Christian Dubé war in seinen besten Zeiten ein Kanadier russischen Zuschnitts und einer der spektakulärsten Einzelspieler ausserhalb der NHL. Stocktechnisch so gut, so explosiv, beweglich und schnell, dass er mit der Scheibe von einem Tor zum anderen durch eine ganze gegnerische Mannschaft stürmen konnte.
Sein Transfer von Lugano nach Bern im Sommer 2002 veränderte das Layout der Liga und die nationale Hockeygeschichte. Erst mit Christian Dubé ist der darniederliegende SC Bern, 1998 in der Nachlassstundung und im Frühjahr 2002 nur noch 8. der Qualifikation, wieder eine Macht geworden.
In die glanzvolle «Ära Dubé» fallen vier Qualifikationssiege und zwei Meistertitel (2004, 2010). Der Kanadier mit Schweizer Lizenz war der Solist im SCB-Orchester. Er spielte seine Einsätze zwar meistens so, wie es der Trainer vorgesehen hatte. Aber manchmal spielte er seine Soli gerade so, wie es ihm passte – und der Dirigent stand machtlos an er Bande.
Aber jeder Trainer wusste, dass Christian Dubé auch den Gegner überraschte und verwirrte. So sehr Christian Dubé ein Solist sein konnte – er hat seine grossen spielerischen Freiheiten nie missbraucht, und im Herbst seiner Karriere ist er bei Gottéron sogar ein ausgesprochener Mannschaftsspieler geworden.
Der Musterprofi (kein Alkohol, keine Zigaretten) war ein brillanter Passeur, schlauer Vollstrecker, genialer Powerplay- Stratege – kurzum: ein Spektakelmacher. Er schoss Tore, spielte Pässe, verunsicherte die gegnerische Abwehr mit schlauem Forechecking, holte Scheibe den Banden entlang, steckte Check um Check ein, ohne sich vom Spiel ablenken oder provozieren zu lassen. Sanft in der Art, doch stark in der Tat – auf und neben dem Eis. Kurzum: der perfekte Stürmer.
Oft ist diesem sanften Genie der Wille zum Sieg auf dem Eis und der Wille zur Macht neben dem Eis unterschätzt worden. Das hat ihm zeitweise und völlig zu Unrecht den Ruf eingetragen, ein Weichling zu sein – vor allem in Lugano.
Dabei hat er als Leitwolf immer viel Verantwortung übernommen. In den 16 Jahren in der NLA war er immer Assistenz-Captain. Kurzum: Der perfekte Leader. Christian Dubé hat stets die erste Geige gespielt und es gibt kein anderes Instrument, dass er lustvoll spielen mag – deshalb tritt er jetzt zurück. Obwohl seine Statistiken immer noch respektabel sind. 46 Spiele und 25 Punkte in der abgelaufenen Qualifikation und in den vier Abstiegsrundenpartien mit Gottéron hat er zwei Punkte gebucht.
Es ist ein Glücksfall für unser Hockey, dass Christian Dubé seine Karriere in der NLA gemacht hat. Der Bub von Normand Dubé (in den 1980er Jahren bei Sierre und Martigny) spielte bei den Junioren in Martigny als sein Vater dort tätig war (1992/93 76 Punkte in 27 Spielen/Elite-B). Deshalb hat er einen kanadischen Pass, aber eine helvetische Eishockey-Lizenz.
Christian Dubé kehrte mit seinem Vater heim nach Kanada und war als Junior eine grosse Nummer. Meister, Kanadas Junior des Jahres 1996 und eine dominierende Figur in Kanadas U 20- Weltmeisterteam von 1997 neben späteren NHL- Stars wie Daniel Brière, Joe Thornton und Jarome Iginla.
Für die NHL war er nicht zu klein (183 cm/80 kg) und nach einem frühen Zweitrunden-Draft (Nr. 39, Rangers) schien einer NHL-Karriere nichts im Wege zu stehen. Aber die Zeit war noch nicht reif für Schmetterlinge wie Christian Dubé, und bei den Rangers in New York landete er beim falschen Klub. Bei einem „Small Market Team“ hätte er es wahrscheinlich geschafft. So aber kehrte er nach 33 Spielen (1 Tor/1 Assist) der berühmtesten Liga der Welt den Rücken und nützte seine Schweizer Lizenz.
Er kam nicht, wie eigentlich geplant zu den ZSC Lions sonder nach Lugano. Von dort 2002 nach Bern und 2011 für einen schönen Karriere- Herbst zu Fribourg. Aber seine grosse Zeit hatte er mit dem SC Bern der SCB war sein Klub, nur der SCB vermochte diesem wunderbaren Hockeyspieler die angemessene Bühne zu bieten. Mit Lugano erreichte er zweimal das Finale (Niederlagen gegen die ZSC Lions), mit Bern wurde er 2004 und 2010 Meister, mit Fribourg reichte es noch einmal fürs Finale (2013) – und vielleicht wäre Gottéron Meister geworden, wenn Christian Dubé im Finale ab Spiel 5 nicht durch eine Verletzung ausgefallen wäre.
Noch ist offen, was Christian Dubé nach seinem Rücktritt machen wird. Sicher ist nur, dass auch er erfolgreich sein wird, wahrscheinlich wie sein Freund Gérald Métroz als Spieleragent. Bereits sein Vater ist nach der Aktivzeit ein erfolgreicher Unternehmer geworden (Immobilien) und der Bub hat eine Offerte, bei Gottéron Sportdirektor zu werden. «Aber ich nehme mir nach dem letzten Spiel eine Woche Zeit, um darüber nachzudenken.» Es gebe noch ein paar Dinge abzuklären. So wie als Künstler und Leitwolf auf dem Eis, so wird er nun auch als Privatmann neben dem Spielfeld die richtige Entscheidung treffen.