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Wer kürzlich einen Blick auf die Tabelle der 2. Bundesliga geworfen hat, der wird sich verwundert die Augen gerieben haben. Nicht weil RB Leipzig und Freiburg wie erwartet die vorderen zwei Ränge belegen, sondern weil umgehend danach auf dem 3. Platz der FC St.Pauli steht.
Warum dies nicht zwingend zu erwarten war liegt auf der Hand: Der Kultverein aus Hamburg wäre in der vergangenen Saison ohne Schützenhilfe von Heidenheim nämlich in die 3. Liga abgestiegen. Auch die vorherigen zwei Spielzeiten waren nicht gerade von Erfolg geprägt. Im Vergleich zu Leipzig oder Freiburg ist der Marktwert des Kaders zudem gerade mal halb so gross.
Und trotzdem spielt St.Pauli derzeit auf Augenhöhe mit den beiden besser klassierten Vereinen. Bundesliga-Absteiger Freiburg verlor vor zwei Wochen auswärts gegen St.Pauli mit 0:1 und auch der von «Red Bull» gegründete Verein Rasenballsport Leipzig musste am 4. Spieltag gegen die Hamburger eine Heimpleite (0:1) einstecken.
Man muss sich also die Frage stellen, woher der plötzliche Erfolg des Hamburger Kiezklub kommt. Für die solide Leistung sind mehrere Gründe verantwortlich. Zum einen hat Trainer Ewald Lienen – der im vergangenen Dezember 2014 das Zepter übernommen hat – eine junge, dynamische Mannschaft zusammengebaut, die ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Die Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von knapp 24 Jahren und gehört damit zu den Jüngsten in der 2. Bundesliga.
St.Pauli spielt keinen schönen Fussball, aber effizienten: Kein Team hat weniger Tore bekommen als die Norddeutschen. Mit elf Gegentoren hat St.Pauli nebst Heidenheim die beste Abwehr der Liga. Für die 23 erspielten Zähler haben die Hamburger aber auch «nur» 15 Tore erzielt.
Lienen scheint also ein Mittel gefunden zu haben, wie man mit wenig Geld erfolgreichen Fussball spielen kann. Passend dazu ist im vergangenen Sommer mit Andreas Rettig ein neuer Geschäftsführer zu St.Pauli gestossen, der weiss wie man mit wenig Etat erfolgreich über die Runden kommt. Der ehemalige DFB-Angestellte sammelte bereits Managererfahrungen bei Augsburg, Freiburg und Köln in der ersten Bundesliga. Er scheint beim richtigen Verein angekommen zu sein. «Ich möchte mit unserem Micky-Maus-Etat, mit klugen Ideen, mit Kompetenz und hoffentlich mit Kontinuität dem Establishment vors Schienbein treten», betonte Rettig kürzlich gegenüber «Zeit Online».
Natürlich kommt mit dem Erfolg auch langsam die Frage auf, ob man sich bereits Chancen auf den Aufstieg erhofft. Doch davon möchte Lienen natürlich noch nichts wissen: «Wir sind völlig unverdächtig, was solche Dinge angeht.»
Und irgendwie muss man ihm ja auch recht geben. Denn in Anbetracht der Schulden durch den Stadionbau, der in diesem Sommer mit der Fertigstellung der Nordtribüne abgeschlossen wurde, ist es den Braun-Weissen gar nicht möglich das Team entsprechend aufzurüsten, um ernsthaft an einen Aufstieg zu denken.
Doch grosse Träume gehören im Fussball einfach dazu. Und wenn man bedenkt, dass in den vergangenen Jahren Mannschaften wie Darmstadt 98, Greuther Fürth, der SC Paderborn oder Eintracht Braunschweig die Überraschung geschafft haben, so muss man den Kultverein in dieser Saison auf jeden Fall auf dem Schirm haben.