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National League: Die Gründe für den Erfolg von Lausanne

La joie des joueurs du Lausanne HC, LHC apres le but (2:1), lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre Lausanne HC, LHC, et SC Rapperswil-Jona Lakers, SCRJ, ce ma ...
Lausanne steht in der National League momentan an der Spitze.Bild: keystone

Vom Chaos-Klub zu einer Top-Adresse – die Gründe für den Höhenflug von Lausanne

Der Tabellenführer Lausanne HC hat sich innert kürzester Zeit von einem Chaos-Klub zu einer Top-Adresse im Schweizer Eishockey entwickelt. Die Krönung wäre der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte.
14.02.2025, 17:40
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Der 4. November 2022 kann als einschneidendes Datum beim Lausanne HC bezeichnet werden. An diesem Tag wurde bekannt, dass der damalige Mitbesitzer des Vereins, Petr Svoboda, als Sportchef abgesetzt wird. Unter dem Tschechen soll eine vergiftete Atmosphäre im Klub geherrscht haben. Wie auch immer stimmten trotz grossen Investitionen die Resultate nicht. Die Waadtländer belegten zu diesem Zeitpunkt in der National League den letzten Tabellenplatz.

Anstelle von Svoboda setzten die Verantwortlichen den damaligen Trainer John Fust als Sportchef ein. Zwei Tage nach dem Umsturz wurde Geoff Ward, ein ehemaliger Headcoach in der NHL, als neuer Trainer publiziert. Der 62-jährige Kanadier entpuppte sich als Glücksfall.

Transparent und gutes Auge

Zwar gelang es Ward nicht, das Team noch in die Pre-Playoffs zu führen. Seither aber läuft es. Vor einem Jahr scheiterten die Lausanner erst im Playoff-Final im siebenten Spiel an den ZSC Lions, nun sind sie auf bestem Weg, die Qualifikation zum ersten Mal in der Klubgeschichte auf dem 1. Platz zu beenden.

Enttaeuschte Lausanner im siebten Playoff Final Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem Lausanne HC, am Dienstag, 30. April 2024, in der Swiss Life Arena in Zuerich. (KEYSTON ...
Nur ganz knapp verpasste Lausanne letzte Saison den Meistertitel.Bild: keystone

John Fust sagt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA über Ward: «Sein Erfolg hat viele Gründe. Er ist er sehr transparent gegenüber den Spielern. Sie lieben seinen Stil, wollen für ihn spielen. Dann ist es zwar nicht so, dass unser System das beste oder spektakulär ist, aber er besitzt die Fähigkeit, während einer Partie kleine Anpassungen vorzunehmen, er sieht, was wir besser machen können. Das ist ein Vorteil.»

Fust ist es aber wichtig zu betonen, dass nicht nur Ward für den Erfolg verantwortlich sei. «Es ist ein Teamwork. Dieses ist bei uns kein Klischee, sondern unsere Seele. Wir arbeiten sehr gerne zusammen.» Es herrsche nun die nötige Ruhe im Verein, diese habe vorher gefehlt. «Jeder weiss, wie wichtig seine Arbeit ist. Was wir hier nun haben, ist speziell.»

Vom Erfolg nicht geblendet

Trotz der starken letzten Saison erfuhr die Mannschaft grosse Veränderungen. Zehn Spieler verliessen den Verein, unter ihnen Goalie Connor Hughes, der in die Organisation der Montreal Canadiens wechselte. Zudem fehlt der überragende schwedische Verteidiger Lawrence Pilut verletzungshalber die gesamte Spielzeit. Hughes hätte der Verein gerne behalten, ansonsten waren es gewollte Abgänge. «Wir haben unsere Philosophie, wollen immer besser sein, und dann gilt es manchmal, schwierige Entscheide zu treffen – auch was beliebte Spieler betrifft. Wir haben keine Angst vom Druck von aussen, arbeiten mit ruhigem Kopf statt mit Emotionen», sagt Fust.

