Der 27. September 2002 – Kaspar Villiger war dazumal Schweizer Bundespräsident, die Super League hiess noch Nationalliga A und die Grasshoppers sollten die Saison als Fussballmeister beenden – betrat ein grossgewachsener Teenager das Eis der altehrwürdigen Eiskathedrale von Davos. Ein gewisser Julien Sprunger bestritt mit 16 Jahren sein erstes Spiel in der damaligen NLA.
Nach seinem Tor im Auswärtsspiel vom Freitag gegen Ajoie bestreitet er am Samstag zuhause gegen Bern sein 1000. Spiel in der Elite – als 16. Spieler dieses exklusiven Zirkels.
«Ich habe das grosse Glück, meine Leidenschaft, mein Hobby als Beruf ausüben zu können», erklärt Sprunger in einem Interview mit den «Freiburger Nachrichten» einen Teil seines Erfolgsgeheimnisses. Natürlich habe er auch seinem Körper immer Sorge getragen und hart gearbeitet. Das bestätigen ehemalige Teamkollegen.
«Er war ein grosser, aber dünner Jüngling mit Pickeln im Gesicht», erinnert sich Geoffrey Vauclair gegenüber Keystone-SDA. «Er lief nicht schnell, sein Schuss war noch nicht zerstörerisch, aber diesen Torriecher, den hatte er schon da. Und er hat schnell verstanden, dass er an sich arbeiten muss.»
Sprungers Torinstinkt ist ebenso legendär wie seine Vereinstreue zu Fribourg-Gottéron. 1000 NLA-Spiele in einer Karriere bei einem einzigen Verein, das hat vor ihm einzig Reto von Arx beim HC Davos geschafft (1004), Sprunger dürfte ihn bald übertreffen. Michael Ngoy, ein weiterer ehemaliger Mitspieler mit über 1000 Partien in der obersten Spielklasse, streicht die menschlichen Qualitäten Sprungers hervor. «Er ist ein super Typ neben dem Eis. Er interessiert sich für alles und jeden, ist neugierig und will immer lernen.» Zudem zeigt er sich beeindruckt, dass er sich konstant an ein sich wandelndes Hockey anpassen konnte.
Nicht nur der Sport hat sich verändert, auch Sprunger und dessen Lebensumstände. Mit 20, 25 Jahren sei das Hockey das ganze Leben. «Du isst Hockey, du schläfst Hockey, du denkst nur an Hockey», erklärt der heute 37-Jährige aus dem Freiburger Vorort Grolley. «Heute, als Vater von drei Kindern, ist das anders.» Die Familie ist ein Grund, warum es ihn nie von Gottéron weggezogen hat. «Ich habe mich hier in Freiburg stets getragen gefühlt, und ich habe viel Verantwortung erhalten», sagt der langjährige Captain aber auch.
Sein Erbe sei ihm wichtig, er wolle ein Vorbild für die Jungen sein. Alles erreicht hat er nicht. Der Meistertitel blieb ihm bisher verwehrt, auch wegen einiger Verletzungen hinterliess Sprunger international trotz 127 Länderspielen (40 Tore), einer Olympia- und vier WM-Teilnahmen keine grossen Spuren. In Erinnerung bleibt vor allem die schwere Halswirbelverletzung nach einem Check des Amerikaners David Backes an der Heim-WM 2009.
National gehört Sprunger aber zu den ganz Grossen. Mit 375 NL-Toren liegt er an fünfter Stelle der ewigen Bestenliste, noch vier hinter Jörg Eberle. Auch letzte Saison kamen 15 Treffer (und 18 Assists) dazu. Heuer sind es erst zwei Tore und eine Vorlage. Das stets emotionsgeladene Zähringer-Derby gegen den SC Bern am Samstagabend wäre die ideale Bühne, um die Ladehemmung zu lösen. Feiern lassen kann sich Julien Sprunger aber so oder so. (abu/sda)
Julien Sprunger kann sich - da bin ich mir sicher - seines Platzes unter dem Hallendach der BCF-Arena sicher sein. Sowas von verdient!
Vom Potential her, wäre ohne Verletzungen eine Karriere in der NHL möglich gewesen.