Im April erfuhren die Schweizerinnen erst 12 Stunden vor dem Abflug und nach dem Packen, dass die Eishockey-WM in Halifax abgesagt wurde. Ab Freitag wird sie in Calgary nachgeholt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Turnier.
Die WM findet in Calgary statt. Als Austragungsort dient die WinSport Arena im Olympiapark der westkanadischen Stadt. Calgary sprang für Halifax in der kanadischen Provinz Nova Scotia ein.
Ursprünglich wäre das Turnier vom 7. bis zum 17. April 2021 im kanadischen Halifax geplant gewesen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben die Organisatoren den Turnierstart auf den 6. Mai. Doch auch das klappte nicht: Ende April gab die Provinz Nova Scotia bekannt, dass das Turnier aufgrund von «Bedenken zu Risiken bezüglich des Coronavirus» abgesagt ist.
TOMORROW. It all begins. #WomensWorlds
— IIHF (@IIHFHockey) August 19, 2021
10 Teams. One Championship. All fighting to be the best.
Are you ready?
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Nach einem globalen Aufschrei, weil die Frauen-WM abgesagt wurde, während das Turnier der Männer problemlos stattfand, schaute sich der internationale Eishockeyverband (IIHF) nach einer Alternative um und fand diese in Calgary im August.
Die ersten Spiele stehen in der Nacht auf Samstag an. Zuerst trifft Kanada auf Finnland (Mitternacht Schweizer Zeit), danach fordert die Schweiz die USA (3.30 Uhr Schweizer Zeit).
Zum ersten Mal umfasst die Frauen-Weltmeisterschaft zehn Teams. Die Mannschaften sind in zwei Fünfergruppen unterteilt, wobei die Gruppe A mit den USA, Kanada, Finnland, Russland und der Schweiz deutlich stärker ist. Alle Teams der Gruppe A stehen fix im Viertelfinal. Nur die drei besten Teams der Gruppe B qualifizieren sich ebenfalls dafür.
Damit wollte die IIHF Kantersiege verhindern. In der Gruppe A geht es also hauptsächlich darum, sich eine möglichst gute Ausgangslage für die K.o.-Phase zu schaffen. Das bestplatzierte Team der Gruppe A spielt im Viertelfinal nämlich gegen das drittplatzierte Team der Gruppe B. Auch die Plätze zwei und drei der Gruppe A spielen zu Beginn der K.o.-Phase gegen Mannschaften aus Gruppe B. Die Letzten der Gruppe A spielen gegen die Viertplatzierten der gleichen Gruppe. Weil die Turniere der unteren Divisionen aufgrund der Pandemie ausgefallen sind, gibt es dieses Jahr keine Absteiger.
Das Schweizer Fernsehen (SRF) zeigt die Schweizer Spiele ab dem Viertelfinal. Sofern du irgendwie den kanadischen Sender TSN empfangen kannst: Dort werden sämtliche Spiele live gezeigt.
Im Normalfall machen an einer Frauen-Weltmeisterschaft die USA und Kanada Gold und Silber unter sich aus, während die restlichen Nationen um Bronze spielen. Doch bei der letzten WM im Jahr 2019 war es für einmal eben nicht so: Finnland düpierte im heimischen Espoo Kanada im Halbfinal und jubelte in der Verlängerung gegen die USA schon über den WM-Titel, als der vermeintliche Siegtreffer aberkannt wurde. Am Ende holte Finnland Silber, Gold ging an die USA und Kanada musste sich mit Bronze begnügen.
Dennoch sind auch dieses Jahr Kanada und vor allem Titelverteidiger USA die meistgenannten Favoritinnen. Die Amerikanerinnen müssen allerdings auf Gold-Goalie Maddie Rooney verzichten, dafür kehrt Nicole Hensley zwischen die Pfosten zurück. Zudem zählt die USA wieder auf Routiniers wie Amanda Kessel, Hilary Knight oder Kendall Coyne Schofield.
Auch bei Kanada ist viel Starpower dabei. Marie-Philip Poulin ist immer noch eine der besten Spielerinnen der Welt, genauso wie Natalie Spooner, Mélodie Daoust oder Sarah Nurse. Finnland muss dagegen den Ausfall von Übertorhüterin Noora Räty vergessen machen. Da hilft es, dass man mit Jenni Hiirikoski die beste Verteidigerin der Welt im Kader hat. Nicht mit von der Partie ist Schweden, das 2019 überraschend abgestiegen ist.
Auf dem Papier hat die Schweiz die schwächste Mannschaft der Gruppe A. Vor zwei Jahren haben die SIHF-Frauen – ebenfalls in der stärkeren Gruppe A – alle Spiele verloren. Dabei haben sie nur drei Tore geschossen und 22 kassiert.
Dennoch darf man die Schweizerinnen nicht unterschätzen. Einerseits sind die jungen Spielerinnen von 2019 um zwei Jahre Erfahrung reicher, andererseits ist dieses Mal auch Lara Stalder wieder mit von der Partie. Gemeinsam mit Alina Müller und Phoebe Staenz bildet die Luzernerin eine Linie, die mit den besten der Welt mehr als nur mithalten kann. Dahinter sorgt Torhüterin Andrea Brändli für die benötigte Stabilität. Die junge Garde um Laura Zimmermann (18), Nicole Vallario (19) oder Emma Ingold (19) soll zudem etwas «secondary Scoring» bringen.
Das Ziel des Teams von Colin Muller muss es sein, in der Gruppenphase mit guten Auftritten Selbstvertrauen zu tanken. In der K.o.-Phase ist dann vieles möglich – vielleicht ein historischer Triumph wie an der WM 2012 oder an den Olympischen Spielen 2014 als die Schweizer Frauen Bronze gewannen. Das einzige Testspiel vor der WM gewann die Schweiz gegen Tschechien mit 4:2.
Sechsmal WM-Gold und einmal Olympiagold hat die 29-Jährige bereits in ihrem Palmarès. Die Flügelstürmerin ist blitzschnell, wie sie auch schon an den NHL-All-Star-Wettkämpfen bewiesen hat, wo sie mit den besten Stars der Liga mithalten konnte.
Team USA captain @KendallCoyne is a game-changer in every sense of the word – and she’s only just getting started.
— Sportsnet (@Sportsnet) February 25, 2020
Presented by @SecretDeodorant. #EqualSweat | @EmmySadler pic.twitter.com/nHW7c2f5Sr
Die Schweizerin spielt in der US-Collegeliga NCAA und ist dort schlicht und einfach die beste und gefährlichste Stürmerin. Müller hat das komplette Paket: gutes Skating, hervorragende Übersicht, einen gefährlichen Schuss und präzise Pässe.
Oh boy, Alina Mueller does it herself for NU and the Huskies have a 4-1 lead. Abbey Levy now in goal for the Eagles. Things have gone... awry. pic.twitter.com/zJGWUfFz7B
— BC Interruption (@bcinterruption) December 11, 2020
Mit 34 Jahren gehört die Finnin definitiv zu den ältesten Spielerinnen an diesem Turnier. Doch für viele Beobachter ist sie immer noch eine der besten, wenn nicht die beste Verteidigerin der Welt. Auf Klub-Ebene führt sie den schwedischen Spitzenklub Lulea als Kapitänin an und sammelte dieses Jahr in 34 Spielen 47 Punkte.
An der letzten WM war Knight mit sieben Toren und vier Assists aus sieben Spielen eine der wichtigsten Spielerinnen auf dem Weg zu Gold. Doch wie steht es um die Form der 32-Jährigen? Wie viele Spielerinnen in Nordamerika hat sie seit 2020 aufgrund der Pandemie kaum mehr Ernstkämpfe bestritten.
Was für eine Saison die Luzernerin hinter sich hat! In 36 Spielen in der schwedischen Liga sammelte sie unfassbare 82 Skorerpunkte (davon 31 Tore) – neuer Ligarekord. Stalder ist eine der besten Stürmerinnen der Welt und nachdem sie die WM 2019 verpasst hat, dürfte sie nun besonders motiviert sein.
Die routinierte Finnin wechselte auf die vergangene Saison hin zu Lugano, nachdem sie über fünf Jahre eine Ära bei Lulea geprägt hatte. Wie dominant Karvinen in der Schweiz war? Die Flügelstürmerin sammelte in 16 Spielen 49 Skorerpunkte – das sind zwölf mehr als Phoebe Stänz, die zweitbeste Skorerin der Liga.
Die 30-Jährige wird das kanadische Team auch dieses Jahr als Captain anführen. Es ist keine Diskussion: Auch Poulin ist eine der besten Stürmerinnen der Welt und wird dereinst in der Hockey Hall of Fame landen. Ihre grösste Waffe auf dem Eis ist ihre Unberechenbarkeit.
Auch Amanda Kessel ist hochdekoriert, hat schon dreimal WM-Gold und einmal Olympiagold zuhause. Die 29-jährige Schwester von Arizona-Stürmer Phil Kessel brilliert dabei vor allem als brillante Spielmacherin, die ihre Teamkolleginnen immer gut in Szene zu setzen weiss.
Daoust war eine der besten Spielerinnen bei Olympia 2018 in Pyeongchang, als sie Kanada mit drei Toren und vier Assists in den Final führte, nur um dort dramatisch im Penaltyschiessen an den USA zu scheitern. Mit ihrer besten Kollegin Marie-Philip Poulin versteht sie sich auf dem Eis praktisch blind.
Innerhalb der Teams gibt es keine Probleme. Alle Mannschaften begaben sich nach der Anreise in eine mehrtägige Hotel-Quarantäne und unterzogen sich regelmässigen Covid-Tests. Gestern teilte die IIHF mit, dass von den rund 1500 Tests seit dem 10. August alle negativ waren.
Over 1500 COVID-19 tests have been administered since 10 August with zero positive tests being reported.
— IIHF (@IIHFHockey) August 19, 2021
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Zuschauer werden zumindest in der Vorrunde keine dabei sein. Wie das Organisationskomitee gestern mitteilte, gehe die Gesundheit der Bewohner der Provinz Alberta vor. Gespräche über einen möglichen Einlass von Zuschauern ab der K.o.-Phase sind noch im Gang.