Andres Ambühl – Einrücken zur zweiten Karriere
Am 1. Oktober 2025 – einem Mittwoch – beginnt Andres Ambühls zweite Hockey-Karriere. Er rückt an diesem Tag um punkt 9.00 Uhr auf der HCD-Geschäftsstelle ins Büro von Marc Gianola (51) ein. «So haben wir das abgemacht» sagt der HCD-Manager. «Vorher bringt Andres noch seine Töchter in den Kindergarten.» Der Tagesablauf sei auch schon programmiert. «Wir machen erst einmal eine Runde durch alle unsere Abteilungen.»
Mehr als 300 Länderspiele, Weltrekord mit mehr als 150 WM-Partien und über 1300 Einsätze in der höchsten Liga: Keiner hat so viel Erfahrung in unserem Eishockey wie Andres Ambühl (42). Sein Vertrag mit dem HCD ist am Ende der letzten Saison ausgelaufen und er hat seine Karriere nach der Silber-WM 2025 beendet. Logisch und richtig, dass Davos von seinem immensen Wissen profitieren will. Nun ist er mit einem unbefristeten Vertrag – also einem ganz normalen Arbeitsvertrag – ab 1. Oktober 2025 beim HCD angestellt worden.
Welche Arbeit wartet auf Andres Ambühl? «Das werden wir im Laufe der nächsten Monate gemeinsam herausfinden», sagt Marc Gianola. «Er wird in die verschiedenen Bereiche unserer Organisation hineinschauen.» Also im Büro des Managers, im Büro von Sportdirektor Jan Alston, in der Marketingabteilung, in der Buchhaltung und des Sportchefs, im Nachwuchsbereich oder beim Frauenteam.
Die HCD-Antwort auf das Traumduo bei Bayern München
Welche Position wäre die ideale für Andres Ambühl? Auch nach seinem Rücktritt ist er eine der populärsten Persönlichkeiten des nationalen Hockeys und damit der perfekte HCD-Botschafter und Türöffner. Sozusagen ein Markenbotschafter, der für sein Geld arbeitet. Aber er ist mehr als das: Sein Wissen über Stärken und Schwächen so ziemlich aller Spieler der Liga ist legendär. Was ihn eigentlich zum idealen Sportchef machen würde. Das Feilschen und Pokern um Verträge dürfte allerdings kaum seinen Neigungen und seinem freundlichen und bescheidenen Wesen entsprechen.
Oder er wird ganz einfach die rechte Hand des Geschäftsführers in allen Hockey-Dingen. Marc Gianola und Andres Ambühl als Führungs-Traumpaar und Hockey-Antwort auf die legendäre Bayern-Doppelführung Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge.
Andres Ambühls eleganter Wechsel von der Kabine ins Büro steht auch für die kontinuierliche HCD-Entwicklung vom dynamischen Chaos unter Arno Del Curto und Reto von Arx zu einem modernen, strukturierten und hochprofessionellen Hockey-Unternehmen.
Reto von Arx (49) hat den HCD mit seiner eigenwilligen, starken Persönlichkeit eher noch stärker geprägt als Andres Ambühl. Aber der Rücktritt nach dem letzten Meistertitel im Frühjahr 2015 im Alter von 39 Jahren beendete auch seine Beziehung mit dem HCD und die Freundschaft mit Arno Del Curto. Der Emmentaler arbeitet seit 2021 zusammen mit seinem Bruder Jan als Trainer beim EHC Chur. Marc Gianola sagt es rückblickend so: «Reto hat halt einen starken eigenen Willen.» Man könnte auch sagen: Einen sturen Kopf.
Der pflegeleichte Musterprofi mit starkem Willen
Andres Ambühl verdankt seine grandiose Karriere einem ebenso starken Willen. Aber er ist in seiner Art so pflegeleicht, dass jeder selbst schuld ist, der mit ihm übers Kreuz liegt. Und so verstehen wir, dass der grosse HCD-Vorsitzende Gaudenz Domenig, der in den wilden, erfolgreichen Jahren mit Arno Del Curto und Reto von Arx zeitweise fast ein geschäftsführender Präsident war, den ruhiger gewordenen Geschäftsgang sehr zu schätzen weiss und lakonisch-diplomatisch sagt: «Ich muss nicht mehr so oft bei der Geschäftsstelle vorbeischauen».
Am nächsten Mittwoch wird er in Davos oben sein. Nicht wegen des Arbeitsbeginns von Andres Ambühl. Der HCD-Präsident ist Mitglied des Schulrates und die Kandidaten für die Stelle des Rektors stellen sich vor. Da ist seine reiche Hockey-Erfahrung in der Personalrekrutierung gefragt. «Aber vielleicht kann ich es ja einrichten und um 9.00 Uhr im HCD-Büro vorbeischauen.» Ein wenig sei er überrascht, dass Andres Ambühl schon wieder beim HCD tätig sei. «Es war für uns zwar immer klar, dass er bei uns bleibt. Aber ich dachte, dass er ein Jahr Pause vom Hockey braucht…» (aargauerzeitung.ch)