Der Weg schien geebnet für den am 7. Oktober 1999 geborenen Eggenberger. Schon mit 11 Jahren spielte er bei den Minis (heute U15) und 2016 debütierte er beim HC Davos bereits in der höchsten Liga. Einen Tag nach dem 17. Geburtstag gelang ihm das erste Tor in der damaligen NLA. Er wurde als nächster Nino Niederreiter gehandelt, schliesslich stammt er ebenfalls aus Chur und heute ist er auch genau gleich gross (1,88 Meter) wie dieser. Von daher drängte sich der Vergleich auf.
.@lakers_1945-Stürmer Nando Eggenberger ist erstmals an einem @SwissIceHockey-Zusammenzug der A-Nati mit dabei. Wie er die ersten Tage erlebt und was seine Ziele für den Deutschland Cup sind, sagt er im Interview. #SIHF #Icehockey pic.twitter.com/87E3ui8WOt
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2018 zog es Eggenberger mit 19 nach Kanada, wo er für das Juniorenteam Oshawa Generals spielte. Zwar gelangen ihm 30 Tore in 74 Partien, dennoch wurde er im NHL-Draft nicht berücksichtigt – noch immer sagt er: «Die NHL wird immer mein Ziel bleiben». Nach dieser Enttäuschung entschied sich Eggenberger, zum HCD zurückkehren, auch weil neu Christian Wohlwend bei den Bündnern an der Bande stand, unter dem er an den vorangegangenen beiden U20-Weltmeisterschaften Captain des Teams war. «Ich dachte, das ist perfekt für mich», sagt Eggenberger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wohlwend ernannte den Powerstürmer gar zum Assistenz-Captain. Doch es folgte die Ernüchterung. Eggenberger brachte in 20 Partien für die Davoser keinen Skorerpunkt zu Stande und musste gar für vier Spiele in die Swiss League zu den Biasca Ticino Rockets. «Da es mir zu Beginn nicht lief, machte ich mir sehr viel Druck», erzählt Eggenberger. «Es war eine enorm schwierige Zeit. Ich war damals noch jünger und machte mir dadurch noch mehr Gedanken. Ich konnte nicht gut schlafen, träumte in der Nacht davon. Es drehte sich alles nur um meine ungenügenden Leistungen. Vielleicht kriegte ich nicht das Vertrauen, das ich gebraucht hätte.»
Den letzten Satz will er allerdings nicht als Vorwurf an Wohlwend verstanden wissen. «Es lag an mir.» Als Folge der Krise wechselte er Ende Dezember 2019 zu den Rapperswil-Jona Lakers. Zwar lief es ihm bei den St. Gallern zunächst auch nicht wie gewünscht: In den ersten 19 Einsätzen in der damaligen Saison erzielte er nur ein Tor, mittlerweile gehört er bei den Lakers aber zu den Leistungsträgern. In der aktuellen Meisterschaft ist er mit neun Toren und sieben Assists in 23 Partien der zweitbeste Skorer des Teams hinter dem überragenden Roman Cervenka (10/20).
Ist es ihm als Junior zu einfach gegangen? «Ja, sicher. Ich spielte immer mit Älteren und war dadurch stets in einer Position, in der ich nichts zu verlieren hatte. Ich war immer der Junge. Als sich das änderte, ich nicht mehr so viel Schutz kriegte, musste ich lernen, damit umzugehen, was mir sehr gut gelungen ist.» Nahm er Hilfe von einem Mentaltrainer in Anspruch? «Ich ging zu jemandem, hörte mir das Ganze an, aber es fühlte sich in dem Moment für mich nicht richtig an. Ich wusste, dass ich selber aus diesem Loch finden musste», sagt Eggenberger.
Das #sportpanorama dreht heute einen Beitrag über die SCRJ Lakers.
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Nando Eggenberger wird beim Interview von Gian-Marco Wetter und Leandro Profico „gefotobombt“.@srfsport #gianniwetter #leandroprofico #nandoeggenberger pic.twitter.com/Y9myLUwwVx
Gedanken, was das Ganze noch soll, hatte er indes nie: «In meinem Leben spielt das Eishockey die wichtigste Rolle, das gebe ich nicht auf. Vielmehr tat ich täglich alles Mögliche. Das war der einzige Weg.» Zudem half ihm, dass er 2020 die Spitzensport-RS absolvierte. Weil in Magglingen perfekte Bedingungen zum Trainieren herrschen, bereitete er sich dort auch auf diese Spielzeit vor. «Das hat sich zweimal ausbezahlt».
Nun ist Eggenberger also erstmals beim Nationalteam dabei. Die Nomination war für ihn eine Überraschung, da im Februar die Winterspiele in Peking stattfinden. «Deshalb hatte ich das Gefühl, dass sie nur die Besten mitnehmen und es in dieser Saison schwierig wird.» Das Länderspiel-Debüt war für ihn trotz der 1:7-Niederlage gegen die Slowakei «eine super Erfahrung.»
Im Vergleich zur National League werde noch etwas schneller, präziser und härter gespielt. Am Samstag geht es für die Schweizer gegen Gastgeber Deutschland weiter. «Wir wissen, was wir ändern müssen. Es ist wichtig, eine Reaktion zu zeigen», sagt Eggenberger. (pre/sda)