Sag das doch deinen Freunden!
Schweizer Meister Davos ist im Halbfinal-Hinspiel der Champions League unter die Räder gekommen: Gleich mit 0:5 tauchte der HCD gegen Frölunda. Die Schweden waren schlichtweg eine Klasse zu stark für die Bündner. Klar, dem HCD fehlen derzeit Leistungsträger und das Programm der vergangenen Tage war für die Davoser sicherlich kein Spaziergang.
«Wir haben im zweiten Drittel lang gut gespielt und haben Druck gemacht, aber man muss Tore machen, das fehlt in der Schweiz», sagte der enttäuschte HCD-Coach Arno Del Curto. Für ihn ist die schwedische Liga (SHL) ohnehin auf extrem hohem Niveau. Dies betonte er auch schon nach der Viertelfinal-Partie gegen den schwedischen Meister Skelleftea: «Es wäre schön, wenn wir jeden Tag gegen einen solchen Gegner spielen könnten. Schweden ist seit Jahren eine Spitzen-Nation der Welt, so wie Spanien im Fussball».
Fakt ist jedoch: Arno Del Curto gewinnt an einem guten Tag auch gegen das beste schwedische Team. Sonst würde er mit dem HC Davos nicht im Halbfinale der Champions League stehen. Und trotzdem darf man sich nach der Niederlage die Frage stellen: Ist unsere National League A wirklich so stark, wie oft behauptet wird?
Die grösste Plattform für einen Vergleich der Ligen bietet momentan die Champions Hockey League, die in diesem Jahr zum dritten Mal ausgetragen wird. Das Turnier hat zwar noch lange nicht den gewünschten Stellenwert und es nehmen noch keine KHL-Teams teil, doch seit der letztjährigen Ausführung hat sich die Zahl der Teilnehmer immerhin verdoppelt.
Bei der ersten Austragung setzte sich der ZSC im Finale 2008/09 deutlich gegen das KHL-Spitzenteam HK Metallurg Magnitogorsk durch. Auch im anschliessenden Victoria Cup behielten die Zürcher gegen den Stanley-Cup-Sieger Chicago Blackhawks das bessere Ende für sich.
In der zweiten Durchführung 2014/15 gewann Lulea HF das schwedische Final-Duell gegen Frölunda. Genf-Servette und Fribourg-Gottéron scheiterten beide im Achtelfinale an finnischen Mannschaften.
In der aktuellen Ausgabe sieht alles nach einem Final-Duell zwischen einem finnischen Team und Frölunda aus, sofern Davos kein Wunder gelingt. In der anderen Partie spielen Rauman Lukko und Oulun Kärpät gegeneinander.
Ein Blick auf die vergangene und aktuelle Champions-League-Austragung zeigt eine schwedisch-finnische Dominanz. An beiden Turnieren überstanden nur finnische und schwedische Mannschaften das Achtelfinale (mit der Ausnahme Davos). Da die schwedischen Teams bisher besser abschlossen, geht dieser Punkt ebenfalls an die «Tre Kronor».
Für die einen ein Spass-Turnier, für die anderen der Event des Jahres und für die Teilnehmer ein Kräftemessen der verschiedenen Ligen ausserhalb der CHL: Der Spengler Cup. Hier sieht die Schweizer Bilanz besser wie in der Champions Hockey League aus, was aber auch daran liegen könnte, dass schon länger keine schwedischen und finnischen Teams mehr eingeladen wurden.
In den letzten fünf Jahren ging der Pokal des ältesten Klub-Turniers der Welt dreimal an ein Schweizer Team: Zweimal an Genf-Servette (2013/2014), einmal an den HC Davos (2011).
Die Bilanz ist erstaunlich: Immerhin spielten mit Dinamo Riga, Salawat Julajew Ufa, ZSKA Moskau, Jokerit Helsinki und Jekaterinburg absolute Top-Mannschaften aus der KHL mit.
Klarer Punkt für unsere NLA. Die Teams aus der russischen KHL hatten in den letzten fünf Jahren das Nachsehen gegen die NLA-Klubs. Zuletzt konnte 2010 SKA Sankt Petersburg den Titel holen.
Neben Kanada und der USA kommen die meisten NHL-Cracks aus Schweden (80 Spieler). Russland (37), Finnland (36), Tschechien (34) wirken da schon fast ein wenig abgeschlagen. Auch die Schweiz kann mit 12 Söldnern nicht mithalten.
Klarer Punkt für Schweden. Mit Henrik Zetterberg, Daniel und Henrik Sedin, Henrik Lundqvist, Nicklas Bäckström und Alexander Steen spielen zurzeit absolute Topstarts in der NHL, die alle ursprünglich bei schwedischen Teams gespielt haben.
In Anbetracht dessen, dass während der WM die Playoffs in Nordamerika noch in vollem Gange sind, bietet die A-Weltmeisterschaft eine gute Gelegenheit, um die verschiedenen Ligen zu vergleichen.
Bei den Herren kristallisiert sich in den letzten Jahren vor allem das gute Niveau der KHL heraus: Russland stand seit 2010 viermal im Endspiel und wurde dabei zweimal Weltmeister. Dahinter folgen die Schweden und die Finnen mit zwei Endspiel-Teilnahmen und je einem Titel.
Auch eine gute Vergleichsmöglichkeit ist die U20-WM, die jeweils im Winter stattfindet. Viele der Jungs spielen noch in ihrer Heimat-Liga.
Die russischen U20-Junioren waren in den letzten sechs Jahren ebenfalls stark. Sie standen viermal im Finale und wurden dabei einmal Weltmeister. Einzig die Finnen haben mit zwei Weltmeister-Titeln bei zwei Endspiel-Teilnahmen eine bessere Bilanz.
Für die Schweiz gab's in den letzen Jahren einzig die Silbermedaille der Herren (2013). Auch bei den Tschechen läuft es seit dem Weltmeister-Titel der Herren (2010) nicht mehr wirklich.
Beim WM-Vergleich geht der Punkt klar an die Jungs aus der KHL.
Auch wenn es an Direktvergleichen zwischen den Ligen fehlt, Schweden ist Europas Talent-Schmiede Nummer 1. Es ist erstaunlich, dass trotz den vielen Spielern in der NHL auch die Klubs aus der eigenen Liga mit hauptsächlich einheimischen Männern auf internationalem Parkett (CHL) dominieren. Auch an den Weltmeisterschaften spielen die Schweden immer vorne mit.
Die Spitzenteams aus Schweden und der KHL haben gegenüber den Spitzenteams der NLA wahrscheinlich die Nase vorn. Ich wage allerdings zu behaupten, dass unsere Liga ausgeglichener ist als die restlichen in Europa.