John Fust, directeur sportif du Lausanne Hockey Club, parle lors de la conference de presse de fin de saison, ce vendredi 3 mai 2024, a la Vaudoise arena a Prilly, Lausanne. (KEYSTONE/Pierre Albouy)
Seit 2022 ist John Fust Sportchef bei Lausanne.Bild: keystone

Lausanne investiert viel Geld in Technologien, um Entscheide zu treffen. «Es gibt immer auch den menschlichen Faktor, aber wir haben eine gute Basis, um die Daten zu nutzen. Diese sind sehr wichtig», so Fust. «Wir denken, unsere Entscheide haben eine grosse Wahrscheinlichkeit, Erfolg zu bringen. Ich suche nie die besten Skorer oder die schnellsten oder spektakulärsten Spieler. Wir suchen mehr eine Rolle und dann den besten Kandidaten dafür.» Deshalb spricht Fust mit vielen Leuten, bevor er jemanden verpflichtet. «Wir müssen sicher sein, dass die Persönlichkeit stimmt.»

Risiko zahlt sich aus

Vor der Saison gab es ein Fragezeichen bezüglich der Goalie-Position. Denn für Hughes wurde nicht ein renommierter Torhüter geholt, vielmehr setzten die Verantwortlichen mit dem 21-jährigen Kevin Pasche und dem ein Jahr jüngeren Antoine Keller auf ein unerfahrenes Duo und gingen damit ein gewisses Risiko ein. Ersterem gelangen bereits neun Shutouts in der laufenden Meisterschaft, womit er in dieser Statistik die klare Nummer 1 ist. Am vergangenen Samstag spielte Pasche in der Euro Hockey Tour beim 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen Schweden erstmals fürs Nationalteam.

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Kevin Pasche gab am letzten Wochenende sein Debüt in der Schweizer Nationalmannschaft.Bild: www.imago-images.de

Fust ist zwar überrascht von der Konstanz von Pasche, den er seit dem Alter von zwölf Jahren kennt, weil er mit seinem Sohn zusammengespielt hat. Er sagt aber auch: «Er ist sehr kompetitiv und ein sehr guter Athlet. Was er macht, macht er sehr gut. Wenn er vier, fünf Zentimeter grösser wäre (er ist 1,78 m gross), wäre er nicht in der Schweiz.»

Auf einem neuen Niveau

Dass Lausanne die Tabelle aktuell anführt, liegt zu einem grossen Teil an der Heimstärke. 20:3 Siege lautet die Bilanz vor heimischem Publikum in der laufenden Meisterschaft. «Mit den Playoffs der letzten Saison haben wir in der Stadt, im Kanton etwas ausgelöst. Lausanne war schon immer eine Eishockey-Stadt, aber nun sind wir auf einem neuen Niveau. Die Unterstützung in der Halle ist unglaublich. Die Fans wollen etwas Spezielles sehen, das macht uns sicher stärker.»

Von daher wäre es ein grosser Vorteil, wenn Lausanne den 1. Rang bis am Schluss verteidigen könnte. Fust betont aber, dass diesbezüglich intern kein Druck ausgeübt werde. «Es ist nicht notwendig, den 1. Platz zu erreichen. Aber es wäre natürlich schön.» Fust ist sich selbstredend bewusst, dass in den Playoffs wieder alles bei Null beginnt, sagt deshalb, dass sie sich dann von Neuem beweisen müssten. «Es wird Hochs und Tiefs geben in den Playoffs. Wichtig ist, wie wir darauf reagieren.» So oder so ist augenscheinlich, dass die Weichen am 4. November 2022 in die richtige Richtung gestellt wurden. (riz/sda)

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quelle: keystone / laurent gillieron
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8 Kommentare
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Darkside
14.02.2025 18:25registriert April 2014
Nur noch eine Frage der Zeit bis die Meister werden. Haben ein tolles Stadion, genug Geld, viele Fans und einen Top Coach, der auch das Problem der letzten Jahre mit der Fairness in den Griff bekommen hat.
Ich behaupte mal, dass sie in Lausanne den ersten Titel feiern, bevor Lugano den nächsten holt.
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