Zweimal hintereinander in den Viertelfinals gescheitert. Kläglich gescheitert. 2016 mit 0:4 gegen den SC Bern. 2017 mit 2:4 gegen Lugano. Ausgerechnet Lugano mit seiner vielgeschmähten Leistungskultur unter Palmen. 2017 auch gescheitert im Cup und in der Champions Hockey League. Der Stil- und Trainerwechsel vom grantigen NHL-Bandengeneral Bob Hartley zu Hans Wallson und Lars Johansson, den Hockey-Besserwissern aus Schweden, hat nicht geholfen.
Gewiss, Edgar Salis trägt ein gerüttelt Mass an Verantwortung. Ja, diese Saison ist er so etwas wie ein «Roland Habisreutinger des Nordens» geworden. Zwar ist der wahre Roland Habisreutinger (44), in Lugano seit 2009 im Amt, ein ungleich grösserer «Fehltransferierer», Klubgeldverschwender und Misserfolg- und Defizitverwalter. Aber eben auch der schlauere Lebens- und Überlebenskünstler.
Edgar Salis ist in erster Linie die missglückte aktuelle Saison zum Verhängnis geworden. Wer in einem Sportunternehmen mit zwei Nationalligateams (ZSC Lions, GCK Lions) nicht fähig ist, dafür zu sorgen, dass die ZSC Lions in den Playoffs in jedem Spiel mit vier ausländischen Spielern antreten können, hat unentschuldbar versagt. «Eggi» hatte es unterlassen, einen Ersatzausländer zu verpflichten. Und wer so viel Wert auf Leistungskultur legt und am Ende alle Prinzipien über Bord wirft und seinem Kumpel Mathias Seger doch den Vertrag verlängert, kann nicht länger Sportmanager in einem Hockeyunternehmen sein, das Titel gewinnen will.
Salis verdient es allerdings nicht, vom Chronisten geschmäht zu werden. Immerhin hat er in neun Jahren zwei Meister- und ein Finalteam gebaut. Er war mit seiner bescheidenen, ehrlichen Art und einem feinen Humor eine Bereicherung für die Hockeykultur. Ja, vielleicht ist Edgar Salis, auf sympathische Art und Weise, ein wenig ein Sport- und Sozialromantiker, für das Amt des «knallharten» Sportmanagers eine Spur zu ehrlich, zu klug und zu wenig intrigengestählt. Er kann sich fragen: Muss ich mir das antun?
Ein bisschen wirkte er immer wie aus der Zeit gefallen. Schliesslich hatte er bereits beim alten ZSC, also beim «Hollywood-Team» der 1990er-Jahre im alten Hallenstadion als freundlicher Titan Kultstatus. Als Eishockey noch kein Big Business war. So gesehen ist sein Rücktritt (ob er nun ein freiwilliger oder unfreiwilliger war, lassen wir offen) nur logisch.
Aber diese Ernennung zum «Sündenbock» und die Wegbeförderung auf die Position «Internationales und nationales Scouting» mahnt an den «Hollywood-ZSC» aus der guten alten Zeit. Scouting – also die Beurteilung von Spielern – ist seine grösste Schwäche. Es sind ja gerade die jüngsten Fehltransfers (Pestoni, Guerra, Sjögren) und Fehleinschätzungen (Fall Cunti, Fall Seger) in dieser Saison, die ihm auch den Job gekostet haben. Der neue Sportchef sollte sich nicht blindlings auf die Ratschläge des Scouts Edgar Salis verlassen.
Wer wird neuer Sportchef? Es gibt nur einen Mann, der diese Position ausfüllen kann. Der weiss, wie ein grosses, leistungsorientiertes Hockey-Unternehmen tickt. Der aus praktischer, langjähriger Erfahrung weiss, wie sich ein Sportchef unter einem allmächtigen General Manager doch durchsetzen kann. Und der ein feines Gespür für das Talent und die Persönlichkeit eines Spielers hat. Der in zehn Jahren zwei Finals und drei Meisterteams zusammengestellt hat. Sven Leuenberger (46), zehn Jahre lang Sportchef und heute strategischer Gesamtleiter des Sportbereiches beim SC Bern.
Er ist bereit, eine neue Herausforderung anzunehmen. Die Frage ist, ob ZSC-General Peter Zahner, der begabteste Machiavellist unseres Hockeys, überhaupt einen starken Sportchef will.