Der Präsident des Schweizer Eishockeyverbands (SEHV) Marc Furrer gibt an der Medienkonferenz unverhohlen zu: «Aus Sicht der Öffentlichkeit liegt der schwarze Peter sicher beim Verband». Und er hegt sogar Verständnis für die Unzufriedenheit in der Schweizer Bevölkerung nach dem Abgang von Sean Simpson.
Ihm sei klar, dass nun Kritik kommen werde, aber dies sei nun halt auch eine Aufgabe des Präsidentenamtes. Er könne nicht einen Vertrag unterschreiben, hinter dem er und die Verbandsspitze nicht stehen könne.
Zu weit gingen die Vorstellungen und Ideen der beiden Parteien auseinander. Sean Simpson hat nun letzte Woche einen Vertrag bei einem ausländischen Klub unterschrieben. Tendenziell geht er entweder als Chefcoach zu Adler Mannheim oder sogar in die NHL. Dort könnte der Vizeweltmeister-Trainer ähnlich wie sein Vorgänger Ralph Krueger einen Assistenzposten innerhalb einer NHL-Organisation übernehmen.
Der Verband weiss also seit ein paar Tagen, dass die Zusammenarbeit mit Simpson nach der WM in Minsk Ende Mai nicht weitergeführt wird. Die Suche nach einem Nachfolger wird ab sofort aufgenommen, potenzielle Kandidaten werden kontaktiert.
Es muss laut SEHV-Boss Furrer nicht unbedingt ein Schweizer sein, aber im Anforderungsprofil des Verbandes ist festgehalten, dass der Nationaltrainer sich im Schweizer Eishockey auskennen sollte. Einer, der sich sicher im Schweizer Eishockey auskennt, ist der Davoser Kulttrainer Arno Del Curto.
«Arno ist ein hervorragender Coach, das ist gar keine Frage», so Furrer gegenüber watson. «Soviel ich weiss, steht er aber beim HC Davos unter Vertrag. Ob er auf unserem Radar ist, kann ich Ihnen nicht sagen.»
Der Schweizer Eishockeyverband hat bis jetzt als Credo, dass der Nationaltrainerposten nicht mit einer Tätigkeit als Klubtrainer zu vereinbaren ist. Ob dies sich allenfalls in Zukunft ändern wird, ist demnächst ein Traktandum im Verband.
Nach Ansicht von Präsident Marc Furrer wird auch weiterhin die Vorgabe des Verbandes an einen Kandidaten sein, dass dieser nicht gleichzeitig einen Klub betreuen darf.
Gemäss watson-Kolumnist Klaus Zaugg lehrt die Erfahrung, dass in der Schweiz ein Doppelmandat Klub/Nationalmannschaft in keiner Art und Weise mehrheitsfähig ist. Ausser in Kanada habe diese Doppellösung noch in keinem demokratischen Staat auf Dauer funktioniert. «Hinzu kommt», so Zaugg, «dass sich der Nationaltrainer in der Schweiz auch um das Programm der Nachwuchs-Nationalteams kümmert. Das ist ein Erfolgsmodell.»
Eine deutliche Mehrheit der watson-User findet, Arno Del Curto solle Nati-Trainer werden (siehe Umfrage unten). Weil er bislang stets sagte, er würde zwar die Nati übernehmen, aber nur im Nebenamt, scheint er für den Verband kein Kandidat zu sein. Trotz seiner Erfolge mit dem HC Davos und anderer guten Gründe wird der Nachfolger von Sean Simpson wohl ein Trainer werden mit einem kleineren Palmarès als der St. Moritzer.
Dabei wären Vertragsverhandlungen wesentlich einfacher mit dem Bünder Urgestein. Dieser besitzt nämlich nur einen mündlichen Kontrakt mit dem HCD. Ein grosser Vorteil bei langwierigen Diskussionen.
Das dürfte auch Präsident Furrer überzeugen. Schliesslich hat er mit dem sich über Monate hinziehenden Vertragspoker mit Simpson schlechte Erfahrungen gemacht. Wer weiss, ob der Nati-Trainer im Nebenamt für den Verband plötzlich das Ass im Ärmel ist, das den schwarzen Peter vergessen macht.