7,6 Sekunden vor Schluss ist es tatsächlich so weit: Hurricanes Headcoach Bill Peters nimmt seinen Nummer-1-Torhüter Cam Ward vom Eis und stellt für den Rest des Spiels Jorge Alves zwischen die Pfosten.
Es ist keine gewöhnliche Torhüter-Rochade. Zwar liegen die Carolina Hurricanes gegen die Tampa Bay Lightning 1:3 zurück, doch Ward hat sich nichts zu Schulde kommen lassen. Der Wechsel ist vielmehr eine Hommage an Jorge Alves.
Der 37-Jährige ist nämlich gar kein NHL-Torhüter, sondern «nur» Materialwart bei den Hurricanes. Aufs Matchblatt schaffte er es, weil Ward-Ersatz Eddie Lack sich kurzfristig krank gemeldet hat und die Hurricanes nicht in der Lage sind, kurzfristig einen Torhüter aus den Farmteams Charlotte Checkers oder Florida Everblades einzufliegen. Also stattet Coach Peters kurzfristig die treue Seele Alves mit einem Tryout-Vertrag aus und nominiert ihn als zweiten Torhüter.
A dream comes true. Proof that good things happen for good people. #HipHipJorge #Canes pic.twitter.com/nu20NfFZM6
— Mike Sundheim (@MikeSundheim) 1. Januar 2017
Seit der Saison 2012/13 ist der Amerikaner bei den Hurricanes für das Material zuständig. Regelmässig trainiert er mit dem Team, schliesslich spielte er von 2002 bis 2004 als Torhüter für die North Carolina State University und später sporadisch in den Minor Leagues ECHL und Southern Professional Hockey League. Von einem NHL-Klub wurde er allerdings nie gedraftet und so entschied er sich für den Job als Materialwart.
Mit einem NHL-Einsatz hat er aber nie geliebäugelt. «Wir witzelten in der Kabine immer wieder darüber, dass ich eines Tages im Tor stehen werde, aber wirklich daran geglaubt habe ich nie», so Alves nach der Partie.
Beim Warm-up darf er mit der Nummer 40 als Erster auf Eis. Dass er tatsächlich zum Einsatz kommt, glaubt Alves aber auch da noch nicht. 7,6 Sekunden vor Schluss der Partie ist es dann aber so weit: Alves, der während dem Spiel in voller Goalie-Montur Stöcke präparierte und Kufen schliff, kommt zu seinem NHL-Debüt. «Es ist unglaublich. Ich war schon auf dem Weg in die Katakomben, als der Coach meinen Namen rief. Ich konnte es nicht glauben.»
Skates are good, time to tape some sticks. #HipHipJorge #CARvsTBL pic.twitter.com/gWbCOsgYcn
— Carolina Hurricanes (@NHLCanes) 1. Januar 2017
Einschreiten muss Alves in den letzten Sekunden der Partie nicht. Zum Glück! «Ich habe das Eis hinunter geschaut, den Puck oben in der Ecke gesehen und gesagt ‹Bleib dort, bleib dort›.» Und der Puck gehorcht, kein einziger Schuss kommt auf Alves' Kasten und so darf er sich von Kollege Cam Ward zu seinem «Shutout» beglückwünschen lassen.
Auch Coach Peters freut sich mit dem Debütanten. «Ich denke, das war eine sehr spezielle Nacht – eine, die er nie vergessen wird.» Dem konnte der 37-Jährige nur zustimmen: «Es ist speziell, einfach unglaublich.»