Vor einem Jahr war Lausanne so nahe am Titel wie noch nie zuvor. Ein Sieg fehlte im Playoff-Final gegen die ZSC Lions, doch Spiel 7 in Zürich ging in der Serie der Heimsiege verloren. «Wir hatten eine Hand am Pokal. Leider war dann Zürich einfach besser», sagt LHC-General-Manager John Fust rückblickend in der neuesten Folge des CH-Media-Podcasts «Hockey-Talk» mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger.
Dennoch sei für ihn die Zeit im letzten Frühling «ein unglaubliches Abenteuer und ein magisches Erlebnis» gewesen. Lausanne sei damals unerwartet, aber auch verdient in den Final gekommen, findet Fust, und das habe etwas bewirkt in Lausanne. «Es war schon immer eine Hockey-Stadt. Aber die Leidenschaft und der Ehrgeiz von den Fans kam damals richtig raus», sagt der 52-jährige Schweiz-Kanadier. Und er ist sich sicher: «Die Leute werden noch in 20 oder 30 Jahren von diesen Playoffs sprechen.»
Das ist insofern beeindruckend, als Lausanne in der jüngeren Vergangenheit eher Chaosklub als zuverlässige Marke war. Besitzerwechsel und vergiftete Atmosphäre dominierten die Schlagzeilen. «Wir haben viel erlebt in Lausanne. Ich habe mir die Rechte für die Netflix-Serie über den Klub bereits gesichert», scherzt Fust. Es habe viele schlechte, aber auch gute Momente gegeben. Und das Chaos hatte einen grossen Vorteil: «Als ich endlich die Verantwortung übernehmen durfte, die Mannschaft in eine neue Richtung zu bringen, war das nicht so schwierig. Denn wir haben schon genau gewusst, was wir nicht tun sollten.»
Da ist die Gegenwart viel erfolgreicher. Die Waadtländer haben sich unlängst den Qualifikationssieg gesichert. Sie werden also die Regular Season auf dem ersten Platz abschliessen und hätten – sofern es dazu kommt – bis im Playoff-Final Heimrecht. «Der erste Platz kommt ehrlicherweise etwas unerwartet», sagt Fust. Man dürfe nicht vergessen, dass Lausannes Reise im Vorjahr auch in Spiel 7 des Playoff-Viertelfinals gegen Davos hätte enden können. «Dann würde heute niemand Lausanne auf diesem Niveau sehen», ist sich der Sportchef sicher.
Und Fust ging in seiner Rolle auch ein grosses Risiko ein. Nach dem Abgang von Stammgoalie Connor Hughes nach Nordamerika entschied er sich dafür, die wichtige Position den Youngstern Kevin Pasche (22) und Antoine Keller (20) zu überlassen. Das ging mehrheitlich auf: Pasche ist heute einer der besten Goalies der Liga. «Ich kenne Kevin, seit er zehn Jahre alt ist. Er hat mit meinem Sohn zusammen gespielt. Ich wusste, dass er in grossen Momenten performen kann», sagt der Lausanne-GM.
Nun gehe es darum, dass er das auch in den Playoffs umsetzen könne. Fust sagt, er wolle keinen ausländischen Goalie holen: «Ich will wissen, was Pasche und Keller dort zeigen können. Sie haben diese Chance verdient.» Schliesslich gehe es nicht nur um den Erfolg in diesem Jahr, es gebe auch in den Jahren danach noch einen Meister und Playoffs. «Wir müssen mit den Konsequenzen leben, wenn wir jetzt unsere Goalies aufbauen, damit sie in Zukunft besser sind», erklärt der 52-Jährige seine Beweggründe.
Auch Fust selbst hat aus den Playoffs im letzten Jahr und der Finalniederlage gegen den ZSC seine Lehren gezogen. «Ich habe gelernt, wie wichtig die Kultur ist. Im Hockey gewinnt selten die beste, talentierteste Mannschaft, sondern jene, die besser zusammenspielt und mehr Siegeswillen hat.» Das beobachte man in der NHL oder an einer WM genauso wie in der National League.
Es brauche gute Leute in der richtigen Position, mit einer guten Leadership-Gruppe. Und es sei ihm wichtig, dass auch die Spieler Mitspracherecht haben. Sie sind bei uns Teil der Diskussion und der Lösung. Sie diskutieren mit, wenn es um die Trainingszeiten oder die Anzahl Ferientage geht.
Natürlich trage am Ende der Cheftrainer die Entscheidungskraft, aber es sei wichtig, dass sich die Spieler einbezogen fühlen. «Wenn sie wissen, dass ihre Stimme zählt, dann wollen sie noch mehr zurückgeben für das Team.» Fust hofft natürlich, dass das insbesondere in den Playoffs wieder zutrifft.