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Eismeister Zaugg

Eine Lohnobergrenze für die NL-Klubs kann ab 2029/30 Wirklichkeit werden

From left, Zurich's player Demios Malgin, Lugano?s Postfinance Top Scorer Calvin Thuerkauf, during the preliminary round game of National League (NL) Swiss Championship 2023/24 between HC Lugano  ...
Eine Lohnobergrenze in der National League – bald Wirklichkeit?.Bild: keystone
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Eine Lohnobergrenze für die NL-Klubs kann ab 2029/30 Wirklichkeit werden

Hockey-Romantiker träumen seit Jahren von einer Salärbegrenzung. Aber bisher fehlten die rechtlichen Grundlagen für die Einführung dieser Massnahme. Doch nun gibt es eine neue, vielversprechende Ausgangslage.
19.12.2023, 10:1719.12.2023, 14:37
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Der ewige Traum einer Salärobergrenze in der höchsten Liga, von finanziell gleich langen Spiessen für alle und dem Ende der Lohntreiberei lebt wieder auf. Kommt die angelaufene Revision des Kartellgesetzes durch das Parlament (Stände- und Nationalrat) und durch die Mühlen der staatlichen Administration, dann folgt der nächste Anlauf zur Einführung.

Warum ist eine Revision des Kartellgesetzes eine zwingende Voraussetzung? Etwas vereinfacht erklärt: Weil eine unter den marktbeherrschenden NL-Klubs vereinbarte Lohnobergrenze einen Eingriff in die Wettbewerbsfreiheit bedeutet. Die ist juristisch nur machbar, wenn – wie vorgesehen – bei der Revision des Kartellgesetzes eine Ausnahme für den Profisport gemacht wird.

Im offiziellen Sprachgebrauch heisst die ganze Geschichte allerdings nicht Salary Cap (wie in der NHL) und auch nicht Lohn- oder Budgetbegrenzung. Sondern schlicht Luxussteuer oder Financial Fairplay. Angedacht ist eine Budgetobergrenze für Spielersaläre von 10 bis 12 Millionen. Wer mehr für Löhne des spielenden Personals ausgibt, wird mit einer Luxussteuer in der Höhe der Überschreitung bestraft.

Beispiel: Wird eine Budgetobergrenze von 10 Millionen festgesetzt, dann muss ein Klub, der 11 Millionen für Saläre ausgibt, eine Luxussteuer von einer Million bezahlen. Die Luxussteuer wird den Entschädigungen aus dem TV-Topf – aktuell rund 2 Millionen pro Klub – abgezogen. Dann bleibt mehr Geld für die übrigen Klubs.

Bei der Berechnung der Budgetobergrenze werden auch die zum Teil erheblichen, steuerlichen Unterschiede eingerechnet. In Langnau, Davos, Ajoie oder Ambri sind die Steuern höher als in Zug oder Zürich. Was vor allem bei den Nettosalären der Ausländer (die Steuern bezahlt der Klub) kräftig einschenkt.

ZUR "VALASCIA", DEM HEIMSTADION DES HC AMBRI-PIOTTA, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- The illuminated roof of the Valascia stadium during a home game of HC Ambri-P ...
Den standortabhängigen Steuerunterschieden sollen dabei Rechnung getragen werden.Bild: KEYSTONE

Das zentrale Problem: Wie kann durchgesetzt und kontrolliert werden, ob die Klubs die Obergrenze tatsächlich einhalten? Mit zwei Massnahmen. Erstens: Den Spielern werden Nebeneinkünfte untersagt. Es ist also einem Spieler nicht möglich, durch eine zusätzliche Beschäftigung oder Scheinbeschäftigung bei einer dem Klub zugewandten Firma das Einkommen aufzubessern und die Salärbegrenzung zu umgehen. Das ist juristisch machbar: Ein Arbeitgeber kann einem Arbeitnehmer eine Nebenbeschäftigung untersagen.

Zweitens: Der Präsident des Verwaltungsrates, die gesetzliche Revisionsstelle und der Finanzchef der als Aktiengesellschaften konstituierten Klubs bestätigen durch Unterschrift die Richtigkeit aller Angaben. Das bedeutet: Falsche Angaben erfüllen den Tatbestand der Urkundenfälschung. Das dürfte die Bereitschaft zur Umgehung der Regelung doch erheblich mindern.

Die Luxussteuer kann durch die Liga mit einfacher Mehrheit eingeführt werden. Allerdings ist dabei aus Rücksicht auf bereits abgeschlossene Verträge im Sinne der Rechtssicherheit eine Übergangsfrist von zwei bis vier Jahren erforderlich. Selbst bei sportlicher Bearbeitung dürfte die Revision des Kartellgesetzes durch die Politik und die Amtstuben noch gut zwei Jahre auf sich warten lassen, dann folgt die Übergangsfrist: Die Einführung der Luxussteuer ist wohl frühestens auf die Saison 2029/30 realistisch.

