Sport
Unvergessen

Roger Federer und Stan Wawrinka holen 2008 sensationell Olympiagold

Roger Federer, right, and Stanislas Wawrinka of Switzerland react after their gold medal match against Swedish pair Simon Aspelin and Thomas Johansson at the Beijing Olympic Green Tennis Central Court ...
Grenzenlose Freude: Roger Federer und Stan Wawrinka umarmen sich nach dem Finalsieg gegen Schweden.Bild: KEYSTONE
Unvergessen

«Fedrinka» krönen ihr Olympia-Märchen und holen sensationell Olympiagold im Doppel

16. August 2008: Roger Federers Traum von Olympiagold geht endlich in Erfüllung – aber nicht als Solist wie sonst üblich, sondern im Doppel an der Seite des gross aufspielenden Stan Wawrinka. Ein Bild des Duos ging um die Welt.
16.08.2025, 00:04
Jonas Schneeberger / Keystone-SDA
Mehr «Sport»

Wer kennt es nicht, das legendäre Bild von Roger Federer und Stan Wawrinka von den Sommerspielen 2008 in Peking: Wawrinka rücklings mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden, Federer kniend über ihm, mit den Händen wedelnd.

Der Bildband dazu zeigt, wie sich Federer über Wawrinka beugt, sich seine imaginären kalten Hände reibt und diese am brennenden Wawrinka aufwärmt. Schliesslich fallen sich die beiden in die Arme. «Er war heute so heiss, ich wollte mich noch an ihm wärmen. Er hat fast gebrannt», erklärt Federer im Nachgang.

Roger Federer, left, and Stanislas Wawrinka of Switzerland react after winning their match against Bob Bryan and Mike Bryan during the semi final of the men's double tennis at the Beijing 2008 Ol ...
Das Bild von Federer und Wawrinka ging um die Welt.Bild: KEYSTONE

Was vielen in der Zwischenzeit entgangen sein dürfte, ist, dass das Original nicht vom Final stammt, sondern vom Halbfinal, dem 7:6, 6:4-Erfolg gegen das hoch favorisierte Zwillingsdoppel Bob und Mike Bryan zu später Stunde. Im Final wiederholen die zwei Schweizer bloss, was sich tags zuvor bei nassen Bedingungen spontan ergeben hat.

Wawrinka als treibende Kraft

Mit seiner Geste drückt Federer auch aus, wer die treibende Kraft hinter dem Doppel-Coup ist: jener Stan Wawrinka, den er in den Startrunden noch hat mitreissen müssen und der dann, nach dem Viertelfinal gegen die Inder Mahesh Buphati/Leander Paes, richtig heissläuft. Der Winner um Winner schlägt bis zum 6:3, 6:4, 6:7, 6:3-Sieg im Final gegen die Schweden Simon Aspelin/Thomas Johansson, so wie man es in einer solchen Regelmässigkeit noch nicht von ihm kennt.

Das Doppel mit Wawrinka ist für Federer Balsam, es hilft ihm aus einer schwierigen Phase heraus. Vor Peking ist er in Wimbledon auf bittere Weise von Rafael Nadal entthront worden, im olympischen Einzel scheitert er bereits im Viertelfinal gegen James Blake.

Roger Federer of Switzerland, right, and James Blake of the United States after their quarter final of the men's tennis at the Beijing 2008 Olympics in Beijing, Thursday, August 14, 2008. (KEYSTO ...
Ein enttäuschter Roger Federer muss James Blake zum Sieg gratulieren.Bild: KEYSTONE

In den folgenden Monaten gewinnt er das US Open und bricht den Grand-Slam-Rekord von Pete Sampras. Auch für Wawrinkas Psyche ist das Olympia-Märchen mit Federer wertvoll. Der Lausanner, 2003 French-Open-Sieger bei den Junioren und im Olympiajahr erstmals in die Top 10 der Weltrangliste vorgestossen, wartet zu jenem Zeitpunkt noch auf den grossen Wurf.

2006 hat er im kroatischen Umag sein erstes ATP-Turnier gewonnen, im grossen Schatten von Landsmann Roger Federer haftet ihm aber der Ruf des notorischen Verlierers an. Immer wieder verstrickt er sich an Grand-Slam-Turnieren früh gegen unterdotierte Gegner in Abnützungsschlachten.

«Stan the Man» ist noch «Marathon-Stan», eine unberechenbare Wundertüte. Seine Bescheidenheit, die Demut vor den lange unerreichbaren Big Four Federer, Nadal, Djokovic und Murray, wird ihm als fehlender Glaube an seine eigenen Stärken ausgelegt. Bevor ihm der Trainer Magnus Norman ab 2013 definitiv jenes Selbstvertrauen einimpft, das ein Grand-Slam-Sieger braucht, erkennt Wawrinka, dass er sich auf dem Platz nicht hinter Federer verstecken muss.

Stanislas Wawrinka of Switzerland walks around the court, with the trophy after defeating Rafael Nadal of Spain in the men's singles final at the Australian Open tennis championship in Melbourne, ...
2014 gewinnt Stan Wawrinka bei den Australian Open seinen ersten von drei Grand-Slam-Titeln.Bild: AP/AP

Federers besondere Bindung

Federer spricht hinterher von einem seiner schönsten Erfolge. Zu Olympischen Spielen hat er seit jeher eine besondere Bindung, obwohl diese im Tennis nicht den höchsten Stellenwert besitzen. Er verpasst keine Spiele freiwillig, schätzt die Begegnungen mit anderen Sportlern, kam 2000 in Sydney mit Frau Mirka zusammen, ist 2004 und 2008 der Schweizer Fahnenträger. Und findet nach anfänglichen sportlichen Enttäuschungen auch zum Erfolg, 2008 mit Wawrinka, 2012 in London mit Silber im Einzel.

epa07274376 (FILE) - Switzerland's Roger Federer (L) shakes hands with Britain's Andy Murray (R) during the medals ceremony after the men's singles gold medal match against Britain&#039 ...
2012 in London holt sich Federer auch im Einzel eine Olympia-Medaille.Bild: EPA/EPA

Mit der Wiederholung des Doppel-Coups klappte es in London nicht. Doch im Davis Cup lebt der Geist von Peking nach sechs Jahren noch einmal auf. In Lille gewinnen «Fedrinka» den Final gegen Frankreich, unter anderem dank einem Dreisatz-Sieg im Doppel gegen Richard Gasquet und Julien Benneteau zum 2:1. (dab/sda)

Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Tennisspieler mit mindestens zwei Grand-Slam-Titeln (seit 1968)
1 / 34
Tennisspieler mit mindestens zwei Grand-Slam-Titeln (seit 1968)
Novak Djokovic (2008 bis 2023): 24 Grand-Slam-Titel (10-mal Australian Open, 7-mal Wimbledon, 4-mal US Open, 3-mal French Open).
quelle: keystone / thibault camus
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wawrinka beisst sich im Quiz über sich selbst die Zähne aus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Diese hohe Hürde trennt den FCB von den Champions-League-Millionen
Der FC Basel spielt gegen den FC Kopenhagen um den Einzug in die Champions League. Wie schwierig die Aufgabe wird, zeigt der direkte Vergleich der beiden Klubs.
In den letzten Jahren hat Kopenhagen im Europacup besser abgeschnitten. Mit 44,875 Punkten belegten die Dänen zum Abschluss der letzten Saison den 49. Platz im Klub-Ranking der UEFA. Basel, das 2023 in der Qualifikation scheiterte und 2024 nicht im Europacup vertreten war, kam im Ranking mit 33,000 Punkten auf Rang 66.
Zur Story