Mit David Aebischer und Martin Gerber können sich bislang zwei Schweizer Stanley-Cup-Sieger nennen. Ersterer spielte in den Playoffs allerdings nur während 32 Sekunden, Gerber brachte es auf immerhin sechs Einsätze, zwei davon über die gesamte Distanz. Diesmal nehmen die meisten der in der entscheidenden Meisterschaftsphase engagierten Schweizer mehr als eine Nebenrolle ein. Hoffnungen auf die Trophäe dürfen sich alle machen, dermassen ausgeglichen ist die Liga. Calgary, das punktemässig schlechteste der 16 für die Playoffs qualifizierten Teams, hat in den 82 Partien der Regular Season nur 16 Zähler weniger geholt als die New York Rangers, die Nummer 1 der Liga.
Bei Vancouver und Calgary figurieren zum Playoff-Auftakt je zwei Schweizer im Kader – Luca Sbisa und Yannick Weber bei den Canucks sowie Jonas Hiller und Raphael Diaz bei den Flames. Vancouver und Calgary spielen zum siebenten Mal in den Playoffs gegeneinander, zum siebenten Mal auch in der ersten Runde. Die Bilanz lautet 4:2 für die Flames. In den letzten drei Serien fiel die Entscheidung jeweils erst in der siebenten und letzten Partie, und zwar immer in der Verlängerung. Zudem erreichten beide Equipen zweimal den Final, nachdem sie sich im direkten Aufeinandertreffen durchgesetzt hatten – Calgary gewann 1989 gar den einzigen Titel der Vereinsgeschichte. Die Vergangenheit gibt also Anlass zur Hoffnung.
«Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir etwas erreichen», sagte Sbisa, der seinen Vertrag kürzlich um drei Jahre verlängerte. «Ausser Tampa Bay haben wir alle Topteams geschlagen.» Der Zuger Verteidiger erachtet es als Vorteil, dass die Canucks hart um die Playoff-Teilnahme kämpfen mussten. Gegen die Flames erwartet er eine enge Serie. «Sie sind das am härtesten arbeitende Team der Liga» so Sbisa. «Spielerisch dagegen sind wir besser, und wir haben mehr Erfahrung.» Weber stimmt positiv, dass auch die dritte und vierte Linie stark auftritt. «Das gibt dem Trainer mehr Freiheiten bei der Verteilung der Eiszeit», so der Berner Verteidiger, der endgültig den Durchbruch bei Vancouver geschafft hat.
Calgary erreichte erstmals seit 2009 wieder die Playoffs und hat seit 2004 keine Runde mehr überstanden. Dieser Durststrecke soll nun ein Ende gesetzt werden. «Wenn die Mannschaft hart arbeitet und wir unser Spiel spielen, haben wir immer eine Chance», sagte Hiller. Spannung scheint jedenfalls garantiert.
Roman Josi und Kevin Fiala treffen mit Nashville auf Chicago. Die Predators, die zuvor zweimal hintereinander die Playoffs verpasst haben, blicken auf eine überzeugende Regular Season zurück. Lange besassen sie gar Chancen auf den 1. Rang in der Western Conference. Am Ende schwächelten sie aber mit sechs Niederlagen in Folge. «Wir haben nicht so konstant gespielt», begründete Josi die Negativserie. Vielleicht habe wegen der feststehenden Playoff-Qualifikation der letzte Zacken gefehlt. Beunruhigt ist er deswegen nicht. «Wir wissen, was wir können.» Vor eigenem Publikum war Nashville in dieser Saison gar das zweiterfolgreichste Team, weshalb der Heimvorteil ein entscheidendes Plus sein könnte.
Gegen Chicago wird es allerdings alles andere als einfach. Die Blackhawks verfügen über alles, um zum dritten Mal in den letzten sechs Jahren (nach 2010 und 2013) den Titel zu gewinnen. Dies umso mehr, als Patrick Kane vor einem schon beinahe wundersamen Comeback steht. Der Ex-Bieler erlitt am 24. Februar einen Schlüsselbeinbruch. Kane, der in 61 Saisonspielen 64 Punkte erzielt hat, war 2013 zum MVP der Playoffs gekürt worden. «Sie sind ein sehr komplettes Team», sagte Josi. «Du kannst gegen keine Linie vom Gas gehen. Die Spiele gegen sie sind immer sehr ausgeglichen.» Der Berner Verteidiger freut sich riesig auf die kommende Zeit. «Das Ziel ist, den Stanley Cup zu gewinnen. Der Weg ist aber extrem lang.» Während Josi bei Nashville gesetzt ist, dürfte der wieder ins Team beorderte Fiala im Normalfall überzählig sein.
Nino Niedereiter und Minnesota bekommen es mit St. Louis zu tun. Die Wild haben 28 der letzten 40 Partien für sich entschieden und gehen mit einem sehr guten Gefühl in die Playoffs. Die Wende zum Guten nach einer schwachen ersten Saisonhälfte brachte die Verpflichtung von Torhüter Devan Dubnyk, der bloss etwas mehr als zwei Gegentore pro Begegnung zugelassen hat. Sie hätten ein neues Gesicht in der Garderobe gebraucht, sagte Niederreiter.
Vor allem auswärts war Minnesota zuletzt sehr stark. Vor der 2:4-Niederlage bei den Blues zum Abschluss der Qualifikation hatten die Wild zwölfmal hintereinander auf fremdem Eis gewonnen. «St. Louis wird ein harter Test», erklärte Niederreiter. Der Churer erwartet nicht viele Tore, da beide Teams in der Defensive sehr stark seien. Das Ziel sei, sicher eines der beiden ersten Auswärtsspiele zu gewinnen, so Niederreiter, der schon 24 Saisontore auf dem Konto hat. Zu Beginn wird der Bündner in einer Linie mit Thomas Vanek und Charlie Coyle stürmen. St. Louis war zuletzt in den Playoffs wenig erfolgreich und entschied in den letzten drei Saisons bloss eine Serie für sich. (si/twu)