Es war eine kuriose Situation: Gerd Zenhäusern hat bei Fribourg-Gottéron über lange Jahre eine Managerposition inne. Zuerst Trainer, dann Direktor der Spielerentwicklung, dann Assistent des Sportchefs. Dabei ist Fribourgs Sportchef Christian Dubé stets sein Vorgesetzter. Bis der Kanadier letzte Saison entscheidet, dass er die Doppelrolle Sportchef und Trainer nicht mehr stemmen mag.
Im November 2023 wird bekannt, dass per 1. März Gerd Zenhäusern den Sportchefposten bei Fribourg-Gottéron übernimmt. Dubé will sich auf seine Rolle als Trainer konzentrieren. Doch am 27. Mai 2024 folgt der grosse Knall: Kaum zwei Monate nach seiner Beförderung entlässt Zenhäusern seinen langjährigen Chef. Patrick Émond, bislang Dubés Assistent, übernimmt für die Saison 2024/25 als Cheftrainer, danach kommt der hochdekorierte Schwede Roger Rönnberg.
Die Entscheidung löste grosse Verwunderung aus. Schliesslich hatte Dubé seine Mannschaft auf Platz 2 in der Regular Season und in den Playoff-Halbfinal geführt. Im CH-Media-Podcast «Hockey-Talk» mit Thomas Roost und Matthias Röthlisberger geht der 52-jährige Walliser nun detaillierter auf die schwierige Entscheidung ein.
Hinter der Trennung habe ein langer Prozess gesteckt, erklärt Zenhäusern. «Es war die erste Saison nach vielen Jahren, in der der Sportchef und der Trainer nicht ein und dieselbe Person war und wir versuchten alles aufzurollen.» Nach vielen Gesprächen mit dem Coaching-Staff, den Spielern und dem Verwaltungsrat sei ihm aber klargeworden, dass seine Strategie und Christian Dubé wohl nicht zusammenpassen.
«Es hat Mut gebraucht und ist natürlich auch mit Risiko verbunden, das wissen wir», sagt Zenhäusern. Und seine persönliche Beziehung zu Dubé habe die Entscheidung nicht einfacher gemacht. «Ich war sein Assistent und wir hatten auch privat immer ein gutes Verhältnis. Es hat einige schlaflose Nächte gegeben.» Aber er sei nun verantwortlich, dass sich Fribourg mit seinen Ideen in die richtige Richtung bewege, deshalb habe er die privaten Gefühle beiseiteschieben müssen.
Es sei am Ende einfach darum gegangen, den Umbruch bei einer alternden Mannschaft einzuleiten. Goalie Reto Berra ist 37-jährig. Auch die Verteidiger Raphael Diaz (38), Ryan Gunderson (39), die Stürmer Christoph Bertschy (30), Chris DiDomenico (35), Killian Mottet (33), Julien Sprunger (38), Marcus Sörensen (32) und Samuel Walser (32) sind im fortgeschrittenen Sportleralter. Und ebendieser Umbruch könnte nicht von heute auf morgen umgesetzt werden: «Ich kann nicht einfach rausgehen und zehn Nationalspieler verpflichten.»
Damit das gelingt, setzt Zenhäusern ab der Saison 2025/26 eben auf Roger Rönnberg, der die letzten elf Jahre Chef beim schwedischen Spitzenklub Frölunda war (und auch diese Saison noch ist). «Halb Europa hatte ihn wohl auf dem Notizblock. Ich glaube, er ist ein Typ, der die DNA eines Klubs verändern und langfristig Dinge aufbauen kann», analysiert NHL-Scout Thomas Roost im «Hockey-Talk».
Das erhofft sich auch Zenhäusern. «Wir wissen in Fribourg, dass wir nicht die gleichen Mittel zur Verfügung haben wie andere Klubs. Wenn wir also etwas reissen wollen, müssen wir eine klare Strategie fahren.» Rönnberg sei einer, der das könne und damit schon Erfolg, aber auch Misserfolg verzeichnete. Der Gottéron-Sportchef betont, dass auch die negativen Erfahrungen wichtig seien: «Er hat Dinge probiert, die nicht funktioniert haben und weiss das jetzt.»
Das Gesamtpaket von Rönnberg habe ihn überzeugt. «Wir wollen jetzt einen Kulturwechsel vorantreiben», betont Zenhäusern immer wieder. Das sei nicht einfach, aber es lohne sich. «Wir haben ein neues Stadion, ein volles Haus, es herrscht eine riesige Leidenschaft rund um den Klub. Wir gehen in die richtige Richtung.»
Die 2. Folge des «Roost/Röthlisberger – Hockey-Talk» mit der Vorschau auf die neue National-League-Saison und dem ganzen Gespräch mit Gerd Zenhäusern findest du hier oder überall, wo es Podcasts gibt.