Sport
Eismeister Zaugg

Eismeister Zaugg: Geld schiesst keine Tore – Grégory Hofmann aber schon …

Die Zuger mit Gregory Hofmann, mitte, feiern das Tor zum 1:0 beim Playoff Viertelfinal Spiel 4 beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EV Zug und den SC Rapperswil-Jona Lak ...
Grégory Hofmann erzielt gegen die Lakers ein Weltklassetor.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Geld schiesst keine Tore – Grégory Hofmann aber schon …

Eine Partie, die sich für ein Hörspiel eignet und die Limiten der tapferen Romantiker aufzeigt: Meister Zug besiegt mit der bisher besten Leistung im Viertelfinal die Zauberlehrlinge aus Rapperswil-Jona 3:0. Nun steht es 3:1. Die Vorentscheidung.
23.03.2023, 03:1524.03.2023, 06:29
Folge mir
Mehr «Sport»

Wer das Spiel nicht gesehen hat und nach der Schlusssirene lediglich unten im Kabinengang den Erklärungen von Zugs Trainer und seinen Spielern lauscht, weiss, was zuvor auf dem Eis los war. Sogar in den Ausführungen der offensiven Leitwölfe – wie Lino Martschini oder Grégory Hofmann – sind fast nur Wörter wie «kompakt», «solid», «defensiv sehr gut», «und natürlich Leo» (gemeint sind die Paraden von Goalie Leonardo Genoni) oder «fokussiert» zu hören.

Trainer Dan Tangnes spricht noch nicht vom besten Spiel seiner Mannschaft in diesem Viertelfinal. Aber von der solidesten Leistung. Es war also eine Partie, die sich für ein Hörspiel eignet. Zuhören hat genügt, um zu verstehen. Sehen war nicht erforderlich.

Die Lakers haben die drei ersten Partien optisch und statistisch dominiert und eine davon gewonnen. Mit 43:19 Torschüssen das erste (2:5), mit 36:25 (3:4) das zweite und 33:27 (4:1) das dritte und einzige siegreiche Spiel. Auch wenn sie nur diese dritte Partie zu gewinnen vermochten, so blieb doch der mutmachende Schönheitspreis nach dem Motto: «Besser gespielt, aber verloren.»

Zug's Cheftrainer Dan Tangnes, reagiert beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen EHC Biel und EHC Zug, am Samstag, 14. Januar 2023, in der Tissot Arena in Biel. (KEYSTONE/A ...
Bemerkenswerte Ruhe: Zugs Trainer Dan Tangnes.Bild: keystone

Wobei: Der Zweck des Spiels ist einzig und allein der Sieg. Wer verliert, kann gar nicht besser gespielt haben. Höchstens schöner. Aber der einzige Sport, bei dem jahrelang ein Schönheitspreis für Verlierer vergeben wurde, ist das Schwingen. Da gab es einst auch bei grossen Festen den «Schönschwinger-Preis».

Nun ist am Mittwoch alles neu und anders. Erstmals dominieren die Zuger (25:22 Torschüsse) und zum ersten Mal sind die Lakers völlig chancenlos. Sie kommen nicht einmal während sechs Minuten Powerplay zu einer guten Abschlussmöglichkeit. Zug hingegen trifft im zweiten Powerplay in der 51. Minute zum entscheidenden 2:0. Wobei: Schon das 1:0 hatte definitiven Charakter. Nur ein «Lucky Punch» – den kann es immer geben – hätte die Lakers bis zu diesem zweiten Treffer noch ins Spiel zurückbringen können.

Am Mittwoch ist Zug zum ersten Mal meisterlich aufgetreten. Will heissen: Das Selbstvertrauen und die Gelassenheit ist zum ersten Mal förmlich zu spüren, die nur eine Mannschaft haben kann, die zwei Titel hintereinander gewonnen hat.

Die Zuger hatten keine leichte Qualifikation. Sie rutschten im Oktober zwischendurch bis auf den 9. Platz ab, verloren auch gegen Ajoie oder Langnau und haben die direkte Playoff-Qualifikation (Rang 6) erst im Schlussspurt geschafft. Aber Trainer Dan Tangnes hatte nie die Ruhe verloren und auch in kritischen Phasen mit beneidenswerter Gelassenheit erklärt, er habe schon noch Antworten auf die Schwierigkeiten seines Teams. Ganz offensichtlich hat er diese Antworten gefunden. Nun sagt er rückblickend: «Was dem Trainer leichter fällt, wenn er absolute Rückendeckung durch das Management hat.»

Und umgekehrt ist es für einen Sportchef einfacher, einen Trainer durch alle Böden hindurch zu stützen und in seiner Strategie zu bestärken, der zwei Meisterschaften hintereinander gewonnen hat. Nicht vom Kurs abkommen, nicht in Panik verfallen, konsequent die Linie auch dann durchsetzen, wenn es zwischendurch nicht so läuft, wie es laufen sollte: Das ist Dan Tangnes gelungen.

