Mit bald 26 Jahren habe ich es tatsächlich geschafft, meine ersten NHL-Spiele live im Stadion zu schauen. Dabei hatte ich das Glück, dies in drei komplett verschiedenen Städten und als Journalist tun zu können. So habe ich sehr spannende Einblicke in das Geschehen der NHL erhalten. 10 Dinge, die mir als «Newbie» besonders aufgefallen sind.
Bevor jetzt negative Kommentare kommen, möchte ich vorwegnehmen: Auch wenn einige Punkte nörgelnd klingen mögen, beschwere ich mich überhaupt nicht. Die ganze Reise war ein fantastisches Erlebnis. Ich möchte euch Usern nur näherbringen, was hinter den Kulissen abgeht.
Die NHL als Liga gibt sich seit einigen Jahren gerne weltoffen. Im Rahmen der «NHL Global Series» besuchen die Teams Europa und tragen dort Testspiele (gegen europäische Mannschaften) und mittlerweile gar Regular-Season-Partien aus. Auch China kam schon in den Genuss einer Preseason-Tournee. Das alles soll der Liga neue Märkte eröffnen.
Vielen Teams sind diese neuen Märkte aber relativ egal. Journalisten aus Übersee sind zwar willkommen und werden vor Ort dann auch herzlich empfangen (siehe Punkt 3). Doch ein Bein reissen sich die Medienverantwortlichen dann auch nicht aus.
Als ich bei den New Jersey Devils wegen eines Interviews mit Nico Hischier anfragte, hiess es, das sei unmöglich. Zu viele Anfragen. Über die PR-Agentur des Spielers klappte es dann doch noch mit einem Termin. Bei Nashville musste ich drei Mal nachhaken, bis endlich jemand auf meine Mails reagierte. Und das spielt gleich in den nächsten Punkt hinein.
Bevor man sich als Journalist überhaupt für individuelle Anfragen an die Teams wenden kann, muss man von der Liga zugelassen werden. Dafür braucht die zuständige Person neben dem Antragsformular für die einzelnen Spiele auch eine Kopie des Reisepasses, eine Kopie des Presseausweises und eine schriftliche Jobbestätigung des Arbeitgebers.
Ach ja: All diese Dokumente darf man nicht vor dem ersten September einreichen. Und die Klubs behalten sich das Recht vor, Akkreditierungen bis 48 Stunden vor Spielbeginn wieder zurückzuziehen. Die Liga empfiehlt darum vorher keine Flüge oder Hotels zu buchen. Last-Minute soll ja billig sein.
Sobald du den Mailkrieg aber überstanden hast, beginnt ein tolles Erlebnis. Vor Ort im Stadion sind alle Menschen äusserst hilfsbereit und geben Auskunft. Und falls sie mal eine Frage nicht beantworten können, rufen sie für dich jemanden an, der es kann. Als ich mich in der Arena in Nashville auf dem Weg zu den Presse-Arbeitsplätzen verlaufen habe, hat sich der Manager einer vermutlich sündhaft teuren VIP-Lounge meiner angenommen und mich höchstpersönlich an die richtige Stelle begleitet.
Auch während des Spiels hat man sich in der NHL einiges einfallen lassen, damit die Journalisten nichts verpassen. Wer die Ansage des Stadionspeakers über Tore oder Strafen verpasst, erhält dies in New Jersey und Tampa auf der Pressetribüne in einem etwas ruhigeren Moment noch in einer separaten Ansage nachgereicht.
Einen Grundsatz, den man sich als Journalist in der NHL im Hinterkopf behalten muss: Nichts ist in Stein gemeisselt. Bevor ich nach Newark kam, hatte ich einen genauen Plan im Kopf für drei Geschichten, die ich machen wollte. Zwei Gespräche dafür (mit Nico Hischier und Devils-Reporterin Amanda Stein) waren bereits abgemacht: am Tag vor dem Spiel gegen Ottawa, nach dem Ende des Trainings.
Doch die Devils kamen an diesem Tag gerade von einem Roadtrip durch Westkanada zurück und Trainer John Hynes strich darum das Training. Damit fielen auch meine abgemachten Interviewtermine ins Wasser. Wir fanden zwar eine Lösung, doch dafür brauchte es etwas Improvisation. Und in Nashville wurde aus einem halbstündigen Interviewtermin nach dem Training plötzlich ein 15-minütiger am Morgen vor dem Training.
