Mit 15:3 haben sich die 18 Bundesliga-Klubs heute bei der Liga-Versammlung in Frankfurt für die Einführung der Torlinientechnologie entschieden. Die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit wurde damit klar erreicht.
«Ich glaube, dass es für den deutschen Fussball ein Schritt nach vorne und eine Hilfe für die Schiedsrichter ist», sagt Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball.
Die Torlinientechnologie kommt frühestens in der Saison 2015/16. Im DFB-Pokal könnte die Technik allerdings bereits ab den Viertelfinals eingesetzt werden. Im Gegensatz zur Fussball-WM 2014 in Brasilien wird in der Bundesliga nicht «Goal Control», sondern wie in der Premier League das «Hawk Eye»-System benutzt werden.
Auslöser der Debatte über die Einführung war das Phantomtor von Stefan Kiessling am 18. Oktober 2013 in Hoffenheim. Im vergangenen März musste die DFL bei einer ersten Abstimmung der 18 Bundesliga-Klubs noch eine herbe Klatsche hinnehmen. Neun Vereine stimmten für die Technik, neun dagegen. Die Zweidrittel-Mehrheit wurde damals klar verfehlt. Die Liga, die sich schon längst für die Torlinientechnik ausgesprochen hat, musste sich dem Votum beugen.
Auf Antrag von Bayern München wurde heute erneut abgestimmt. Der Rekordmeister sprach sich nach dem gewonnenen DFB-Pokal-Final, bei dem die Münchener durch ein nicht gegebenes Tor von Mats Hummels begünstigt wurden, für eine neue Abstimmung aus – mit Erfolg.
Die Torlinientechnik hat sich nicht zuletzt während der WM in Brasilien als sehr hilfreiches und zuverlässiges Mittel erwiesen. Dank der Informationen, die das System «Goal Control» auf die Armbanduhr des Schiedsrichters übertrug, konnte beispielsweise beim Vorrundenspiel zwischen Frankreich und Honduras festgestellt werden, dass Karim Benzemas zweifelhafter Schuss komplett hinter der Linie war.
In der englischen Premier League gibt es die Torlinientechnologie bereits seit seit der Saison 2013/14. Immer wieder kommt seither das «Hawk Eye»-System zum Einsatz. Zuletzt am Dienstagabend beim Spiel zwischen Manchester United und Stoke City.
14 Kameras überwachen dabei die Tore und registrieren die exakte Position des Balles. Im Mutterland des Fussballs funktioniert das System tadellos. Der wohl grösste Vorteil des Systems aus England sind die Kosten. Im Vergleich zu den 250'000 Euro der Konkurrenz-Produkte kostet Hawk Eye die Bundesliga-Klubs deutlich weniger. Auf rund 150'000 Euro pro Stadion beläuft sich die Installation bei angeblich vernachlässigbaren Wartungskosten.
In der Schweiz wird die Torlinientechnologie in absehbarer Zukunft nicht eingeführt. «Das ist momentan den grossen Ligen vorbehalten. Für uns ist dieses Projekt finanziell nicht stemmbar», sagt Philippe Guggisberg, Kommunikationschef der Swiss Super League, auf Anfrage von watson. Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis.