Schweiz
Abstimmungen 2025

JSVP-Fiechter fordert neue Abstimmung um E-ID wegen der Swisscom

Nils Fiechter, Junge SVP
Fordert eine erneute Abstimmung: JSVP-Präsident Nils Fiechter.bild: watson

JSVP-Fiechter fordert wegen der Swisscom neue Abstimmung – so reagiert ein Politologe

Die Schweiz wird eine digitale ID erhalten. Das hat das Stimmvolk am Sonntag knapp entschieden. Doch die Gegner fordern eine zweite Abstimmung.
28.09.2025, 17:3028.09.2025, 18:00

Die Schweiz hat die E-ID mit 50,4 Prozent Ja-Stimmen angenommen – am Schluss haben etwas über 20’000 Stimmen den Unterschied gemacht. Ein Ausgang, den viele so knapp nicht erwartet hatten.

Denn die Gegner der E-ID konnten überraschend stark mobilisieren, auch ohne eine breite politische Allianz. Getragen wurde der Widerstand von Gruppierungen wie Freunde der Verfassung, Digitale Integrität, EDU und der Jungen SVP.

JSVP-Präsident Niels Fiechter, Mitglied des Nein-Komitees, sieht im Resultat vor allem ein Signal gegen die politische Elite, wie er zu watson sagt: «Es gibt eine Diskrepanz zwischen Politik und Volk. Im Ständerat war praktisch niemand dagegen, im Nationalrat nur wenige und doch steht das Land 50:50.»

Dass die E-ID angenommen wurde, erklärt Fiechter mit zwei «groben Verfehlungen»: Umfrageinstitute und Swisscom.

«Manipulierende Umfragen»

Fiechter findet deutliche Worte: «Die Umfragen im Vorfeld lagen falsch und sie manipulieren die Stimmbürger. Viele wollen zu den Gewinnern gehören und stimmen entsprechend.» Er fordert deshalb ein Verbot von Umfragen «mehrere Monate» vor Abstimmungen. Denn sie seien «manipulierend» und hätten «keinen Mehrwert für die Bürger». Zudem würden laut dem JSVP-Präsidenten nur Menschen Umfragen ausfüllen, die «keine Arbeit» hätten.

Politologe Oliver Strijbis von der Franklin University in Lugano räumt zwar gegenüber watson ein, dass es immer einen gewissen Vorteil gebe für das Lager, bei dem die Bevölkerung das Gefühl hat, es werde gewinnen. Doch das würde es auch ohne die Umfrage geben.

«Ohne Umfragen hätten die Leute trotzdem Erwartungen, dann aber gestützt auf Gerüchte und Kampagnen. Eine Demokratie ohne Umfragen wäre schlechter.»

Professor für Politikwissenschaft Oliver Strijbis
«Eine Demokratie ohne Umfragen wäre schlechter»: Oliver Strijbis.Bild: zvg/Flurin Bertschinger

Strijbis bestätigt, dass die Umfrageinstitute dieses Mal danebengelegen haben. Den Grund dafür sieht er darin, dass staatskritische Milieus, die während der Corona-Zeit gewachsen seien, in Umfragen systematisch unterrepräsentiert seien: «Das ist ein Lager, das ungern an Umfragen teilnimmt. Es ist staats- und elitekritisch, und das hatten wir unterschätzt.»

Ein Verbot der Umfragen hält Strijbis aber für brandgefährlich: «Das wäre ein massiver Eingriff in die demokratische Transparenz und Pressefreiheit.»

Der Swisscom-Fauxpas

Eine weitere «Schuld» am Ja zur E-ID gibt JSVP-Fiechter der Swisscom. Konkret kritisiert er die 30’000-Franken-Spende der Swisscom an das Ja-Komitee sowie die Logo-Präsenz auf Flyern, welche für die E-ID warben. «Die Swisscom ist halbstaatlich. So ein Konzern beeinflusst Tausende. Bei diesem knappen Resultat braucht es eine Wiederholung der Abstimmung.»

Das Nein-Komitee hat deshalb bereits eine Stimmrechtsbeschwerde eingereicht wegen der «unlauteren Einmischung» der Swisscom.

Politologe Strijbis findet das übertrieben: «30’000 Franken entscheiden keine nationale Abstimmung – auch keine knappe.» Politisch unsensibel sei es aber trotzdem gewesen: «Swisscom hätte sich neutraler verhalten sollen.» Deswegen nun die Abstimmung zu wiederholen, sei jedoch eine überrissene Forderung.

Dass es nun so ein knappes Ja gegeben habe, sei für Strijbis auch ein Zeichen für das wachsende Misstrauen gegenüber Institutionen – ein Trend, der nicht nur die E-ID betreffe.

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182 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Erwin71
28.09.2025 17:40registriert August 2025
Weiss der Fiechter was Demokratie ist? Ist natürlich einfacher in Interlaken Touristen belästigen die eine Gesundheitsmaske tragen als Verlieren!
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Eiche
28.09.2025 17:41registriert März 2023
An solchen Beispielen sieht man, welchen schlechten Einfluss die Verrohung des politischen Diskurses in einer (früheren?) Leitdemokratie wie den USA auf uns haben kann. Plötzlich fühlt sich jeder politische Däumling berufen, demokratische Gewissheiten infrage zu stellen. Egal ob in der Mehrheit oder Minderheit, wir dürfen das nicht unterstützen und ich werde es nicht, auch wenn mir der Ausgang einer Abstimmung nicht passen sollte.
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Legal
28.09.2025 17:41registriert September 2020
Und wenn das knappe Ergebnis anders lauten würde?
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