Dieses Statement kommt nun wirklich nicht überraschend. Die Stadien, die Löhne, das Tamtam – in der NHL ist natürlich alles grösser, als wir es uns vom heimischen Eishockey gewohnt sind. Doch wie gross alles tatsächlich ist, realisierte ich erst, als ich tatsächlich dort war.
Die Videowürfel in New Jersey, Nashville und Tampa sind riesig, einige Schweizer Stadien könnten wohl die Last kaum tragen. Blechern klingende Lautsprecher, die ans Dorfgrümpelturnier erinnern, gibt es hier auch nicht. Die Soundanlagen haben genug Power, um das weite Rund so richtig durchzuschütteln.
Wenn in der NHL ein Spiel auf 19 Uhr angesetzt ist, beginnt es eigentlich nie genau dann. Das liegt aber nicht daran, dass es irgendwie zu Verspätungen kommen würde, sondern ist schlicht so geplant. Um ca. 19 Uhr beginnt das Intro im Stadion. Danach kommen die Spieler aufs Eis, es folgt die Hymne (oder Hymnen, falls ein kanadisches Team auf ein US-Team trifft). Und erst danach – aber zum vorgesehenen Zeitpunkt – wird der Puck eingeworfen.
Als Journalist in der NHL kriegt man etwas Einblick in zwei verschiedene Welten. Oben im Stadion ist der Zuschauerbereich. Alles ist auf Hochglanz poliert. Die Etage mit den VIP-Logen erinnert mehr an ein Fünfsternehotel, denn an ein Eishockeystadion.
Weiter unten geht es aber weitaus weniger glamourös zu. Medieneingänge und Arbeitsräume sind oft auf dem sogenannten Eventlevel, also im Erdgeschoss. In den Katakomben geht es insbesondere vor einem Spiel geschäftig zu und her. Stadionarbeiter transportieren Getränke und Esswaren hoch zu den Food-Ständen und Abfall in die umgekehrte Richtung.
Leere Kühlschränke stehen neben Eishockeytoren, Leitern, Golfcarts und Zambonis. Und mittendrin wärmen sich teilweise auch noch die Spieler mit einer Partie Fussball auf. In Tampa befördert der Warenlift die Journalisten vom Eventlevel in den siebten Stock der Pressebox.
Zwischendurch gibt es aber auch ganz unten etwas Glamour: Beim Abendessen in Tampa sass ich tatsächlich neben Trainerlegende Scotty Bowman (9-facher Stanley-Cup-Sieger mit Montreal und Detroit).
Keine Ahnung warum, aber irgendwie dachte ich immer, dass die Organisten in NHL-Stadien ein Mythos sind. Dass die bekannten Melodien einfach vom DJ eingespielt werden. Doch dem ist nicht so. Die Organisten existieren tatsächlich und spielen live.
Dass die Stimmung in einem NHL-Stadion nicht vergleichbar ist, mit dem, was wir uns in der Schweiz gewohnt sind, wusste ich schon vorher. Doch wie ruhig es in einem NHL-Stadion werden kann, habe ich in Newark erfahren. Zugegeben: Dienstagabend, New Jersey gegen das vermeintlich schwächste Team der Liga aus Ottawa, da gibt es sicher spannendere Affichen. Aber dass es gleich so still wird, hätte ich dennoch nicht erwartet.
Ich dachte wirklich schon, ich müsste mich noch bei den NHL-Teams, die ich besucht habe, entschuldigen. New Jersey verlor gegen Ottawa ein Spiel, das sie nie hätten verlieren dürfen. Nashville kassierte gegen Chicago eine 2:7-Klatsche, obwohl sie das Spiel dominierten. Bei einer dritten Heimniederlage in der dritten Partie, die ich besuchte, wäre ich wohl offiziell zum Pechbringer erklärt worden.
Zwischenzeitlich sah es tatsächlich so aus, als könnte das passieren. Nach Spielhälfte stand es zwischen Tampa und Anaheim 2:2, obwohl die Floridianer das Spiel im Griff zu haben schienen. Doch dann zogen die Lightning auf beeindruckende Weise davon, siegten mit 6:2 und erlösten mich von meinem «Fluch».
Muss selber auch mal nach Smashville. 😉
Ich empfehle eine zweite NHL Reise um zu überprüfen, ob das mit dem Fluch eine einmalige Sache war ;-) Mal den Arbeitgeber fragen.
Hold my beer... Als ich in Jersey war, verletzte sich Hischier und Müller schoss ein Eigentor :D
Die Stimmung war dafür in der grossen "deutschen" Bierhalle neben dem Stadion hervorragend.