Bis heute gibt es im Eishockey nur in der NHL seit 2005 eine funktionierende Lohnobergrenze (Salary Cap), die flexibel den Einnahmen des vorangegangenen Geschäftsjahres angepasst wird. Brummt das Geschäft, darf mehr für Löhne ausgegeben werden. Gegen die Einführung eines Salary Cap hatte sich die Spielergewerkschaft energisch gewehrt. Die Saison 2004/05 fiel wegen dieses Konfliktes ganz aus. Die Klubbesitzer setzten sich durch – wenn Milliardäre (die Klubbesitzer) mit Millionären (den Stars) streiten, dann gewinnen am Ende immer die Milliardäre.

Nashville Predators defenseman Roman Josi (59) warms up before an NHL hockey game against the Pittsburgh Penguins, Tuesday, Nov. 28, 2023, in Nashville, Tenn. (AP Photo/George Walker IV)
Für Josi und Co. gibt es in der NHL seit 2005 einen sogenannten «Salary Cap». Bild: keystone

Die Chancen auf eine Einführung einer Lohnobergrenze steigen bei uns nicht nur durch die anstehende Revision des Kartellgesetzes. Sie wird mehr und mehr zur existenziellen Notwendigkeit. Die National League hat 30 Jahre Hochkonjunktur mit kontinuierlich steigenden Einnahmen hinter sich. Der EHC Kloten gewann 1993 mit einem Gesamt-Budget von rund 5 Millionen die Meisterschaft. So viel Geld gibt heute in der Swiss League der Vorletzte EHC Visp aus. Heute müssen für den Gewinn der Meisterschaft insgesamt gut und gerne 20 Millionen aufgewendet werden.

Der SCB ist gar ein Hockey-Konzern geworden, der dank umfangreichen Nebengeschäften (Gastronomie) mehr als 50 Millionen im Jahr umsetzt. Die Mehreinnahmen sind überall in einem viel zu hohen Masse umgehend in die Spielerlöhne investiert worden.

Diese Entwicklung ist durch laufend gestiegene Einnahmen möglich geworden: Sponsoring, Gastronomie, Modernisierung oder Neubau der Stadien mit VIP-Bereichen und die Steigerung der TV-Einnahmen, die von ein paar Tausend Franken auf aktuell zwei Millionen pro Klub angestiegen sind. Aber nun werden nach und nach die Grenzen des Wachstums erreicht. Anders als im Fussball gibt es im Eishockey keine Einnahmemöglichkeiten aus dem europäischen Geschäft. Unser Hockey muss sich aus dem heimischen Geschäft finanzieren. Die Klubs der National League können in den nächsten zehn Jahren nicht mehr mit einer substanziellen Steigerung der Einnahmen rechnen.

A general view of ice stadium during the Group B Preliminary Round Robin game between Germany and Russia at the IIHF 2009 World Championship at the Postfinance-Arena in Bern, Switzerland, April 24, 20 ...
Der SC Bern setzt pro Jahr rund 50 Millionen Franken um.Bild: KEYSTONE

Soll das Hockeygeschäft mittel- und langfristig weiterhin funktionieren, sollten allerhöchstens 75 Prozent der Einnahmen für Spielersaläre verwendet werden. Diese Begrenzung ist letztlich – wie in der NHL – nur durch eine Lohnobergrenze erreichbar. Diese Einsicht setzt sich in den Chefetagen der Klubs mehr und mehr durch. Deshalb sind die Voraussetzungen für die Einführung einer Salärbegrenzung so gut wie noch nie.

Wenn die rechtlichen Voraussetzungen durch die Politik (Revision des Kartellgesetzes) gegeben sind, dürfte der Traum von einer Lohnobergrenze in sechs bis acht Jahren Wirklichkeit werden.

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quelle: imago/usa today network / imago images
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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bulldog
19.12.2023 11:13registriert Januar 2020
Auf der Basis eines Gentlemen Agreements, wie auch in der NHL, wäre ein Salary Cap auch in der Schweiz sofort möglich. Nur fehlen bei uns offensichtlich dazu die Gentlemen
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Rumpelstilz
19.12.2023 11:24registriert Mai 2014
Selten. So. Gelacht. Das wird nie und nimmer passieren. Genau so, wie die blligen Slowaken, die zu Fuss in die Schweiz kommen, keinen der sechs Ausländer-Positionen besetzt haben.
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Dr no
19.12.2023 10:56registriert Mai 2018
"Aber nun werden nach und nach die Grenzen des Wachstums erreicht. " Na also, das reicht doch als natürliche Lohnobergrenze. Nun gut, wer denkt, dass durch die Erhöhung der Ausländer die Löhne sinken werden, dem kann sowieso nicht mehr geholfen werden.
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