Sport
Eishockey

Was Lausanne-Sportchef John Fust aus der ZSC-Final-Pleite gelernt hat

John Fust, directeur sportif du Lausanne Hockey Club, parle lors de la conference de presse de fin de saison, ce vendredi 3 mai 2024, a la Vaudoise arena a Prilly, Lausanne. (KEYSTONE/Pierre Albouy)
John Fust hat in Lausanne schwierige Zeiten durchgemacht.Bild: keystone

Lausanne-Sportchef John Fust: «Im Eishockey gewinnt selten die beste Mannschaft»

Lausanne wird die Regular Season der National League auf dem ersten Platz beenden. Warum das selbst Sportchef John Fust überrascht und was er aus der letztjährigen Finalniederlage gegen den ZSC gelernt hat, verrät er im «Roost/Röthlisberger – Hockey-Talk».
27.02.2025, 15:2927.02.2025, 16:07
Mehr «Sport»

Vor einem Jahr war Lausanne so nahe am Titel wie noch nie zuvor. Ein Sieg fehlte im Playoff-Final gegen die ZSC Lions, doch Spiel 7 in Zürich ging in der Serie der Heimsiege verloren. «Wir hatten eine Hand am Pokal. Leider war dann Zürich einfach besser», sagt LHC-General-Manager John Fust rückblickend in der neuesten Folge des CH-Media-Podcasts «Hockey-Talk» mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger.

Dennoch sei für ihn die Zeit im letzten Frühling «ein unglaubliches Abenteuer und ein magisches Erlebnis» gewesen. Lausanne sei damals unerwartet, aber auch verdient in den Final gekommen, findet Fust, und das habe etwas bewirkt in Lausanne. «Es war schon immer eine Hockey-Stadt. Aber die Leidenschaft und der Ehrgeiz von den Fans kam damals richtig raus», sagt der 52-jährige Schweiz-Kanadier. Und er ist sich sicher: «Die Leute werden noch in 20 oder 30 Jahren von diesen Playoffs sprechen.»

Das ist insofern beeindruckend, als Lausanne in der jüngeren Vergangenheit eher Chaosklub als zuverlässige Marke war. Besitzerwechsel und vergiftete Atmosphäre dominierten die Schlagzeilen. «Wir haben viel erlebt in Lausanne. Ich habe mir die Rechte für die Netflix-Serie über den Klub bereits gesichert», scherzt Fust. Es habe viele schlechte, aber auch gute Momente gegeben. Und das Chaos hatte einen grossen Vorteil: «Als ich endlich die Verantwortung übernehmen durfte, die Mannschaft in eine neue Richtung zu bringen, war das nicht so schwierig. Denn wir haben schon genau gewusst, was wir nicht tun sollten.»

Da ist die Gegenwart viel erfolgreicher. Die Waadtländer haben sich unlängst den Qualifikationssieg gesichert. Sie werden also die Regular Season auf dem ersten Platz abschliessen und hätten – sofern es dazu kommt – bis im Playoff-Final Heimrecht. «Der erste Platz kommt ehrlicherweise etwas unerwartet», sagt Fust. Man dürfe nicht vergessen, dass Lausannes Reise im Vorjahr auch in Spiel 7 des Playoff-Viertelfinals gegen Davos hätte enden können. «Dann würde heute niemand Lausanne auf diesem Niveau sehen», ist sich der Sportchef sicher.

John Fust über die turbulenten Jahre in Lausanne:

Video: ch media

Und Fust ging in seiner Rolle auch ein grosses Risiko ein. Nach dem Abgang von Stammgoalie Connor Hughes nach Nordamerika entschied er sich dafür, die wichtige Position den Youngstern Kevin Pasche (22) und Antoine Keller (20) zu überlassen. Das ging mehrheitlich auf: Pasche ist heute einer der besten Goalies der Liga. «Ich kenne Kevin, seit er zehn Jahre alt ist. Er hat mit meinem Sohn zusammen gespielt. Ich wusste, dass er in grossen Momenten performen kann», sagt der Lausanne-GM.

Nun gehe es darum, dass er das auch in den Playoffs umsetzen könne. Fust sagt, er wolle keinen ausländischen Goalie holen: «Ich will wissen, was Pasche und Keller dort zeigen können. Sie haben diese Chance verdient.» Schliesslich gehe es nicht nur um den Erfolg in diesem Jahr, es gebe auch in den Jahren danach noch einen Meister und Playoffs. «Wir müssen mit den Konsequenzen leben, wenn wir jetzt unsere Goalies aufbauen, damit sie in Zukunft besser sind», erklärt der 52-Jährige seine Beweggründe.

John Fust über seine jungen Goalies:

Video: ch media

Auch Fust selbst hat aus den Playoffs im letzten Jahr und der Finalniederlage gegen den ZSC seine Lehren gezogen. «Ich habe gelernt, wie wichtig die Kultur ist. Im Hockey gewinnt selten die beste, talentierteste Mannschaft, sondern jene, die besser zusammenspielt und mehr Siegeswillen hat.» Das beobachte man in der NHL oder an einer WM genauso wie in der National League.

Hockey haut dich um!
Auch in dieser Saison können die Schweizer Eishockeyfans ausgewählte Spiele im Free-TV mitverfolgen.

Das ganze Programm von TV24, 3+ und oneplus findest du hier.
TV24 Logo 3plus Logo

Es brauche gute Leute in der richtigen Position, mit einer guten Leadership-Gruppe. Und es sei ihm wichtig, dass auch die Spieler Mitspracherecht haben. Sie sind bei uns Teil der Diskussion und der Lösung. Sie diskutieren mit, wenn es um die Trainingszeiten oder die Anzahl Ferientage geht.

Natürlich trage am Ende der Cheftrainer die Entscheidungskraft, aber es sei wichtig, dass sich die Spieler einbezogen fühlen. «Wenn sie wissen, dass ihre Stimme zählt, dann wollen sie noch mehr zurückgeben für das Team.» Fust hofft natürlich, dass das insbesondere in den Playoffs wieder zutrifft.

Die 14. Folge des «Roost/Röthlisberger – Hockey-Talk» mit Rückblick auf das 4-Nations-Faceoff in der NHL, Miro Aaltonens Wechsel zu Bern sowie dem ganzen Gespräch mit John Fust findest du hier oder überall wo es Podcasts gibt.

Bild
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Nico Hischier – ein NHL-Star im Militär
1 / 15
Nico Hischier – ein NHL-Star im Militär
Nico Hischier absolviert derzeit die Spitzensport-RS in Magglingen.
quelle: keystone / alessandro della valle
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Österreich gelingt an der Eishockey-WM das Unmögliche – Kommentatoren flippen aus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
    Xhakas Leverkusen patzt, Bayern ist Meister +++ Real Madrid hält Titelkampf offen

    Diese Aufholjagd kam zu spät. Zwar gelangen Florian Wirtz und Jonathan Tah noch die Treffer zum 2:2-Unentschieden in Freiburg, doch reichte der Punkt nicht, um Leverkusens verschwindend kleinen Titelhoffnungen am Leben zu halten. Der SC Freiburg verteidigte Platz 4 in der Bundesliga und entschied damit gleichzeitig die Meisterschaft.

    Zur Story