Erstmals seit 13 Jahren steht Inter Mailand im Halbfinal der Champions League, die AC Milan musste gar noch drei Jahre länger warten, um auf diese Bühne zurückzukehren. Die beiden Mailänder Klubs sind Grössen vergangener Tage. Und dennoch fasziniert dieses «Derby della Madonnina» weiterhin über die italienischen Grenzen hinaus. Weshalb dies so ist, wurde im Hinspiel vom Mittwochabend schon vor dem Anpfiff klar.
Euro derby, brividi pic.twitter.com/J8Tq6SZ6ei
— Daniele Longo (@86_longo) May 10, 2023
Für das erste Mailander Stadtderby in der Königsklasse seit dem Viertelfinal der Saison 2004/05 hatten sich beide Fangruppen etwas Besonderes ausgedacht. Sowohl die Fans der AC Milan, die das Heimrecht besass, als auch die «Gästefans» beeindruckten mit einer Choreo. Die 75'532 Zuschauerinnen und Zuschauer im San Siro sorgten für eine grossartige Atmosphäre. Und für Milan klingelten ordentlich die Kassen: Wie «Mediaset» berichtet, bedeuten die Ticketeinnahmen von 10,5 Millionen Euro einen neuen Rekord für einen italienischen Klub. Ein Billet kostete durchschnittlich 140 Euro.
Das geschichtsträchtige Duell zog auch einige altbekannte Gesichter an. So sass neben Milan-Legende Paolo Maldini, dem heutigen Technischen Direktor des Klubs, unter anderem Andrij Schewtschenko. Dazu gesellte sich mit Novak Djokovic die Weltnummer 1 im Tennis. Zudem war mit Andrea Pirlo ein Spieler im Stadion, der bei beiden Rivalen unter Vertrag stand und wie Maldini und Schewtschenko mit Milan die Champions League gewann.
A fitting reunion on a night like this 😍#RednBlack #MilanInter #UCL #SempreMilan pic.twitter.com/F7v9DTZ0Sg
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Mit Inters Vize-Präsident Javier Zanetti war auch die Gegenseite der legendären Duelle der Nullerjahre vertreten. In Samuel Eto'o und Mario Balotelli waren zwei weitere Champions-League-Sieger von 2009/10 beim Spiel der «Nerazzurri» zugegen. Der heutige Stürmer des FC Sion spielte später auch drei Saisons für den Stadtrivalen.
Legends of the game meet again 💎 pic.twitter.com/WRKQBK4kjQ
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Mario Balotelli spotted at the San Siro 📍🇮🇹
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Who will he be supporting tonight? 👀 pic.twitter.com/h7Noqp84Ko
Was bei Inter Mailand spätestens beim ersten Torjubel in der 8. Minute auffiel, war der ungenutzte Platz auf der Vorderseite der Trikots. Die «Interisti» liefen nämlich ohne Brustsponsor auf. Dies taten sie bereits in einigen Spielen in der Serie A, weil die Zahlungen des Sponsors ausblieben. Normalerweise ziert der Schriftzug der Kryptowährung «Digitalbits» die Brust von Edin Dzeko und Co. Doch von den versprochenen 85 Millionen Euro ist gemäss der «Sportschau» nicht einmal die erste Rate angekommen.
«Digitalbits» verweist darauf, dass der Vertrag mit der Bank «Zytara» abgeschlossen worden sei, weshalb diese für die Zahlungen zuständig sei. Mit dem Problem ist Inter Mailand nicht alleine, auch die AS Roma lief bis vor wenigen Wochen mit dem «Digitalbits»-Schriftzug auf. Nun sind beide Klubs auf der Suche nach einem neuen Sponsor.
Aufgrund des Rufs des italienischen Fussballs und der vergangenen Spiele der beiden Klubs erwarteten viele eine defensivlastige Partie mit wenigen Toren. Doch der Sturm von Inter und die Verteidigung der «Rossoneri» hatten etwas anderes geplant. Schon nach elf Minuten führten die «Gäste» dank Toren von Edin Dzeko und Henrich Mchitarjan 2:0. Besonders beim Treffer des Armeniers agierte die Hintermannschaft der AC Milan zu passiv. Obwohl es bis zum Schluss beim Zwei-Tore-Vorsprung des Teams von Simone Inzaghi blieb, war die Partie zu keinem Zeitpunkt langweilig und hätte vor allem Milan einige Chancen gehabt, um doch noch ein Tor zu erzielen.
In einigen Situationen vermisste Milan-Coach Stefano Pioli seinen Topskorer Rafael Leão schmerzlich. Der 23-jährige Portugiese hätte seinem Team mit seiner Schnelligkeit, der Dribbling-Stärke und der Torgefahr gutgetan, doch aufgrund einer Oberschenkelverletzung vom Wochenende konnte der Flügelstar nicht mittun. Die Machtlosigkeit am Spielfeldrand war für Leão sichtlich schwer auszuhalten.
Rafael Leão just wants to be out there for AC Milan 🥲 pic.twitter.com/DxMCXL9P9n
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Dennoch gab es für die Fans der «Rossoneri» gute Neuigkeiten im Zusammenhang mit Leão. Der Mann mit den 26 Torbeteiligungen und einem Marktwert von 80 Millionen Euro stehe kurz vor der Unterschrift eines neuen Fünfjahresvertrags, wie Maldini vor dem Spiel bekannt gab.
Der Start des Spiels verlief für Inter Mailand ohnehin nach Mass, beinahe hätte das Team aber die Chance bekommen, noch ein weiteres Tor zu erzielen. Nach einem Griff von Simon Kjaer ans Trikot von Lautaro Martinez zeigte Schiedsrichter Jesus Manzano auf den Punkt. Der Spanier schaute sich die Szene am Bildschirm noch einmal an – und nahm seinen Entscheid zurück.
Eine andere Szene entging Manzano und dem Video-Assistenten aber. Bei einem Eckball schlug Milans Rade Krunic dem Inter-Verteidiger Alessandro Bastoni mit der Faust gegen den Brustkorb. Obwohl Bastoni zu Boden ging und auch kurz mit dem Schiedsrichter sprach, hatte die Aktion keine Folgen für den Bosnier.
Dass Engländer vorwiegend in der Premier League spielen und nur selten ins Ausland wechseln, ist bekannt. Dennoch ist dieser Fakt überraschend. Fikayo Tomori, Innenverteidiger der AC Milan, ist der erste Engländer in einem Champions-League-Halbfinal seit 2003, der nicht bei einem englischen Klub unter Vertrag steht. Damals spielte Steve McManaman im Halbfinal gegen Juventus Turin für Real Madrid. Der Mittelfeldspieler wurde damals im Rückspiel eingewechselt, konnte das Ausscheiden aber nicht mehr verhindern.
2003 - Fikayo Tomori is the first Englishman to appear in a Champions League semi-final for a non-English club since Steve McManaman in May 2003 for Real Madrid. Expatriate. pic.twitter.com/ZialCKD0aN
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War ein geiles Derby!