau ein guter Rückhalt sein.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Das Prunkstück dieses schwedischen Teams: Mit Victor Hedman, Erik Karlsson und Rasmus Dahlin sind drei der besten Verteidiger der Welt in der Mannschaft. Sie werden ergänzt von Jonas Brodin, einem starken Defensivverteidiger von Minnesota, und Marcus Pettersson, der in Pittsburgh eine ähnliche Rolle übernimmt. Daneben sind Zugs Lucas Bengtsson und Ambris Tim Heed als starke, europäische Allround-Verteidiger ebenfalls mit von der Partie.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐
Schweden muss voraussichtlich auf Superstar Filip Forsberg verzichten. Der Nashville-Stürmer litt die gesamte zweite Saisonhälfte an einer Knochenprellung im Fuss, die ihm Schmerzen verursachte, wann immer er die Schlittschuhe anzog. Trotzdem ist der schwedische Sturm äusserst stark besetzt.
Adrian Kempe und Lucas Raymond sind dynamische NHL-Starstürmer – sie bringen Tempo, Technik und Torgefahr. Joel Eriksson Ek ist einer der besten Zweiwegstürmer der NHL. Daneben sind mit Fabian Zetterlund, Marcus Johansson, André Burakovsky, Victor Olofsson oder Pontus Holmberg andere gute NHL-Stammspieler dabei. Ergänzt wird das Team von National-League-Topskorer Marcus Sörensen und Max Friberg, einem der Leader bei Frölunda Göteborg.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐
Am schwächsten sind die Amerikaner zwischen den Pfosten besetzt. Alex Lyon war der einzige Goalie, der bei den Detroit Red Wings zumindest teilweise für Stabilität sorgen konnte. Aber überragend war auch er nicht. Trey Augistine ist 19-jährig: Er hat in der College-Liga NCAA überzeugt, aber noch nie gegen Erwachsene gespielt. Vermutlich wird darum Alex Nedeljkovic die Verantwortung übernehmen müssen. Der 28-Jährige spielte bei Pittsburgh eine durchzogene Saison, hat aber mit U18-Gold schon sein Können an internationalen Turnieren gezeigt.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Zach Werenski (57 Punkte in 70 Spielen) ist der grösste Star in der US-Verteidigung. Er wird von hinten raus für die offensive Musik sorgen und auch im Powerplay eine wichtige Rolle spielen. Ähnliches trifft auch auf New Jerseys Rookie Luke Hughes zu. Seth Jones und Alex Vlasic sind für die defensive Stabilität zuständig.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Im Sturm bringt das US-Team eine interessante Mischung mit. Da sind gestandene Stars wie Brady Tkachuk oder Johnny Gaudreau, junge NHL-Sniper wie Matt Boldy und Cole Caufield, routinierte NHL-Alleskönner wie Brock Nelson oder Kevin Hayes sowie interessante College-Spieler in Will Smith (#4 Draft 2023) und Ryan Leonard (#8 Draft 2023).
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐
Die deutsche Nummer 1 wird Philipp Grubauer sein – eine Rolle, die er bei den Seattle Kraken im Kampf mit dem USA-Schweizer Joey Daccord verloren hat. Trotzdem dürfte Bundestrainer Harold Kreis noch so gerne auf die Erfahrung des NHL-Keepers zählen. Mit Mathias Niederberger stünde eine Nummer 2 mit viel WM-Erfahrung bereit.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Keine NHL-Verstärkung in der deutschen Verteidigung: Moritz Seider ist noch ohne Vertrag für die nächste Saison in Detroit und der deutsche Verband konnte – ähnlich wie die Schweiz bei Janis Moser – die Versicherung nicht stemmen. Maksymilian Szuber hat bei Arizona zwar ein NHL-Spiel gemacht, war den Rest der Saison aber in der AHL im Einsatz. Ansonsten sind viele bekannte Namen dabei, die die Schweizer nur zu gut kennen: Jonas und Moritz Müller, Kai Wissmann, oder Tobias Fohrler von Ambri-Piotta.
