Während in der Schweiz schon die Playoff-Finalisten Zug und Bern feststehen, beginnt die heisse Phase der Meisterschaft in Übersee erst. In der Western Conference übernehmen auch die Schweizer wichtige Rollen.
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Was Tampa im Osten ist, sind die Calgary Flames im Westen. Nämlich das beste Team in ihrer Conference. Natürlich kamen die Kanadier nicht annähernd an die Dominanz der Lightning heran. Dennoch haben sie eine sehr gute Regular Season gespielt. Die Flames haben die zweitmeisten Tore der Liga geschossen und gemeinsam mit Boston auch die zweitmeisten Punkte gesammelt. Zudem lässt kein Team weniger Schüsse auf das eigene Tor zu als Calgary.
Die Regular Season der Colorado Avalanche verlief deutlich weniger ruhig und souverän als jene Calgarys. Die «Avs» haben sich die Playoff-Teilnahme erst in den letzten Runden gesichert. Zwischenzeitlich lagen sie im Westen mal zuoberst, doch insgesamt fehlte es den Avalanche deutlich an Konstanz.
Im Alter von 35 Jahren legt Mark Giordano mal rasch die beste Saison seiner Karriere hin. Der Verteidiger und Captain der Flames hat nicht nur 74 Punkte gesammelt, sondern ist auch defensiv einer der besten Spieler der Liga – und vermutlich erster Anwärter auf die Norris Trophy für den besten Verteidiger.
Colorado verfügt dagegen über eine der besten Linien der jüngeren Hockeygeschichte. Das Trio Infernale mit Nathan MacKinnon (99 Punkte) Mikko Rantanen (87 Punkte) und Gabriel Landeskog (75 Punkte) ist extrem schwierig aufzuhalten, sofern alle gesund und in Form sind.
Sucht man bei den Flames eine Schwäche, so wird man am ehesten bei den Goalies fündig. David Rittich hat eine solide Saison, aber auch nicht sehr konstant gespielt. Deshalb wird erwartet, dass dennoch der 37-jährige Mike Smith (89,8 Prozent Fangquote in der Regular Season) als Nummer 1 in die Playoffs startet.
Das grösste Problem bei Colorado ist und bleibt die Kadertiefe. Nach der gefährlichen ersten Linie folgt nicht mehr viel. Das kann zum grossen Problem werden, insbesondere weil Calgarys zweite Linie (Mathew Tkachuck, Mikael Backlund und Michael Frolik) Spezialisten darin sind, gegnerische Top-Linien zu neutralisieren.
Kann Colorado überhaupt auf die komplette erste Linie zurückgreifen? Mikko Rantanen hat seit dem 21. März nicht mehr gespielt und zuletzt immer noch nicht voll mit der Mannschaft trainiert. Das wäre natürlich eine grosse Schwächung für die Avalanche.
Welche Rolle kommt Sven Andrighetto bei Colorado zu? In der Regular Season spielte der Zürcher hauptsächlich in einer defensiven Position in der vierten Sturmlinie. Doch er hat das Potential, für die Avalanche das dringend benötigte «Secondary Scoring» beizusteuern.
Als die San Jose Sharks im September den Zuzug von Erik Karlsson vermeldeten, war für praktisch alle Experten klar: Die Kalifornier werden das beste Team im Westen sein und ein ganz heisser Anwärter auf den Stanley Cup. Doch so einfach ist das offenbar nicht. San Jose hatte Phasen, in denen sie extrem gut spielten, aber auch immer wieder solche, in denen kaum etwas nach Wunsch klappte. Insbesondere defensiv vermochten die Sharks nicht zu überzeugen.
Die Vegas Golden Knights schafften auch in ihrer zweiten Saison den Sprung in die Playoffs – auch wenn der Hype nicht mehr ganz so gross war wie noch letztes Jahr. Trotz Verstärkungen (Paul Stastny, Max Pacioretty, Mark Stone) fehlte die Konstanz. Auch weil das Team immer wieder durch Verletzungen geschwächt wurde. Beide Mannschaften hatten ihre Probleme, aber auch ihre guten Phasen. Man darf eine äusserst ausgeglichene und intensive Serie erwarten.
