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Wir legen uns fest: Heute fliegen zwei ganz Grosse des Weltfussballs aus dem WM-Turnier

Fans of Costa Rica watch a broadcast of the 2014 World Cup round of 16 game between Costa Rica and Greece, in San Jose June 29, 2014. REUTERS/Juan Carlos Ulate (COSTA RICA - Tags: SPORT SOCCER WORLD C ...
Ein Sieg gegen die Holländer: Spätestens dann würden in Costa Rica alle Masken fallen.Bild: JUAN CARLOS ULATE/REUTERS
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Wir legen uns fest: Heute fliegen zwei ganz Grosse des Weltfussballs aus dem WM-Turnier

03.07.2014, 23:0424.01.2024, 13:16
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Freitagabend, 18.00 Uhr im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro: Deutschland und Frankreich eröffnen die WM-Viertelfinals mit der prestigeträchtigsten aller Paarungen. Warum der Sieger Frankreich heissen wird und warum Belgien als bessere Schweiz die Argentinier ins Elend spediert: Einmal mehr zeigen wir uns irrwitzig, mit Mut zum Scheitern und wagen uns prognostisch auf die Äste.

Deutschland – Frankreich

4:0 gegen Portugal, Hurra-Fussball wie aus dem Bilderbuch – und dann lange nichts. Im grossen Kanton konnte das kollektive Schwarz-Rot-Geil-Mantra einmal mehr entstaubt werden. Das war nur logisch, angesichts von Cristiano Ronaldo, der nur ratlos da stand, und WM-Bomber Thomas Müller. Der stand auch nur da, aber er traf in allerbester Knipser-Manier. Dann: Mittelmass gegen Ghana, gegen die USA, zuletzt auch gegen Algerien. Hinzu kam: Man zeigte plötzlich Nerven. Mit Kritik hält man einigermassen hinterm Busch. Aber: Spielerisch war das zuletzt zuwenig, das ist Konsens. Und jetzt Frankreich. Ausgerechnet.

«Paul Pogba hat ein Kriegslied ersonnen, das wollen wir nach dem Spiel gegen Deutschland am Freitag singen.»
Olivier Giroud

Namen wie Benzema. Griezmann. Valbuena, der sagt: «Wir sind 23 Brüder. Die Entscheidung kann auch von der Bank kommen.» Pogba, von dem man im französischen Lager sagt: «Wir haben wild gefeiert, geschrien und gesungen. Paul Pogba hat ein Kriegslied ersonnen, das wollen wir nach dem Spiel gegen Deutschland am Freitag singen.» Die Franzosen, die Krieger. Mit der Erinnerung an 1982. 8:7 im Penaltyschiessen gegen die DFB-Elf. Deren Torwart mäht Patrick Battiston um: Angebrochener Halswirbel, Gehirnerschütterung, Zahnverlust. Man sinnt auf Rache. Offensive mit Schlagkraft trifft auf wackelnde Defensive. Die Chance werden sich die Franzosen nicht nehmen lassen.

Konfrontiert mit Kritik, reagiert Per Mertesacker pikiert. Gelungener Mix von den Kollegen von «11 Freunde».Video: Youtube/11Freunde

Brasilien – Kolumbien

Der Lattenschuss von Chiles Pinilla in der 120. Minute im Achtelfinal, er hatte das Potential zum Stich ins Herz einer ganzen Nation. Dass Neymar die Seleção im Penaltyschiessen doch noch durchbrachte, ist unverrückbar. Das Stossende aber am Mini-Sieg: Brasilien hätte sich eine Niederlage selbst zuschreiben müssen. Da war ein Zuviel an exogenem Glück (Schiedsrichter-Entscheide ...) und ein Zuwenig an endogener Überzeugungskraft (Fred und Hulk suchen ihre Bestform ...). Da hätten einige Teams die besseren Argumente, aber eines zuvorderst: Kolumbien.

James Rodriguez' Wundertor gegen Uruguay: Kolumbianischer Überzeugungsfussball, auf den Punkt gebracht.Video: YouTube/Football Videos Now!

