Bevor wir uns um die Playoffs kümmern, wollen wir noch kurz auf die Regular Season und unsere Prognosen von vor dem Saisonstart zurückblicken. In der gestrigen Story zu den Leistungen der Schweizer schrieb ein User: «Bürgler ist Prognosen-Champ.» Nun, bei den Punkteprognosen für die Mannschaften sieht das etwas anders aus.
Es war allerdings auch eine verrückte Saison. Die Bruins sorgten für einen Punkterekord, die Devils feierten eine historische Wiederauferstehung. Seattle überraschte in seiner zweiten Saison und das Rennen ans Tabellenende für Connor Bedard sorgte für eine spektakuläre Trade-Deadline mit vielen Veränderungen. In den untenstehenden Grafiken findest du meine Prognosen und die tatsächlich erreichten Punkte in allen Divisions im Direktvergleich.
Damit genug der Vergangenheit. Nun richten wir den Blick in die Zukunft, in Richtung Playoffs. Besonders die Playoff-Serien mit Schweizer Beteiligung nehmen wir etwas genauer unter die Lupe.
Mit letzter Not haben die Carolina Hurricanes den Sieg in der Metropolitan Division über die Zeit gerettet. Doch dabei konnten sie nicht verbergen, dass sie seit der Verletzung von Stürmerstar Andrei Svechnikov nicht mehr besonders gut in Form waren.
The Hurricanes have been struggling since losing Andrei Svechnikov. #LetsGoCanes pic.twitter.com/0uLywyAjHh
— NHL Network (@NHLNetwork) April 11, 2023
Weil auch Max Pacioretty in den Playoffs nicht spielen kann, droht die Serie gegen die New York Islanders zur Defensivschlacht zu verkommen. Dort dürfte die Mannschaft aus New York leichte Vorteile haben, zumal sie mit Ilya Sorokin einen der besten Torhüter der Welt zwischen den Pfosten haben.
Tipp: Islanders in 6 Spielen.
Die New Jersey Devils sind zum ersten Mal seit 2018 wieder in den Playoffs und damit lebt auch eine alte Rivalität wieder auf. In der ersten Runde treffen Nico Hischier und Co. auf den Hassgegner von der anderen Seite des Hudson Rivers, die New York Rangers. Als drittbestes Team der Liga darf sich New Jersey gar leise Hoffnungen auf einen Cup-Gewinn machen.
Es dürfte eine enge Serie geben, in denen die Schweizer bei den Devils eine wichtige Rolle spielen. Nico Hischier und seine Linie werden den ersten Rangers-Sturm mit Mika Zibanejad und Patrick Kane eliminieren müssen, damit Jack Hughes dann auf die etwas schwächere Konkurrenz losgelassen werden kann. Timo Meier muss seine Playoff-Erfahrung, seine Härte und natürlich seine Tore einbringen. Jonas Siegenthaler wird an der Seite von Dougie Hamilton viel Verantwortung übernehmen. Und Akira Schmid dürfte wohl die Rolle der Nummer 2 übernehmen und muss jederzeit bereit sein, falls Stammgoalie Vitek Vanecek enttäuscht oder sich verletzt.
New Jersey war in der Regular Season bei 5-gegen-5 die bessere Mannschaft. Das Ziel der Rangers wird es sein, die schnellen Devils-Spieler auszubremsen und mit Härte durchzuschütteln – und sie bestenfalls mit ihrem starken Powerplay für Undiszipliniertheiten zu bestrafen. Daneben ist Goalie Igor Shesterkin die grösste Waffe der Rangers.
The only way to truly understand what it's like to play in the playoffs is to actually play. For some Devils, Tuesday will be their very first taste. @AmandaCStein reports in Devils Now presented by @RWJBarnabas. pic.twitter.com/TeeeFTw3ud
— x - New Jersey Devils (@NJDevils) April 15, 2023
Gerne wird auch die angeblich fehlende Playoff-Erfahrung New Jerseys als Vorteil für die Rangers angeschaut. Es stimmt, die Devils starten mit einigen Playoff-Neulingen in die Serie. Aber auch mit Spielern wie Dougie Hamilton, Ryan Graves, Erika Haula, Tomas Tatar, Ondrej Palat und natürlich Timo Meier, die allesamt über viel Playoff-Erfahrung verfügen.
