Manche Fussballer spielen ewig und gewinnen nie einen Titel. Oder erst im hohen Alter wie Marco Wölfli, der mit YB bald die Schweizer Meisterschaft feiern darf und vielleicht auch noch den Cupsieg. Und dann gibt es Profis mit der Bilanz eines Tom Starke: 12 Einsätze mit Bayern München – 15 Titelgewinne.
Starke war 31 Jahre alt, als er nach zwei Jahren als Stammkeeper von Hoffenheim den Entscheid fällte, sich künftig mit der Rolle des Ersatzmannes zu begnügen. Denn bei Bayern München war und ist der deutsche Nationaltorwart Manuel Neuer die klare Nummer 1.
Den Entschluss, sich freiwillig auf die Bank zu setzen, bereute Tom Starke in den vergangenen Jahren nie. Denn immerhin durfte er spielen, wenn Neuer verletzt oder gesperrt war. So brachte er es zwar bloss auf zwölf Einsätze in sechs Saisons (zehn in der Bundesliga, je einen im Pokal und im Supercup). Aber er durfte auch stets die Siegertrophäe in die Höhe stemmen, wenn die Bayern mal wieder eine errungen haben.
Das tun sie bekanntlich gerne und oft – und genau aus diesem Grund war Starke damals auch nach München gewechselt: Um Titel zu holen. «Ich habe schon als kleiner Junge davon geträumt, irgendwann mal die Schale hochzuheben», sagte er einst dem Magazin 11 Freunde. «Die Chance, sich diesen Traum zu erfüllen, ist beim FC Bayern eben extrem gross. Letztlich habe ich mir meinen Kindheitstraum erfüllt.»
Einfach nur zufällig kommt man selbstverständlich nicht zu so einem eindrücklichen Palmares – Starke kann etwas. Bayern München hatte schliesslich bewusst einen erfahrenen Backup-Goalie eingestellt, der im Fall der Fälle auch ein valabler Ersatz für Neuer sein kann. Der einstige Junioren-Nationaltorhüter Starke hatte sich in Leverkusen und beim HSV nicht durchsetzen können, erst mit 25 Jahren wurde er bei Paderborn und in Duisburg die Nummer 1. In Hoffenheim etablierte er sich dann in der Bundesliga.
«Natürlich möchte ich lieber spielen als auf der Bank zu sitzen», gab er im Jahr 2014 ehrlich zu. «Aber Sie wissen ja selbst, wen ich vor mir habe: Den besten Torwart der Welt. Da wäre es doch vermessen zu sagen: ‹Leute, jetzt lasst mich mal endlich ran, ich kann der Mannschaft wesentlich besser helfen als der Manu!› Womit ich zufrieden bin, ist der Fakt, dass ich Teil dieser aussergewöhnlichen Mannschaft sein darf.»
Am Ende der vergangenen Saison beendete er mit mittlerweile 36 Jahren seine Laufbahn – eigentlich. Doch weil sich sowohl Neuer wie auch dessen Ersatzmann Sven Ulreich und auch die junge Nummer 3, Christian Früchtl, verletzten, wurde Starke reaktiviert. Er musste in zwei Bundesliga-Spielen in den Kasten, beide gewannen die Bayern mit 1:0. Starke wehrte in diesen 180 Minuten alle vier Schüsse auf sein Tor ab, einen von Eintracht Frankfurt und drei des 1. FC Köln.
Rücktritt vom Rücktritt!
— UEFA.com deutsch (@UEFAcom_de) 21. September 2017
"Ich bin immer noch fit genug. Der @FCBayern kann sich auf mich verlassen, wenn es so weit ist!" (Tom Starke) pic.twitter.com/Gh1JBewTP9
Nun soll im Sommer aber endgültig Schluss sein. Schon vor dieser Saison hatte Tom Starke seinen neuen Job angetreten, er ist Torwartkoordinator im Nachwuchszentrum des FC Bayern München. Sollte also erneut Not am Mann sein, wäre der Notnagel mit dem Wahnsinns-Palmares nicht weit …