Der EHC Biel ist und bleibt die torgefährlichste Mannschaft der Liga bei nummerischem Gleichbestand auf dem Eis – in den Playoffs wie schon in der Regular Season. Auch Genf ist eine gute Offensivmannschaft, kommt aber nicht ganz an die Seeländer heran.
In der Regular Season waren beide Mannschaften etwa auf Augenhöhe, liessen pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey Chancen für rund 2,4 Gegentore zu. Seit dem Start der Playoffs hat Genf aber nochmals eine Schippe zugelegt. In 11 Playoff-Spielen gegen Lugano und Zug liess Servette Chancen für nur 2 Gegentore pro 60 Minuten zu.
Wie wir mittlerweile wissen, setzt der EHC Biel bei den Schüssen mehr auf Qualität denn auf Quantität. Dementsprechend schneiden sie in diesem Punkt auch deutlich schlechter ab als Finalgegner Servette. Die Genfer schiessen pro 60 Minuten fast neunmal öfter auf den gegnerischen Kasten. In den Playoffs kontrollierten sie in ihren Spielen überragende 59,13 Prozent aller Torchancen, während der EHCB mit 48,93 Prozent gar einen leicht negativen Wert vorweist.
In der Regular Season war Genf ein Team, das vor allem nach andauerndem Puckbesitz in der offensiven Zone zum Erfolg kam. In den Playoffs haben sich die Servettiens aber als dreiköpfiges Offensiv-Monster entpuppt. Dass die Mannschaft von Jan Cadieux jetzt auch nach Rush-Angriffen und durch Forechecking gefährlich ist, könnte zum Problem für Biel werden. Denn mit diesen Szenarien hatten die Seeländer sowohl in der Qualifikation als auch in den bisherigen Playoffs etwas mehr Mühe.
Der EHCB selbst bevorzugt es ebenfalls, sich in der gegnerischen Zone zu installieren und die Tore geduldig herauszuspielen. Doch genau mit diesem Szenario ist Servette kaum zu knacken. Dass die Mannschaft von Antti Törmänen solche Probleme lösen kann, hat sie im Viertelfinal gegen Bern gezeigt. Gelingt es im Final nochmals?
Harri Säteri war einer der besten Torhüter in der Regular Season und beeindruckte auch in den Playoffs. Ebenfalls beeindruckend war, dass man bei Biel kaum einen Unterschied merkte, wenn für einmal Joren van Pottelberghe zwischen den Pfosten stand. Ähnlich gut war bislang aber auch Genfs Robert Mayer, der sich nach einer guten, aber nicht überragenden Regular Season enorm steigern konnte und Gauthier Descloux als Nummer 1 verdrängte. Punkt für beide.
Dass der EHC Biel die ZSC Lions sweepte, lag auch am überragenden Überzahlspiel der Seeländer. Die Mannschaft von Antti Törmänen verfügt über das effizienteste Powerplay der Playoffs (28,12 Prozent Erfolgsquote gegenüber 16,67 Prozent bei Genf).
In Unterzahl sind die Genfer aber etwas besser einzuschätzen. Servette hat in den Playoffs 87,10 Prozent aller Unterzahlsituationen ohne Gegentor überstanden. Da steht Biel mit 76,92 Prozent schwächer da.
Jan Cadieux ist noch relativ unerfahren auf der Position als Cheftrainer. Er hat aber mit taktischen Kniffen in den bisherigen Serien gezeigt, dass er es mit jedem Gegner aufnehmen kann. Antti Törmänen auf der anderen Seite wurde als Trainer schon Meister. Der Finne weiss, was es braucht, um einen Final zu gewinnen. Und er hat nach der neuerlichen Krebs-Diagnose die Gewissheit, dass die ganze Mannschaft für ihn die eigenen Energiereserven ausquetschen wird, wie eine Zitrone am Limonadenstand.
Beide Mannschaften haben im Halbfinal eine starke Mannschaft auf beeindruckende Art und Weise ausgeschaltet. Beide Mannschaften hatten vor dem Final eine längere Pause. Punkt für beide.
Auf dem Papier ist Genf im Final gegen Biel leicht zu favorisieren. Das widerspiegelt den Eindruck aus den Direktduellen in dieser Saison, wo Servette drei von vier Spielen gewinnen konnte. Bei 5-gegen-5 dürften die Genfer die bessere Mannschaft sein. Sollte Servette allerdings zu viele Strafen nehmen, würde das die Türe für den ersten Bieler Meistertitel seit Einführung der Playoffs öffnen.