Schweiz
Gesellschaft & Politik

Ärger in Tourismuskantonen – der Zweitwohnungssteuer droht Widerstand

ARCHIVBILD ZUM VERZICHT DES BUNDESRATES, DIE LEX KOLLER ZUR VERSCHAERFEN, AM MITTWOCH, 20. JUNI 2018 - Seconday homes with shuttered windows in Sartons, a luxury residential area above Lenzerheide-Val ...
Werden sie neu besteuert? Zweitwohnungen in der Ferienregion Lenzerheide-Valbella (Archivbild November 2012).Bild: KEYSTONE

Ärger in Tourismuskantonen – der Zweitwohnungssteuer droht bereits Widerstand

Mit einer neuen Objektsteuer sollen Kantone mit vielen Zweitwohnungen die Steuerausfälle kompensieren können, die das Ende des Eigenmietwerts bringt. Doch der Hauseigentümerverband signalisiert bereits Widerstand.
29.09.2025, 05:3129.09.2025, 05:31
Christoph Bernet / ch media

Der Eigenmietwert wird abgeschafft. Am Sonntag wurde die damit verknüpfte Objektsteuer auf Zweitwohnungen angenommen. Wo viele Ferienwohnungen stehen, reisst das Ende der Eigenmietwertsbesteuerung  – auch bei den Zweitwohnungen – ein vergleichsweise grosses Loch in die Staatskasse. Tourismuskantone wie Tessin, Graubünden oder Wallis sollen mit der neuen Objektsteuer ihre Steuerausfälle teilweise kompensieren können.

Regierungsraetin (GR) Carmelia Maissen, Prasidentin der RKGK, spricht waehrend einer Medienkonferenz der Regierungskonferenz der Gebirgskantone zur Abstimmung ueber die Abschaffung des Eigenmietwerts, ...
Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte/GR) ist enttäuscht über das Abstimmungsresultat (hier bei einem Medienauftritt in Bern am 5. September).Bild: keystone

Dennoch opponierten die Gebirgskantone gegen die Vorlage. Die neue Steuer sei komplex, bürokratisch und habe zweifelhafte Erfolgschancen. Es sei völlig offen, ob sich dafür in den Kantonen politische Mehrheiten finden lassen.

Die Bündnerin Carmelia Maissen, Präsidentin der Regierungskonferenz der Gebirgskantone, ist zwar enttäuscht über das Abstimmungsresultat. Doch den Entscheid des Stimmvolks gelte es zu akzeptieren. Welche Folgen dies für die Gebirgskantone mit vielen Zweitwohnungen hat, kann sie noch nicht abschätzen.

Die Einnahmeausfälle belaufen sich allein im Kanton Graubünden auf 90 Millionen Franken. «Wir werden die Einführung einer solchen Objektsteuer nun sicher genau prüfen», sagt Maissen. Die Erfolgschancen für eine Einführung hängen von der konkreten Ausgestaltung ab.

HEV-Sektionen könnten Widerstand leisten

SVP-Nationalrat Gregor Rutz, Präsident des Hauseigentümerverbands (HEV), findet diese Klagen übertrieben. Dem Kanton Graubünden gingen durch die Abschaffung des Eigenmietwerts auf Zweitwohnungen Steuern in der Höhe von rund zwei Prozent der Gesamteinnahmen verloren: «Das ist verkraftbar. Jedes KMU muss mit solchen Schwankungen zurechtkommen.»

Die Zweitwohnungssteuer auf Kantonsebene sei Teil des ausgewogenen Kompromisses gewesen. Rutz glaubt, dass nur wenige Kantone eine solche Steuer diskutieren werden.

Gregor Rutz, Nationalrat SVP-ZH, waehrend einer Medienkonferenz des ueberparteilichen Ja-Komitees zur Abstimmung ueber die Abschaffung des Eigenmietwerts, am Montag, 18. August 2025 in Bern. (KEYSTONE ...
Legt seinen Kantonalsektionen keine Fesseln an, falls sie die neue Zweitwohnungssteuer bekämpfen wollen: HEV-Präsident Gregor Rutz.Bild: keystone

Die Umsetzung obliege den Kantonen und durchlaufe dort im Sinne des Föderalismus den ganz normalen demokratischen Prozess. Der HEV Schweiz werde sich nicht in kantonale Abstimmungen einmischen. Eine Order von oben gebe es nicht:

«Wenn einzelne HEV-Sektionen gegen die neue Objektsteuer das Referendum ergreifen, ist das ihr Recht.»

Diese Fragen müssten auf kantonaler Ebene diskutiert und entschieden werden. (aargauerzeitung.ch)

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244 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Xriss
29.09.2025 05:53registriert Februar 2014
Boah, es dauerte nicht einmal 24 Stubden bis Rutz die Maske fallen lässt und eigentlich offen zugibt, dass die Objektsteuer auf Zweitliegenschaften eine Farce war.
Und dann noch der unsägliche Vergleich eines Kantons mit einem KMU.
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HappyUster
29.09.2025 05:55registriert August 2020
Es ist absolut oportun eine Zweitwohnungssteuer einzuführen.

Oder will man wieder vor den Reichen einknicken? Die die sFeuferli (Wohngemeinde) und sWeggli (Ferienort) hand?
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Beyeler
29.09.2025 06:08registriert Oktober 2016
Sonderlich überraschend kommt das jetzt auch nicht. Ehrlich sein & Wort halten ist halt so ein Ding in der Politik. Frei nach dem Motto: Wenn ich habe was ich wollte, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern...
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