Als Nationalverteidiger Elia Riva (25) Mitte Dezember für die kommende Saison beim EV Zug unterschreibt, reagiert Luganos Sportdirektor Hnat Domenichelli gelassen: Der Plan sei es, Elia Riva durch Brian Zanetti zu ersetzen. «Wenn ihn Philadelphia nicht unter Vertrag nimmt, dann kehrt er zu uns zurück.»
The SCL Tigers announced today that Petes defenceman Brian Zanetti has signed a professional contract beginning next season
— Peterborough Petes (@PetesOHLhockey) January 18, 2023
Details: https://t.co/h0TdGYlv0Q pic.twitter.com/MbtnvlQmjx
Brian Zanetti ist in Lugano ausgebildet worden und hat in der Schweiz noch nie für eine andere Organisation gespielt. Also ein Sohn Luganos. Mehr Lugano geht gar nicht. Er bestreitet gerade seine zweite Saison auf höchster nordamerikanischer Juniorenstufe. Philadelphia hat die Rechte am Junioren-Nationalverteidiger im Draft 2021 als Nummer 110 erworben. Sein Talent steht auch nicht zur Diskussion. Wenn ihn die Scouts als tauglich für die NHL einschätzen, dann wird er wohl auch gut genug für unsere National League sein.
Und nun hat Brian Zanetti bis 2025 in Langnau unterschrieben. In Langnau! Nicht in Zürich oder Bern oder Davos oder Zug. Da hätte Hnat Domenichelli noch die unüberprüfbare Ausrede, man mache den Wahnsinn der Lohntreiberei nicht mit. Aber diese Ausrede gibt es bei einem Wechsel nach Langnau nicht. Bei diesem Transfer geht es um Geist. Nicht um Geld.
Dieser Transfer bedeutet nichts anderes, als dass Brian Zanetti die sportlichen Perspektiven in Langnau besser beurteilt als in Lugano. Dass er davon ausgeht, sich in Langnau besser entwickeln zu können als bei seinem Heim- und Herzensclub Lugano. Obwohl in Lugano inzwischen mit Trainer Luca Gianinazzi die Ausbildung der jungen Spieler und heimisches Schaffen beschworen wird. Der Wechsel des U 20 WM-Teilnehmers nach Langnau entlarvt Luganos gutgemeinte Rückkehr zur Bescheidenheit als Folklore, die ausserhalb von Lugano nicht ernst genommen wird.
Was den Transfer für Hnat Domenichelli noch viel bitterer macht: Der Agent von Brian Zanetti ist Sandro Bertaggia. Die Lugano-Legende. Wenn also einer, der in Lugano Kultstatus geniesst, der einst als Spieler das «Grande Lugano» geprägt hat, der Lugano kennt wie seine eigene Wohnstube, seinem Klienten rät, lieber nach Langnau zu gehen – dann ist es wahrlich Luganos schlimmste Transferniederlage aller Zeiten.
Es ist letztlich eine logische Niederlage. In Langnau ist es Sportchef Pascal Müller gelungen, zusammen mit seinem Trainer Thierry Paterlini eine Leistungskultur aufzubauen. Pascal Müller und Thierry Paterlini sind die Deutschschweizer Antwort auf Paolo Duca und Luca Cereda. Sie haben Langnau nun als Ausbildungsclub positioniert. Sie haben den ZSC Lions soeben auch Noah Meier (20) ausgespannt und damit ist es den Emmentalern gelungen, die beiden hochkarätigsten Verteidiger-Talente des Landes zu verpflichten.
Der gute Kommunikator Hnat Domenichelli war für einmal für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Was sollte er denn auch zu dieser grössten Transferniederlage in Luganos Geschichte auch sagen? In solchen Fällen ist es schlauer, erst einmal nichts zu sagen und hoffen, dass der Sturm vorbeizieht. Und wenn irgendwo die Hoffnung berechtigt ist, dass bald eine neue „Hockey-Sau“ durchs Mediendorf getrieben werde, dann in Lugano.
Egal. Müller Päscu hat in seiner bisher kurzen Amtszeit doch schon einiges bewirkt.Auch wenn dieSpieler später weiterziehen, profitieren die Tigers im Moment.
Es zählt nicht immer nur Geld. Auch die Perspektiven sind wichtig. Unter Chrigu Weber kamen auch einige U/Internationale ins Emmental. Einige schafften es danach sogar in die A-Nati.
Das ist der Weg, der kleineren Clubs bleibt. Nämlich TOI, auch in Über- und Unterzahl und Perspektiven bieten.