Tipp: New Jersey in 7 Spielen.
Auf den ersten Blick ist das natürlich eine klare Sache. Auf der einen Seite stehen die Boston Bruins, die gerade einen neuen Rekord für die meisten Siege und Punkte in einer NHL-Saison aufgestellt haben. Auf der anderen Seite stehen die Florida Panthers, die bis zuletzt um die Playoff-Teilnahme kämpften.
Another day, another Ullmark & Swayman goalie hug 🤗 pic.twitter.com/zIh4RDw4Uz
— Sportsnet (@Sportsnet) March 24, 2023
Und trotzdem könnte die Serie enger werden, als viele erwarten. Die Panthers sind bereits seit mehreren Wochen im Playoff-Modus, während die Bruins nie um die Qualifikation kämpfen mussten. Floridas Leader Matthew Tkachuk ist ein Spieler, der für die Playoffs gemacht ist. Am Ende haben die Bruins aber natürlich das bessere und tiefere Kader und mit Linus Ullmark und Jeremy Swayman nicht nur einen, sondern gleich zwei der besten Torhüter der Liga in der eigenen Mannschaft.
Tipp: Boston in 6 Spielen.
Zum zweiten Mal in Serie kommt es in der ersten Runde zum Duell zwischen den Toronto Maple Leafs und den Tampa Bay Lightning. Vor einem Jahr gewann Tampa in sieben Spielen. Nun gehen die Leafs als Favorit in die Serie – gewinnen sie erstmals seit 2004 wieder eine Playoff-Serie?
Dafür spricht, dass bei den Lightning etwas der Wurm drin ist. Über den letzten Monat gesehen gewannen sie von 15 Spielen nur deren 7. Toronto wirkt defensiv stabiler als in den Jahren zuvor. Offensiv haben sie sich mit dem Zuzug von Ryan O'Reilly an der Trade-Deadline auch geschickt verstärkt. Sie bringen Playoff-Erfahrung und Härte mit. Aber Tampa ist eben Tampa. Plötzlich sind Brayden Point, Nikita Kucherov und Steven Stamkos eben doch da. Und Andrei Vasilevskiy kann eine Serie im Alleingang stehlen.
Tipp: Toronto in 6 Spielen.
Vegas steigt als Favorit in die Serie – zumal Starflügel Mark Stone rechtzeitig für die Playoffs wieder fit zu sein scheint, nachdem er die halbe Saison verpasst hat. Die Golden Knights verfügen über deutlich mehr Kadertiefe als die Winnipeg Jets. Es gibt in ihrem Kader aber auch einige Fragezeichen. Wie fit ist Stone wirklich? Wie schlägt sich Jack Eichel bei seiner allerersten Playoff-Teilnahme? Und wie schlagen sich die Torhüter Logan Thompson und Jonathan Quick im Duell mit dem starken Connor Hellebuyck der Jets?
Aus Schweizer Sicht darf man hoffen, dass Nino Niederreiter seine Qualität endlich auch einmal in den Playoffs auszuspielen vermag. In seinen letzten 53 Playoff-Spielen hat der Churer Powerstürmer gerade mal noch sieben Tore geschossen. Das ist zu wenig für einen Flügel von seinem Format, zumal ihm das Spiel in den Playoffs eigentlich entgegenkommen müsste.
Tipp: Vegas in 6 Spielen.
Wie geht es Kevin Fiala? Diese Frage beschäftigt nicht nur Schweizer NHL-Fans, sondern auch die der LA Kings. Der Ostschweizer Stürmer schlägt sich schon länger mit einer Unterkörperverletzung herum. Zwar reist er höchstwahrscheinlich mit nach Edmonton für die ersten beiden Spiele, doch ob er spielen kann, ist mehr als ungewiss.
