Das Leistungssport-Komitee bereitete an einem zweitägigen Workshop die Sitzung vom Mittwoch vor. Um was geht es? Schon beschlossen ist, dass es nächste Saison in der National League und Swiss League keine Absteiger geben wird. Mehrere Klubs wünschen aber, dass der Abstieg länger – bis zu drei Jahre – ausgesetzt wird, da die Vereine noch jahrelang unter den Folgen der Coronavirus-Krise leiden werden.
Entsprechend ist möglich, dass künftig mehr Klubs in der National League spielen werden. Daraus könnte sich eine Lockerung der Ausländerregel ergeben, denn schon bei zwölf Vereinen ist die Nachfrage nach NLA-Spielern grösser als das Angebot. Deshalb schnellten die Löhne mittelmässiger Akteure in den letzten Jahren in die Höhe.
Grossen Support geniesst ausserdem das Projekt, eine Gesamtlohn-Obergrenze einzuführen. Wer die Obergrenze überschreitet, muss eine Luxussteuer bezahlen. Das Projekt läuft unter der Bezeichnung «Salary Cap» oder «Financial Fairplay».
Das brisanteste Thema tangiert den Spielbetrieb aber nicht und wird hinter den Kulissen vorbereitet – die Loslösung der Liga vom Eishockeyverband. National League und Swiss League wollen sich selbständig machen. Die Klubs bleiben zwar Mitglieder beim Verband, gründen aber eine Rechtsform (z.B. eine AG), treten als juristische Person bei Verhandlungen auf und verkaufen die TV-Rechte der Liga in Eigenregie.
Die Fernsehgelder würden nicht mehr auf ein Verbandskonto fliessen, sondern direkt zur Liga. Dann könnte die Liga dem Verband am Geldhahn drehen.
Die Strukturen des Eishockeyverbandes wechseln im Schnitt alle zehn Jahre. Zudem ändert auch die Liga die Organisationsform regelmässig. Seit mehr als 20 Jahren buhlen die Vereine um mehr Mitsprache und Einfluss. Mit der von Philippe Gaydoul durchgebrachten Reform von 2009 schien die Liga am Ziel. Damals wurde der Vorstand des SEHV von sechs Personen (mit drei Ligavertretern) auf einen Zentralvorstand mit fünf Personen und immer noch drei Ligavertretern reduziert.
«Das Problem aber ist, dass Leute, obwohl sie aus der Liga kommen, von dem Moment an, ab dem sie im Zentralvorstand sitzen, primär fürs Wohl des Verbandes und der Nationalmannschaft schauen», sagt Gaudenz Domenig, der Präsident des HC Davos. Domenig weiss, wovon er spricht. Er präsidierte als letzter das Eishockey-Parlament, das nach zehn Jahren im Zug der Strukturreform von 2009 aufgelöst worden ist. Und die letzte Reform von 2009 gestaltete Domenig in Arbeitsgruppen mit.
Mit den aktuellen Strukturen ist innerhalb der Liga niemand mehr zufrieden. Domenig: «Die Liga verdient das Geld, also haben wir den Anspruch mitzubestimmen, wer wie viel bekommt.» Getreu dem Motto: Wer zahlt, befiehlt!
Die Klubs stört, dass die Liga beim Verband keine Kostenkontrolle mehr hat. Vor 17 Jahren fehlten dem SEHV 4.7 Millionen Franken. Innerhalb von 40 Tagen benötigte der Verband damals 1.1 Millionen, um den Konkurs abzuwenden. «Damals hat die Liga den Verband gerettet», so Domenig.
Der Davoser Präsident sieht derzeit beim Verband zwar nicht Zustände wie damals, aber «es ist zu vermuten, dass der Verband zu aufgebläht ist».
Dieser Ansicht ist nicht nur Domenig. Gemäss Geschäftsbericht gibt der Verband alleine fürs Personal rund 14 Millionen Franken aus; die Reserven betragen 2.5 Millionen. Solche Zahlen kommen in Zeiten, in denen die Vereine um jeden Franken kämpfen müssen, nicht gut an.
Derzeit kriegt das Schweizer Eishockey aus dem TV-Vertrag mehr als 35 Millionen Franken pro Saison. Die Klubs müssen sich aus diesem Pool mit 22 Millionen bescheiden. 13 Millionen verbleiben beim Verband, der nur die Testländerspiele der Nationalmannschaft ins TV-Rechtepaket beisteuert, beziehungsweise gehen als dicke Provision (12,5 Prozent) an die Firma Profile Partners München.
Die Lösung, wie sie sich die Klubs vorstellen, differenziert aber noch mit den Vorstellungen der Swiss Ice Hockey Federation: Die TV-Gelder sollen künftig auf ein Konto fliessen, das von der Liga kontrolliert wird. Der Verband müsste für seine Ausgaben mit Anträgen an die Liga gelangen, die diese gegebenenfalls bewilligen würden.
«Der Verband kann jederzeit bei uns Geld für konkrete Projekte beantragen und wir werden dafür sorgen, dass dem Nachwuchs und dem Amateur-Hockey genügend Geld zukommt», sagt Marc Lüthi, der CEO des SC Bern. Gaudenz Domenig ist überzeugt, dass «die Ligavertreter den Nationalmannschaften sehr gut gesonnen sind. Die Klubs sehen auch, dass erfolgreiche Nationalmannschaften fürs Hockey in der Schweiz gut und wichtig sind.»
Für den Verband sind dies trotzdem schlechte Aussichten. Der Skiverband hatte zuletzt seinen «Fall Lauberhorn». Auch im Skisport kassiert der Verband Fernsehgelder, die primär Veranstalter erwirtschaften. Im Eishockey ist der Verband in dieser Angelegenheit aber den Klubs ausgeliefert, wenn sich diese selbständig machen können. Er müsste sich einschränken - und eine Sparrunde drehen. (abu/sda)
Nur mal angenommen, dass jeder im Schnitt 100'000.- CHF verdient, wären das ja schon 140 Vollzeitstellen!