Angesichts der Kadertiefe hätte San Jose wirklich eine noch bessere Saison spielen müssen. Die ersten beiden Sturmlinien haben viel Durchschlagskraft und im dritten Sturm läuft immer noch Joe Thornton als Center auf. In der Verteidigung ist Erik Karlsson offenbar wieder gesund und daneben spielen auch noch Brent Burns und Marc-Edouard Vlasic.
Goalie Marc-André Fleury war in der Regular Season nicht mehr so dominant wie letztes Jahr, doch er ist immer noch Vegas' wichtigster Einzelspieler. Und in den letzten Jahren hat er sich in den Playoffs meist noch gesteigert. Einziger Kritikpunkt: Der 34-Jährige hat bereits 61 Saisonspiele in den Knochen. Wie weit reicht seine Energie?
Vegas' Stärke ist San Joses grosse Schwäche. Die Sharks hatten ligaweit die schlechtesten Goalies der Regular Season. Weder Martin Jones noch Aaron Dell erreichten Fangquoten über 90 Prozent. Mit solchen Torhüter-Leistungen gewinnt man keine Playoff-Serie.
Die Golden Knights sind insgesamt ein ziemlich ausgeglichenes Team, doch es mangelt ihnen an Effizienz. Über die ganze Saison gesehen gingen bloss 7,7 Prozent ihrer Schüsse rein – das ist nur Platz 19 in der Liga. Auch das Powerplay funktioniert mit einer Erfolgsquote von 13,3 Prozent zu wenig gut.
Letztes Jahr legten die Golden Knights ein richtiges Märchen hin. In ihrer allerersten NHL-Saison stiessen sie sogleich in den Stanley-Cup-Final vor. Kriegen sie diese «wir gegen die Welt»-Mentalität wieder hin, ist alles möglich.
Die Fans der San Jose Sharks dürfen aufatmen: Timo Meier ist nach einer leichten Verletzung wieder fit und ab dem ersten Spiel der Serie bereit. Der 22-Jährige hat diese Saison nicht nur so viele Tore erzielt, wie noch nie ein Schweizer zuvor in der NHL, er ist auch sonst eine treibende Kraft im Angriff der Sharks. Spielt Timo Meier gut, macht sein Team das auch.
Auf dem Papier war dieses Nashville-Team das beste in der Geschichte der Franchise. Doch auf dem Eis sah die Realität wieder anders aus. Die Predators traten zu keinem Zeitpunkt so dominant auf, wie noch letztes Jahr. Die Zuzüge unter der Saison (Brian Boyle, Wayne Simmonds und Mikael Granlund) schlugen nicht wie erhofft ein.
In Dallas brauchte es ein Donnerwetter von CEO Jim Lites. Seit der seine Superstars Jamie Benn und Tyler Seguin öffentlich kritisiert hatte, spielten die Texaner deutlich konstanter auf. Insbesondere Seguin konnte sein Potential entfalten und knackte erstmals seit 2014 wieder die 80-Punkte-Marke.
Kriegen wir in dieser Serie eine Defensivschlacht zu sehen? Nashville und Dallas verfügen beide über eine starke Verteidigung und exzellente Torhüter. Bei Nashville boten Roman Josi, Ryan Ellis, Mattias Ekholm und P.K. Subban die gewohnte Stabilität – wobei letzterer eher eine durchzogene Saison spielte. Und Pekka Rinne ist normalerweise eine Bank im Tor.
Bei Dallas waren es John Klingberg, der 19-jährige Miro Heiskanen und Esa Lindell, die die Verteidigung anführten. Torhüter Ben Bishop spielte die beste Saison seiner Karriere.
Wenn bei Nashville diese Saison etwas überhaupt nicht funktioniert hat, war es das Powerplay. Mit einer Erfolgsquote von nur 12,9 Prozent war es das schlechteste der ganzen Liga. Das reicht nicht in den Playoffs.
