Die tapferen Langenthaler bringen die Oltner im Schlussdrittel unter Aufbietung aller Kräfte noch einmal in Bedrängnis. In der 48. Minute verkürzt Marc Kämpf auf 2:3. Oltens Trainer Lars Leuenberger nimmt sein Time-Out. Beruhigt seine Jungs. Unverzüglich krönt nun Lukas Lhotak einen blitzschnellen Konter mit dem 2:4 (50.). Die Entscheidung. Olten lässt in dieser Partie erahnen, warum ein Aufstieg möglich ist: Kraft, Energie und der Mut zur Offensive. Die lähmende Angst ist überwunden.
Wenn Olten am Mittwoch gewinnt, dann war es also für Langenthal das letzte Heimspiel in der zweithöchsten Spielklasse. Noch einmal sind 3231 Zuschauende gekommen. Nicht so viele wie am 3. April 2019. Dem letzten Tag des Ruhmes: Nach einem 3:1 gegen La Chaux-de-Fonds feiern 4002 den Meistertitel.
Die Langenthalerinnen und Langenthaler werden in den kommenden Jahren noch oft wehmütig zurückblicken. Weisst du noch? Die Oltner aber blicken hoffnungsfroh in die Zukunft. Die wichtigste Frage: Reicht es für den Aufstieg? Für die Rückkehr in die höchste Liga, die Olten 1994 verlassen hat? In diesem Zusammenhang gibt es das interessanteste, seltsamste Gerücht der Saison. Erstmals ist es am Montag im Schoren zu Langenthal auf der Tribüne gestreut worden.
Zur Erklärung: Gewinnt Olten die Swiss League, dann dürfen in der Liga-Qualifikation gegen den Playout-Verlierer der National League vier ausländische Spieler eingesetzt werden. In der Swiss League sind nur zwei erlaubt. Dem Sportchef obliegt es also, das Kontingent seiner ausländischen Arbeitskräfte zu verdoppeln.
Eigentlich ist klar: Wer aufsteigen will, braucht vier Ausländer. Olten will aufsteigen. Aber Olten hat nur drei ausländische Spieler. Die drei Stürmer William Rapuzzi aus den Vereinigten Staaten sowie die Kanadier Garry Nunn und Sean Collins. Sportchef Marc Grieder hat wiederholt offiziell bestätigt und bekräftigt, dass bewusst auf den vierten Ausländer verzichtet wird. Weil es nicht möglich gewesen sei, im vorgegebenen Kostenrahmen einen guten Spieler zu finden.
Aber: Die Oltner wollen nach oben. Müssten sie denn nicht keine Kosten und Mühen scheuen für dieses grosse Ziel? Wäre da – als Zeichen gegenüber dem Team, den Geldausgebern, den Fans – ein vierter Ausländer nicht unbedingt erforderlich? Das Thema beschäftigt nicht nur die Oltnerinnen und Oltner.
Am Montag wohnen auch Sportchefs und Trainer und weitere Amtsträger aus der höchsten Liga dem Spiel im Schoren bei. Wenigstens drei Klubs aus der National League haben junge Talente zur Ausbildung nach Langenthal geschickt. Es gibt keinen besseren Talent-Test als ein Playoffspiel. Weil die Pausen auch in der Swisss League 18 Minuten dauern, ist viel Zeit für allerlei kurzweilige Gespräche. Ein zentrales Thema: Warum hat Olten nur drei Ausländer? Die Frist, um einen vierten Ausländer verpflichten zu können, ist nämlich längst abgelaufen.
Da sagt einer, der viel weiss, nicht nur über Olten, und sonst eher nicht gesprächig ist: «Die Oltner haben eine Lizenz für einen vierten Ausländer gelöst. Sie halten das nur geheim.» Und einer, der auch viel weiss, nicht nur über Olten, und eher wenig sagt, bestätigt: «Die haben ganz sicher einen vierten Ausländer in Reserve. Ganz sicher.» Das könne gar nicht anders sein. Worauf ein Dritter, der ebenfalls viel weiss, nicht nur über Olten, und sonst kaum etwas verrät, ergänzend hinzufügt: Ein Oltner habe ihm gegenüber entsprechende Andeutungen gemacht.
Das Gerücht ist in der Welt. Hat der Klub aus der Stadt mit den drei Tannen einen geheimnisvollen vierten Mann? Ein Gerücht – oder ein sogenanntes Ondit (man sagt) – ist eine unverbürgte Nachricht von einem gewissen öffentlichen Interesse und Unterhaltungswert. Die Wissenschaft unterscheidet dabei drei Formen: Das Wunschgerücht (Hoffnung auf ein positives Ereignis – beispielsweise: Hat Olten einen vierten Ausländer?), das Aggressionsgerücht (Boshaftigkeit gegenüber anderen – beispielsweise: Wird der SCB den Vertrag mit Chris DiDomenico auflösen?) und das Angstgerücht (Furcht – beispielsweise: Geht der HC Lausanne pleite?)
Wir haben es hier also mit einem Wunschgerücht zu tun. Ist es wahr? Hat Olten einen vierten Ausländer in der Hinterhand? Eigentlich sollte ein Chronist dieser Frage nicht nachgehen. Weil die Gefahr besteht, dass es halt nur ein haltloses Gerücht ist. Dann gibt es keine Story. Die Frage geht trotzdem an Oltens Sportchef Marc Grieder. Wie befürchtet sagt er klipp und klar: «Da ist nichts dran. Ich kann offen und ehrlich sagen, dass wir nur drei Ausländer haben.»
Also keine Story. Aber vielleicht lohnt es sich, noch den Präsidenten zu fragen. Marc Thommen ist der 21. Vorsitzende in der Geschichte des Klubs. Er sorgt als Architekt und Unternehmer nicht nur für den Bau zahlreicher Häuser. Er ist auch der Architekt, der den modernen EHC Olten saniert, erneuert und gebaut hat. Ein kluger, besonnener Präsident mit diplomatischem Geschick. Ein Glücksfall für Oltens Hockeykultur.
Marc Thommen wohnt natürlich dem Spiel in Langenthal bei. Also geht die Frage auch an ihn: Hat der EHC Olten still und heimlich doch rechtzeitig eine vierte Ausländerlizenz gelöst? Er hat es nun in der Hand, das schöne Gerücht in Luft aufzulösen. Indem er sagt: «Nein.» Aber er lacht und sagt: «Dazu sage ich nichts.» Aber Sie könnten einfach «Nein» oder «Ja» sagen. Doch er wiederholt: «Dazu sage ich nichts.»
Und so lebt das Wunschgerücht über den vierten Mann in der Stadt mit den drei schönen Tannen im Wappen weiter. Marc Thommen ist ein erfolgreicher Unternehmer der Bau- und Immobilienbranche mit gut gefüllten Geldspeichern. So ein vierter Mann würde weniger als 100'000 Franken kosten. Hat der Präsident vielleicht mit seinem Sportchef heimlich …?
Wir wollen nicht mehr weiter bohren. Sonst stellt sich am Ende noch heraus, dass es tatsächlich nur ein schönes Gerücht ist.
Quelle: trust me bro