watson: Sind Sie am Sonntagnachmittag gleich am Telefon entlassen worden?
Hans Kossmann: Nein. Es ist alles stilgerecht gelaufen. Der Präsident hat mich angerufen und wir haben einen Termin am Sonntagnachmittag vereinbart.
Wie ist Ihre Entlassung begründet worden?
Wir haben uns noch gar nicht über die Gründe unterhalten. Es gab ja in so einem Moment auch nichts zu begründen. Ich habe die Chance bekommen, Sportchef und Trainer zu sein, und wenn die Resultate nicht stimmen, dann muss ich eben die Verantwortung übernehmen und gehen.
Ist es denkbar, dass Sie als Sportdirektor weiterarbeiten?
Darüber haben wir gar nicht gesprochen.
Warum sind Sie gescheitert?
Wahrscheinlich an den guten Resultaten, die wir in den letzten drei Jahren erreicht hatten. Ich denke, dass es mir gelungen ist, in dieser Zeit ein Maximum herauszuholen. So sind hohe Erwartungen geweckt worden, die wir diese Saison in einer sehr ausgeglichenen Liga nicht erfüllen konnten.
Haben Sie die Situation unterschätzt?
Nein.
Aber Ihre Spieler?
Es ist wohl so, dass nicht alle bereit waren, den Preis zu zahlen, den wir hätten zahlen müssen, um wieder ein Maximum herauszuholen. Wir waren nicht so gut, wie uns alle aufgrund der vergangenen drei Jahre gesehen haben.
Wer waren Ihre Feinde in der Kabine?
Feinde? Ich hatte keine Feinde in der Kabine. Es gibt immer Spieler, die nicht zufrieden sind. Aber das sollten Sie nicht überschätzen. Es hat niemand gegen mich gearbeitet. Meine Feinde waren, wie erwähnt, die guten Resultate der Vergangenheit und die daraus resultierenden hohen Erwartungen.
Ihren rauen Führungsstil haben aber nicht mehr alle goutiert. Sie sind so etwas wie die NLA-Antwort auf Mike Keenan.
Das sehen Sie zu extrem. Wenn schon, dann ist es wohl eher so, dass die Spieler gelesen und gehört haben, ich sei zu hart, und schliesslich gedacht haben, ich sei wohl tatsächlich zu streng. Ich habe jedenfalls an der Bande meine Spieler nie so zusammengestaucht wie Lausannes Heinz Ehlers beim letzten Spiel gegen uns …
Dennoch: Wenn Sie jetzt zurückblicken, sehen Sie Gründe, warum es so gekommen ist?
Verletzungen von wichtigen Spielern haben uns bereits vor dem Saisonstart aus dem Konzept gebracht. Dann passte in jedem Spiel irgendetwas nicht mehr. Mal die Torhüterleistung, mal das Powerplay, mal das Defensivspiel und es ist mir einfach nicht mehr gelungen, alles wieder auf eine Reihe zu bringen und die Negativspirale begann sich zu drehen.
Sie wirken trotz der Entlassung recht entspannt. Oder täusche ich mich?
Sie täuschen sich nicht. Fribourg hat mir eine Chance gegeben und ich habe hier drei grossartige Jahre erlebt. Es gibt niemanden, über den ich ein einziges böses Wort sagen könnte.
Wann kehren Sie ins Geschäft zurück? Ihre Frau wird Sie wohl nicht zu lange zu Hause haben wollen.
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich werde jetzt erst einmal ein bisschen Abstand gewinnen und da und dort Spiele oder Trainings schauen. Ich bin eher der Typ, der die Dinge in einer solchen Situation erst einmal auf sich zukommen lässt. Und machen Sie sich keine Sorgen um meine Frau. Sie ist sehr selbständig und wird mich schon nicht aus dem Haus und in irgendein Eisstadion jagen. Ich muss mich schon selber aufraffen und um einen Job bemühen.
Werden Sie am Dienstag das Spiel von Fribourg gegen Bern im Stadion verfolgen?
Das weiss ich noch nicht. Wohl eher nicht.
Sie sollten das Spektakel nicht verpassen. Ich reserviere Ihnen gerne einen Platz auf der Medientribüne.
Ja, ja, das hätte gerade noch gefehlt.