Dallas hat wohl nicht genügend Tiefe im Sturm, um über eine ganze Serie gesehen mit Nashville mitzuhalten. Die erste Linie um Tyler Seguin ist stark, die zweite um Jamie Benn auch. Doch die sogenannten «Bottom Six», also die dritte und vierte Linie sind unterdurchschnittlich.
Nashvilles Lauf in den Stanley-Cup-Final von 2017 kam zustande, weil kaum jemand mit den «Preds» rechnete. Aufgrund der durchzogenen Saison werden Roman Josi und Co. nun auch nicht mehr als absolute Favoriten gehandelt. Vielleicht gelingt es ihnen, dieses Aussenseiter-Gefühl wieder hochleben zu lassen.
Roman Josi ist Captain und absoluter Leader der Predators. In der Regular Season war er schon drittbester Skorer seiner Mannschaft. In den Playoffs wird aber nochmals eine Steigerung erwartet. Er muss das Team auf seinen Schultern Richtung Final tragen. Yannick Weber beginnt die Playoffs möglicherweise gar als Zuschauer. College-Zuzug Dante Fabbro macht ihm den Platz im dritten Verteidigungspaar streitig.
Wie genau haben sich die St.Louis Blues für die Playoffs qualifiziert? Am 2. Januar waren sie offiziell das Schlusslicht der NHL, am Tiefpunkt angelangt. Doch seither haben sie die beste Bilanz aller Ligakonkurrenten. 65 Punkte sammelten die Blues von diesem Punkt an bis zum Ende der Regular Season. Die Form stimmt bei der Franchise aus Missouri also bestens.
Das Gegenteil kann man von Winnipeg behaupten. Aus den letzten zehn Spielen resultierten vier Siege und sechs Niederlagen. Zwar waren die Kanadier beinahe die ganze Zeit in der oberen Tabellenhälfte der Central Division vertreten, doch irgendwie schien es, als hätten die Jets noch nicht ihr volles Potential abgerufen.
Winnipeg kann auf ein breites Kader zurückgreifen. Trade-Deadline-Zuzug Kevin Hayes wertet die zweite Linie auf. Sniper Patrik Laine spielt mittlerweile sogar nur noch in der dritten Linie. Auch die Verteidigung mit Jacob Trouba, Josh Morrissey und Dustin Byfuglien kann sich sehen lassen.
Nach einer Schulteroperation im Sommer hat Superstar Vladimir Tarasenko – wie das ganze Team der Blues – den Tritt erst in der zweiten Saisonhälfte gefunden. Doch nun ist der Russe wieder in Bestform und bildet mit Ryan O'Reilly und Brayden Schenn eine extrem gefährliche Linie.
Bei 5-gegen-5 war Winnipeg die ganze Saison nur Durchschnitt. Entsprechend war auch die Form zuletzt schwach, aber etwa der wahren Stärke der Mannschaft entsprechend. Und es war ja nicht so, dass der Vorsprung auf die hinteren Tabellenplätze riesig war und sich die Kanadier von den Playoffs einfach eine kurze Auszeit gönnen konnten.
Jordan Binnington is one confident dude. #STLBlues pic.twitter.com/Q0uv7ZfFaz
— NHL Prospects Watcher (@Prospects_Watch) April 10, 2019
Die Verteidigung von St.Louis ist nicht schlecht, aber doch schwächer besetzt als jene von Winnipeg. Captain Alex Pietrangelo spielte für seine Verhältnisse eine schwache Saison. In den Playoffs sollten sich die Hintermänner nochmals steigern, um Rookie-Goalie Jordan Binnington zu entlasten.
Letztes Jahr hatte Patrik Laine 44 Tore auf dem Konto, dieses Jahr sind es nur noch 30. Der Finne läuft – abgesehen von einer heissen Phase im November – seiner Form hinterher. Doch Achtung: Wenn der 20-Jährige seinen Tritt wieder findet, kann er zum entscheidenden Faktor werden.