Vor dem Saisonstart sahen viele Experten den Lausanne HC auf einem der drei obersten Plätze in der Tabelle. Nun, rund zwei Wochen nach Beginn der Meisterschaft, sind die Waadtländer im Tabellenkeller gelandet. Mit nur zwei Punkten aus vier Spielen bilden die Lausanner Löwen gar das Schlusslicht der National League, hinter Langnau, Rapperswil, Bern oder gar Ajoie.
Nach nur vier Spielen ist es zwar noch sehr früh für eine Zwischenbilanz, doch wir wollen trotzdem mal einen Blick auf die Probleme der Mannschaft werfen.
Das grösste Problem Lausannes in der Startphase der Meisterschaft (und auch in der Champions Hockey League) ist die Torausbeute. Die Waadtländer erarbeiten sich zu wenige Chancen und nutzen die wenigen Gelegenheiten auch noch mangelhaft. In der National League resultieren so in vier Partien nur sechs Tore. Die gleiche Bilanz steht auch in der Champions Hockey League (trotz zweier Partien gegen Cardiff) zu Buche.
Bezeichnend für die derzeit schwächste Offensive der Liga ist der Fakt, dass Verteidiger Martin Gernat mit zwei Toren und keinem Assist der beste Skorer der Mannschaft ist. Es ist sicher auch so, dass Lausannes Offensivkünstler bislang unter Wert geschlagen wurden. Die Schusseffizienz der Westschweizer liegt bei 4,84 Prozent und wird sich im Laufe der Saison noch steigern.
Dennoch dürfte den Klub-Bossen am Genfersee die bisherige Offensivleistung nicht gefallen. Denn die Mannschaft kreiert auch nur mittelmässige Chancen. Gemäss nlicedata.com liegt Lausanne bei den «Expected Goals For», also den erwartbaren Toren aufgrund der herausgespielten Chancen, nur auf Rang acht der National League. Vor Langnau, Rapperswil oder Ajoie, aber auch hinter Davos, Ambri oder Fribourg.
Die offensive Schwäche Lausannes fusst auf bislang mangelhaften Leistungen der Import-Spieler. Einzig der slowakische Verteidiger Martin Gernat überzeugt restlos. Ein halber Punkt pro Spiel von den Stürmern Jiri Sekac und Cory Emmerton ist zu wenig. Bislang eine Enttäuschung ist der kanadische Stürmer Phil Varone, der in acht Spielen (NL und CHL) bislang nur einen Assist gesammelt hat.
Es ist allerdings auch so, dass Varone etwas vom Pech verfolgt ist. Der 30-Jährige kommt durchaus zu seinen Chancen, hat in vier Spielen 0,62 Expected Goals angehäuft – viertbester Wert bei Lausanne. Nur nutzen konnte er die Möglichkeiten bislang nicht.
Der Spielplan meinte es zum Auftakt auch nicht besonders gut mit den Waadtländern. Lausanne musste zuerst auswärts in Biel und bei Meister Zug ran und danach ins emotionale Derby gegen Servette. Die 1:5-Klatsche auswärts bei den Lakers ist allerdings nur schwer zu entschuldigen.
Auch das nächste Spiel gegen das stark gestartete Gottéron dürfte schwierig werden. Doch danach müssen gegen Davos und Bern zuhause zwingend die nächsten Punkte hin.
Der LHC bietet wie oft in den letzten Jahren aber nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis Drama. Vor dem Saisonstart berichtete der von Lausanne nach Biel gewechselte Robin Grossmann über «Mafia-Style-Zustände» im Klub. Der Verteidiger erzählte bei MySports von Wechsel-Dramen und einer grundsätzlichen Verunsicherung bei den Spielern.
Noch bevor das erste Spiel gespielt war, gab es die nächste Kostprobe der Zustände bei Lausanne: Stürmer Josh Jooris war bei den Waadtländern plötzlich nicht mehr erwünscht und wechselte nach Genf. Bei Servette hat Jooris nun ein Tor und zwei Assists in vier Spielen gesammelt, womit er in Lausanne Topskorer wäre. Christoph Bertschy, letztes Jahr der beste Schweizer Skorer im Team, wechselt auf nächste Saison hin für sieben Jahre zu Fribourg-Gottéron.
Gegenüber «24 Heures» bestätigt eine ungenannte Quelle, dass Spieler «mittlerweile zwei Mal überlegen, bevor sie in Lausanne einen Vertrag unterschreiben». Auch wenn Sportchef und Mitbesitzer Petr Svoboda betont, dass man in seinem Klub «die Leute ausserordentlich gut behandle», haben diese Unruhen das Potenzial, eine Mannschaft aus der Bahn zu werden, sollten sie noch grösser werden.
Da nützen die teuersten Spieler nichts, wenn es kein vernünftiges System gibt.