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Das unternimmt Swiss Ski gegen Machtmissbrauch

FILE - Joel Chenal, of France, competes during an alpine ski, Nations team event, in Are, Sweden, Sunday, March 15, 2009. (AP Photo/Elvis Piazzi, File)
France Coach Skiing
Joel Chenal wird von zwölf Frauen angezeigt.Bild: keystone

«Vieles ist in Bewegung»: Was Swiss Ski gegen Machtmissbrauch unternimmt

In Frankreich wird Vize-Olympiasieger Joel Chenal von zwölf Frauen angezeigt. In der Schweiz wurde diesen Frühling ein Trainer für fünf Jahre gesperrt. Die Ethikverantwortliche des Schweizer Verbands äussert sich zu den Massnahmen.
02.08.2025, 15:4102.08.2025, 15:41
Emil Rohrbach<strong></strong> / ch media
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In Frankreich ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Skirennfahrer und späteren Verbandstrainer Joel Chenal. Der Olympia-Zweite im Riesenslalom von 2006 steht unter dem Verdacht der sexuellen Belästigung. Laut der französischen Zeitung «Le Monde» haben zwölf Frauen Aussagen gemacht – viele davon waren zur mutmasslichen Tatzeit minderjährig. Chenal war von 2013 bis 2017 als Trainer beim französischen Skiverband tätig.

Auch die Schweiz bleibt nicht verschont: Ein Trainer wurde im Februar dieses Jahres vom Schweizer Sportgericht für fünf Jahre gesperrt. Die Vorwürfe: unangemessene Berührungen, sexistische Äusserungen, Machtmissbrauch. Der Mann hatte nicht direkt für Swiss Ski gearbeitet, sondern auf Klubebene.

Übertritte gegen junge Sporttreibende sind leider keine Seltenheit. Wie auch unsere Recherchen bedauerlicherweise immer wieder zeigen, sind viele Sportarten betroffen, wie zuletzt Handball. Und nicht nur Jugendliche sind Opfer. Missbräuchliche Zustände herrschten zuletzt auch im Leistungszentrum der Schweizer Ruderinnen und Ruderer.

System im Wandel

Marlen Marconi ist Ethikbeauftragte bei Swiss Ski. Seit vier Jahren baut sie bei Swiss Ski ein System auf, das Trainerinnen und Trainer sensibilisieren, Eltern und Jugendliche informieren und Betroffenen Wege eröffnen soll.

Die Grundlage bildet das Ethikstatut von Swiss Olympic, das unter dem Druck im Zuge der Magglingen-Protokolle entstand. Und Swiss Sport Integrity (SSI) ins Leben rief. Es ermöglicht SSI, bei Verdachtsfällen zu ermitteln und Sanktionen zu verhängen. Seither sind die Bestrebungen von Swiss Olympic in diesem Bereich sichtbar. Es gibt sogar eine Podcastreihe über Ethik im Sport. Herrscht nun also heile Welt im Sport?

Marlon Macroni
Marlen Marconi ist seit vier Jahren Ethikbeauftragte bei Swiss Ski.Bild: zvg

Als Marconi angefangen hat, gab es die Strukturen noch nicht. «Jetzt ist vieles in Bewegung. Aber wir müssen dranbleiben», sagt sie.

Was Swiss Ski macht: Schulungen und Ethiktage

Swiss Ski bietet seither Schulungen auf allen Ebenen an – vom Nationalkader über die Regionalzentren bis zu den Klubs. «Wir arbeiten mit konkreten Fallbeispielen. Die Themen sind herausfordernd, aber die Rückmeldungen sind sehr positiv», sagt Marconi.

Die sogenannten Ethiktage seien freiwillig, aber stark nachgefragt. Pflichtschulungen für Trainerinnen und Trainer werden durchgeführt – doch nicht alle erreicht man: «Die, die ein Problem wären, gehen oft durch die Maschen.»

«Dieses Gefühl, ‹vielleicht ist es ja gleich nichts› – genau das müssen wir abbauen.»

Gerade auf Klubebene mangelt es oft noch an Ressourcen. Hier vertraue der Verband auf Eltern, die allfällige Missstände an SSI melden oder sich beraten lassen. Aber auch auf eigeninitiative von Menschen aus den Klubs.

Ziel sei es, die Schwelle zu senken, sich überhaupt zu melden – auch dann, wenn jemand unsicher ist, ob ein Verhalten problematisch war: «Dieses Gefühl, ‹vielleicht ist es ja gleich nichts› – genau das müssen wir abbauen.»

Es geht um die Zukunft des Sports

Für Marconi steht viel auf dem Spiel: «Den nächsten Marco Odermatt gibt es nur, wenn es dem Nachwuchs gut geht.» Der Ethikkompass von Swiss Olympic, den alle Verbände nutzen können, soll helfen, ein gemeinsames Vokabular zu entwickeln. Damit man überhaupt beginnen kann, die Probleme anzugehen.

Der Diskurs und die Sensibilisierung über solche Themen sind dabei matchentscheidend. Niemand kann verhindern, dass es gefährliche Menschen gibt. «Aber wir wollen ein Umfeld kreieren, das es solchen Menschen möglichst schwer macht, ihre Machenschaften durchzusetzen», sagt Marconi. (riz/&aargauerzeitung.ch)

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