Wer einfach das Spiel gesehen und nicht hinterher unten im Kabinengang den Erklärungen der Sieger gelauscht hat, brauchte sich nur zwei Szenen einzuprägen, um alles erklären zu können. Nach einer missglückten Angriffsauslösung von Leandro Profico – immerhin der wahrscheinlich beste Schweizer Verteidiger ohne Länderspiel – kontert Zug aus der Tiefe der neutralen Zone. Der glücklose Verteidiger der Lakers eilt noch so schnell ihn die Füsse tragen vors Tor, um den Schaden zu begrenzen. Er wird auf der Fläche eines Badetuches von Grégory Hofmann ausgetrickst und der Zuger lässt einem starken Melvin Nyffeler absolut keine Chance. 1:0.

Die Spieler von Rapperswil nach der Niederlage beim Playoff Viertelfinal Spiel 4 beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EV Zug und den SC Rapperswil-Jona Lakers am Mittwoc ...
Fehlt den Lakers ein Spieler vom Typ Grégory Hofmann?Bild: keystone

64 Sekunden vor dem Ende des ersten Drittels. In Vorbereitung und Abschluss ein Weltklasse-Tor. Bis unters Stadiondach hinauf ist zu spüren: Das ist der Anfang vom Ende der Lakers.

Gegen Schlussphase des zweiten Drittels ermöglichen die Hockey-Götter den Lakers doch noch eine goldene Möglichkeit: Der einzige echte defensive Aussetzer der Zuger öffnet Nico Dünner und Sandro Forrer den Weg zum Sturmlauf in die gegnerische Zone. Niemand ist mehr da, um Leonardo Genoni zu helfen. Nach einem Doppelpass vergibt Sandro Forrer diese wunderbare Gelegenheit. Wie sich zeigen wird: Es ist die letzte Chance für die Lakers, ins Spiel zurückzukehren.

Sandro Forrer und Nico Dünner verdienen zusammen in zwei Jahren nicht so viel wie Grégory – Zugs teuerster Feldspieler – in einer Saison. Nun können wir einwenden, dass Geld keine Tore schiesst. Das ist richtig. Aber Grégory Hofmann schiesst Tore. Er ist bezahlt, um Treffer wie dieses 1:0 in einem Playoff-Viertelfinal gegen die Lakers zu erzielen. Nicht, um im November vier Treffer gegen Ajoie zu zelebrieren.

Die Zuger feiern den Sieg nach dem Playoff Viertelfinal Spiel 4 beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EV Zug und den SC Rapperswil-Jona Lakers am Mittwoch, 22. Maerz 2023 ...
Auf Kurs: Die Zuger treten trotz schwieriger Quali mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit auf.Bild: keystone

Das ist der Unterschied zwischen Zug und den tapferen, mutigen Hockey-Romantikern aus Rapperswil-Jona. Sie holen aus ihren Möglichkeiten ein Maximum heraus. Sie haben alles richtig gemacht. Auch am Mittwoch in dieser vierten Viertelfinalpartie. Aber sie können sich keine «Game Breaker», keine Schweizer Spieler wie Grégory Hofmann leisten. Spieler, die dann, wenn es wirklich zählt, die Differenz machen können. Es stimmt zwar: Eishockey ist das letzte wahre Mannschaftsspiel. Aber trotzdem wird nur Meister, wer sich Spieler wie Grégory Hofmann leisten kann.

Volle Geldspeicher wie in Zug garantieren allerdings den Erfolg noch nicht. Zur meisterlichen Währung wird dieses Geld erst, wenn es in die richtigen Spieler investiert wird. In Spieler wie Grégory Hofmann und – natürlich – Leonardo Genoni.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
59 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
hocky
23.03.2023 06:26registriert März 2021
Ein Bericht ohne Berner-Beteiligung. Ach ja, die waren Spielfrei.
6420
Melden
Zum Kommentar
avatar
maylander
23.03.2023 08:12registriert September 2018
Die Zuger Formkurve stimmt. Auch den Verletzten gab man genügend Zeit sich auszukurieren. Dafür hab es dann einige wirklich schlechte Qualispiele.
Beim HCFG ging schon Ende Qualifikation der Saft aus.
Rappi hat eigentlich alles richtig gemacht. Ist aber zu abhängig von den Topspielern. Diese kann man während einer Serie mit massgeschneiderten Taktiken kontrollieren.
Zudem fehlt ihnen ein Spieler wie Abdelkader. Wenn er sich unter Kontrolle halten kann, ist er richtig gut, beschäftigt die Gegenspieler, macht gute Screens und punktet regelmassig. Ein richtiger Play-Off Spieler.
418
Melden
Zum Kommentar
avatar
Zanzibar
23.03.2023 07:01registriert Dezember 2015
Mit den Zugern ist plötzlich wieder zu rechnen! Das hätte vor einem Monat kaum jemand gedacht.
389
Melden
Zum Kommentar
59
Fribourgs Sehnsucht nach dem ersten Meistertitel nach 44 Jahren in der obersten Liga
Die Sehnsucht im eishockeyverrückten Freiburg nach dem ersten Meistertitel von Gottéron ist ungebrochen. Mit dem Halbfinaleinzug ist die erste Playoff-Hürde geschafft – und die Zuversicht zurück.

«44 Jahre in der Nationalliga A, jetzt ist es an der Zeit, die Meisterschaft zu gewinnen.» Das ist nur einer von vielen Schriftzügen auf den zahlreichen Spruchbändern, die den Zaun entlang der schmucken Freiburger Arena zieren und die Gottéron-Spieler in diesen Tagen daran erinnern, auf welcher Mission sie sich befinden.

Zur Story