Der FC Basel tritt als Aussenseiter zum Halbfinal der Conference League an. Das ist unbestritten, schliesslich stammt der Gegner Fiorentina aus einer Liga, die zu den besten der Welt gehört. Rang 8 belegt «La Viola» in Italiens Serie A aktuell.
Aber der FCB muss sich nicht verstecken. Er hat die Chance, heute (21.00 Uhr) in Florenz und im Rückspiel in einer Woche zuhause den grossen Coup zu schaffen. Schliesslich kegelte Basel zuletzt bereits im Viertelfinal mit Nizza einen Vertreter der Top-5-Ligen raus.
Unser Nachbar Österreich schaffte es schon vier Mal in einen europäischen Final (Austria Wien 1978, Rapid Wien 1985 und 1996, SV Casino Salzburg 1994). Ein Land wie die untergangene DDR feierte ebenso einen Europacup-Erfolg (1. FC Madgeburg 1974) wie Schweden mit IFK Göteborg (1982 und 1987) oder der schottische Klub FC Aberdeen (1983 mit Damals-noch-nicht-Sir Alex Ferguson als Trainer). Die Schweiz durfte bislang nur Finals ausrichten, sie stellte schon Spieler und Schiedsrichter, aber noch nie stand ein Schweizer Klub in einem Endspiel.
Immerhin fünf Mal schaffte es ein Vertreter in einen Halbfinal. Wobei der Weg dorthin früher wesentlich kürzer war. YB kam 1959 in den Halbfinal des Meistercups, indem es zwei Gegner eliminierte: MTK Budapest und in einem Entscheidungsspiel den SC Wismut Karl-Marx-Stadt aus der DDR. 1964 stand der FC Zürich im Meistercup-Halbfinal, weil er unter anderem dank einem erfolgreichen Münzwurf gegen Galatasaray weiterkam. Für den Einzug in die Halbfinals 1977 (FCZ, Meistercup) und 1978 (GC, UEFA-Cup) galt es, drei bzw. vier Runden zu überstehen.
Als bislang letztes Team schaffte es der FC Basel im Frühling 2013 in einen Halbfinal, jenen der Europa League. Nachdem im Achtelfinal Zenit St.Petersburg geschlagen wurde, war im Viertelfinal Tottenham Hotspur fällig, welches im Penaltyschiessen bezwungen wurde. Endstation war mit Chelsea ein anderer Londoner Grossklub.
Um es in dieser Saison so weit zu schaffen, musste der FC Basel einen langen Parcours bewältigen. 18 Spiele hat er in der Conference League bereits bestritten: In drei Qualifikations-Runden, sechs Partien der Gruppenphase, in der Zwischenrunde, im Achtelfinal und im Viertelfinal. Es ist ein europäisches Mammut-Programm, das Rot-Blau neben der Meisterschaft absolviert.
Ja, Basel brauchte mitunter Glück, etwa in der Qualifikation im Penaltyschiessen gegen Bröndby Kopenhagen. Aber bei so vielen Duellen braucht man auch etwas Schwein.
Ja, die Gruppengegner hatten nicht die bekanntesten Namen. Aber sind wir ehrlich: Fragt man in England oder in Spanien, wird Basel wohl kaum anders wahrgenommen als Slovan Bratislava, der FCB-Gegner in der Gruppenphase und in den Achtelfinals.
Ja, die Conference League wird als drittklassiger Wettbewerb verspottet. Aber da sich die Schere zwischen den Top- und den anderen Ligen weiter öffnet, ist sie für Schweizer Klubs wohl die einzige Chance, europäisch weit zu kommen.
Der FC Basel hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten für so manche europäische Sternstunde gesorgt. Für legendäre Champions-League-Nächte, für die Halbfinal-Qualifikation in der Europa League 2013. Der Final-Einzug wäre die Krönung. Zwei Spiele gegen die Fiorentina trennen den FC Basel noch vom Endspiel am 7. Juni in Prag. Dort würde entweder der AZ Alkmaar oder West Ham United warten.