Bewertung: ⭐⭐
Der deutsche Sturm kann sich dieses Jahr sehen lassen, auch wenn Kreis abermals auf Tim Stützle verzichten muss. Dafür ist JJ Peterka dabei, der bei Buffalo endgültig in der NHL angekommen zu sein scheint (50 Punkte in 82 Spielen). Und auch Routinier Nico Sturm ist mit von der Partie. Ergänzt wird der Angriff mit SCB-Star Dominik Kahun und alten Bekannten wie Leo Pföderl, Frederik Tiffels, Zugs Marc Michaelis oder Yasin Ehliz.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Seit Jaroslav Halak zurückgetreten ist, gibt es keine slowakischen Goalies mehr in der NHL. So muss Trainer Craig Ramsay auf seine Torhüter in Europa zurückgreifen. Stanislav Skorvanek hat eine sehr gute Saison hinter sich, er spielt aber auch «nur» in der slowakischen Liga. Samuel Hlavaj und Matej Tomek waren ordentlich, spielten aber auch in Tschechien gegen stärkere Konkurrenz.
Bewertung: ⭐⭐
Die Verteidigung der Slowaken ist ziemlich gut besetzt. Martin Fehervary hat sich bei den Washington Capitals als NHL-Stammspieler etabliert. Simon Nemec hat als Rookie in New Jersey mit seiner Ruhe und Unaufgeregtheit überzeugt. Der 20-Jährige ist defensiv solide und kann auch offensiv etwas beitragen. Daneben ist Peter Ceresnak einer der besten Offensiv-Verteidiger der tschechischen Liga. Der Rest der Hintermannschaft sind Stammspieler in der AHL, Tschechien oder zuhause in der Slowakei.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Auch im Sturm hat die Slowakei NHL-Verstärkungen mit dabei. Tomas Tatar konnte die gute letzte Saison in New Jersey dieses Jahr weder in Colorado noch in Seattle bestätigen. Trotzdem wird seine Torgefährlichkeit und seine Spielintelligenz sehr wertvoll sein für die Slowaken. Der zweite NHL-Spieler ist der 24-jährige Martin Pospisil, der in Calgary seine erste Saison spielte (24 Punkte in 63 Spielen). Ein grosser Teil der Tore wird auch vom Ex-Zuger Peter Cehlarik und dem in Tschechien spielenden Center Lukas Cingel kommen müssen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Können die Letten den sensationellen Bronzegewinn vom letzten Jahr bestätigen? Vieles hängt auch von den Torhütern ab. Zuhause in Riga hat Kristers Gudlevskis seine Mannen zur Medaille gehext, nun ist aber auch NHL-Goalie Elvis Merzlikins wieder dabei. Macht das die Letten noch stärker? Oder bringt der charismatische Ex-Luganesi das Mannschaftsgefüge durcheinander?
Bewertung: ⭐⭐⭐
Der Leader in der Verteidigung wird Ralfs Freibergs sein, der in Tschechien spielt. Er ist in der Schweiz spätestens bekannt, seit er die Letten zum überraschenden Triumph an der Kügeli-WM 2020 geschossen hat. Ansonsten ist es ein bunter Mix mit Spielern aus der slowakischen, französischen, der zweiten schwedischen oder gar aus der US-College-Liga.
Bewertung: ⭐⭐
Die Namen hat man als Hockey-Fan schon oft gehört. Miks Indrasis, Kaspars Daugavins, Rodrigo Abols, Rihards und Roberts Burkarts. Es sind die gleichen lettischen Stammkräfte wie immer in den letzten Jahren. Allesamt befinden sie sich aber auch schon im Herbst ihrer Karriere. Ob das noch einmal für einen Exploit reicht?
Bewertung: ⭐⭐
Frankreich, Kasachstan und Polen dürften den Abstieg unter sich ausmachen. Die Franzosen haben mit den National-League-Vertretern Enzo Guebey, Thomas Toro und Kevin Bozon sowie NHL-Routinier Pierre-Édouard Bellemare sicherlich die besten Karten. Die Kasachen bestehen wieder mehrheitlich aus Spielern des KHL-Klubs Barys Astana und Polen versucht bei seiner 30. (!) Teilnahme in der Top-Division den direkten Wiederabstieg zu verhindert.