Todd McLellan said there’s no update on Gabe Vilardi or Kevin Fiala, but mentioned there’s a chance they travel to Edmonton.#GoKingsGo
— Russell Morgan (@NHLRussell) April 15, 2023
Ohne Fiala fehlt den Kings ein kreatives und überraschendes Element im Sturm. Der bald 27-Jährige skorte für sein neues Team mehr als einen Punkt pro Spiel. Aber auch mit dem Schweizer wird die Aufgabe gegen die Edmonton Oilers schwierig.
Denn auf der anderen Seite steht ein Connor McDavid, der eine historische Saison hinter sich hat (62 Tore, 89 Assists in 82 Spielen). Ihn auszubremsen, scheint in diesem Jahr beinahe unmöglich. Und die Oilers sind mit dem Zuzug von Verteidiger Mattias Ekholm an der Trade-Deadline noch einmal deutlich stabiler geworden. Von den letzten 21 Spielen haben sie 18 gewonnen. Das letzte Mal, dass Edmonton die Marke von 50 Siegen in einer Saison knackte, war 1987. Damals starteten sie die Playoffs mit einer Serie gegen die LA Kings und gewannen am Ende den Stanley Cup.
Tipp: Edmonton in 6 Spielen.
Auf dem Papier ist das die deutlichste der Achtelfinal-Serien. Auch wenn das Direktduell zu Gunsten der Seattle Kraken spricht, sind die Colorado Avalanche zu favorisieren. Der amtierende Titelverteidiger hat sich nach einer über weite Strecken schwachen Saison rechtzeitig gesteigert und den Sieg in der Division eingefahren – trotz Verletzungssorgen. Nun soll auch Starverteidiger Cale Makar rechtzeitig wieder fit sein.
Die Kraken stellen eine solide Mannschaft, doch es fehlt ihnen an Stars, die den Unterschied ausmachen können. Diese hat Colorado mit Makar, Nathan MacKinnon oder Mikko Rantanen.
General manager Chris MacFarland said the hope is Cale Makar, Josh Manson, Denis Malgin and Andrew Cogliano will all be ready for Game 1. Darren Helm is working to get healthy, too. Unclear his timeline.
— Peter Baugh (@Peter_Baugh) April 16, 2023
Auch Denis Malgin wird zum Playoff-Start einsatzbereit sein. Der Stürmer hat sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten bei den Avalanche als gute Option für die dritte oder vierte Linie etabliert. Malgin spielt defensiv verlässlich und nach vorne seine Geschwindigkeit perfekt aus. So überrumpelt er die gegnerischen Verteidiger immer wieder und sorgt für Torgefahr. Es sind allerdings die ersten NHL-Playoffs für den 26-Jährigen – gelingt es ihm, sein Spiel auch dort umzusetzen?
Tipp: Colorado in 5 Spielen.
Dallas ist der Favorit in dieser Serie. Die Stars haben den besseren, talentierteren Sturm als Minnesota und können in der Verteidigung mit den sehr gut besetzten Wild mithalten. Zudem gibt es bei Minnesota ein Fragezeichen um Nummer-1-Center Joel Eriksson Ek, der noch verletzt ist. Auch Verteidiger John Klingberg hat sich kurz vor dem Duell mit seinem Ex-Team im Training verletzt.
Joel Eriksson Ek skated for 45 minutes this morning with Andy Ness. Evason said Ek doesn’t need a practice to be ruled in if he and docs say he can go. Exception to their rule. So will be interesting to see if he’s in #mnwild.
— Joe Smith (@JoeSmithNHL) April 16, 2023
Bei den Stars liegt der Fokus auf der Toplinie mit Joe Pavelski, Roope Hintz und dem überragenden Youngster Jason Robertson. Darüber hinaus haben sie mit Jake Oettinger einen Goalie zwischen den Pfosten, der letztes Jahr schon Calgary beinahe verzweifeln liess.
Tipp: Dallas in 6 Spielen.