Vier Siege und mit James Rodriguez weiss man den besten WM-Skorer in den eigenen Reihen: Die «Cafeteros» im Hochgefühl und mit dem überzeugendsten Achtelfinal aller Viertelfinalisten. Wohin führt diese Reise noch? Das fragen wir uns auch. Und erfreuen uns am erfrischenden Kick-and-Rush-Fussball, an den Freudetänzen nach Toren. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá ist der Verkauf von Mehl und Rasierschaum vorübergehend verboten. Grund: Als beliebtes Utensil bei Jubelfeiern sorgten sie für Reibereien. Sagt die Polizei. Und verhängt zusätzlich ein Alkoholverbot. Mehr Partykiller geht nicht? Geht. Im grossen Nachbarland. Mit dem Sieg Kolumbiens gegen Brasilien.

Argentinien – Belgien

Von Argentinien bleibt auch nach dem Achtelfinal gegen die Schweiz vor allem ein Eindruck: Zwiespalt. Ein einziger Geniestreich gelang gegen die Eidgenossen, ansonsten war man mehrheitlich abgemeldet. Das hat damit zu tun, dass von den «cuatro fantásticos», vom Quartett Messi, Higuain, Di María und Agüero alleine der Messi-Motor auf Hochtouren läuft. In der Heimat hagelt die Kritik über die Startruppe nieder, weil man sich regelrecht von Sieg zu Sieg schleppen muss.

Dieses «Best-of-Memes» unterstreicht das Ausmass der belgischen Belagerung von US-Torhüter Tim Howard im Achtelfinal.Video: Youtube/So Awesome

Die 90 Minuten gegen Belgien werden zum Duell derjenigen Teams, die in der Gruppenphase alle Spiele gewannen – aber jeweils nur mit einem Tor Differenz. Belgien wird Argentinien mit jenen Waffen schlagen, die letztere offenbar nicht so recht einzusetzen wissen: Mit der geballten Offensivkraft. Denn die war im Achtelfinal plötzlich da, US-Keeper Tim Howard geriet zeitweise unter massiven Beschuss. Mit De Bruyne und Lukaku trafen zwei von vielen Aushängeschildern. Belgien stellt sich im richtigen Moment auf die Hinterbeine. Durchmogeln, damit hat es sich nun für Argentinien. Belgien macht's.

Holland – Costa Rica

Luis Guillermo Solís hielt nichts mehr im Sessel. «Wir haben es geschafft! Das ist Costa Rica! Das ist historisch!», so der von Costa Ricas Staatspräsident herausposaunte Jubel nach dem Achtelfinalsieg gegen Griechenland. Aus dem Nichts hat sich die zentralamerikanische Auswahl in den Fokus der Weltöffentlichkeit gespielt und mit Euphorie-Fussball viele Herzen gewonnen. Costa Rica hat keine Stars, aber die elf Kicker um Torhüter Keylor Navas trägt die Welle der Euphorie zu Höchstleistungen. Navas sagt: «Ich will, dass sich meine Kinder später an mich erinnern und sagen: Unser Vater hat Geschichte geschrieben.»

«Es geht wieder um Tod oder Gladiolen.»
Dirk Kuyt
Später Befreiungsschlag gegen Mexiko: Holland muss sich gegen Costa Rica gewaltig in Acht nehmen.Video: Youtube/Wild-*0*

Von 16 Millionen Holländern sassen sagenhafte neun Millionen vor den TV-Geräten, als Klaas-Jan Huntelaar zuschlug. Zunächst eingewechselt wurde, den entscheidenden Pass zum Ausgleich gab und dann selbst skorte. Auch wenn Trainer Louis van Gaal in diesen Tagen sich mal wieder Aufstellungs-Ratschläge von Oranje-Legende Johan Cruyff anhören darf: In Holland glaubt man daran, endlich wiedermal eine titeltaugliche Equipe an der WM zu haben.

Dirk Kuyt sagt: «Es geht wieder um Tod oder Gladiolen. Noch drei Spiele – und dann ist da wieder eine Grachtenrundfahrt.» Eher Gladiolen, glauben wir. Für Costa Rica spricht, dass gegen das grosse Holland niemand mit einem Erfolg rechnet. Und dass gleichzeitig keine andere Mannschaft das Momentum so auf ihrer Seite weiss. Das setzt selbst jene Kräfte frei, die eigentlich gar nicht da sind.

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