Der Papst gibt Audienzen. Aber Arno Del Curto mag nicht sprechen. Eine Aussage von ihm zu erhaschen, ist in diesen Tagen in Finnland aufwändiger als im Vatikan eine Audienz zu bekommen.
Der mehrfache HCD-Meistertrainer hilft seinem Freund Roger Bader bei der WM. Roger Bader ist seit 2016 österreichischer Nationaltrainer.
Wie funktioniert Arno Del Curtos Comeback nun in der Praxis? Es ist schon eine zweistündige Bahnreise 1. Klasse von Helsinki nach Tampere wert, um das vor Ort herauszufinden.
Österreich hat bisher in Tampere überrascht: Nur 1:3 gegen Schweden und ein Sensations-Punkt beim 2:3 n.V gegen die USA. Arno sitzt am Montag auf der Tribüne beim Spiel Lettland gegen Norwegen. Hast Du ein paar Minuten Zeit? «Nein, nein, nein, nein, nein. Ich will und kann nicht reden. Ich will meine Ruhe haben. Rede ich mit einem, muss ich mit allen reden. Nach der WM ja, aber jetzt nicht.»
Arno Del Curto möchte so anonym bleiben wie einst das Phantom in der Oper zu Paris. Sozusagen als WM-Phantom von Tampere. Er hatte sich gar geweigert, sich für die offizielle WM-Dokumentation abbilden zu lassen. Aber er musste sich dann doch ablichten lassen. Und nun ist es Roger Bader endlich gelungen, seinen Freund dazu zu überreden, mit aufs Teamfoto zu kommen. Das Bild ist allerdings noch nicht gemacht. Aber Roger Bader ist zuversichtlich, dass sein Freund die Meinung nicht noch im letzten Moment ändert.
Funktioniert Arno Del Curto nun auch an der WM in der Rolle als «Energiespender» und «Motivator»? Die Frage geht an Roger Bader: «Oh ja. Die Spieler kannten Arno ja noch nicht und sind nun begeistert.» Der Engadiner sozusagen als Naturereignis fürs österreichische Hockey. «Im Training ist er auf dem Eis, leitet aber keine Übungen und macht mal hier und mal da eine Anmerkung. Während des Spiels spricht er auf der Bank mit den Spielern und muntert sie auf.» In welcher Sprache? «Auf hochdeutsch». Arno, tobend in der Sprache von Nietzsche, Kant, Schiller und Goethe? «Es ist eher ein hochdeutsch mit starkem Schweizer Einschlag. Inzwischen verstehen die Spieler, was er meint, wenn er sagt: Läck mir, ist das gut…» Er hatte im Laufe der ersten beiden Spiele ja einige Male guten Grund, etwas gut zu finden.
Auch der österreichische TV-Hockeygott Michael Berger (ORF) freut sich: «Die Spieler sind begeistert von ihm.» Und bedauert: «Leider mag Arno während des Turniers keine Interviews mehr geben. Er will unbedingt im Hintergrund bleiben.»
Was Roger Bader bei seinem Freund auffällt, den er seit mehr als 30 Jahren kennt. «Es ist unglaublich, wie er wieder Energie hat.» Sozusagen ein neuer Arno im Vergleich zu seinen letzten Wochen in Davos und dann im Frühjahr 2019 bei den ZSC Lions, seiner letzten Trainerstation.
Noch etwas ist Roger Bader aufgefallen: «Es hat Arno gekränkt, dass man ihm zuletzt vorgeworfen hat, er sei ein Trainer von gestern. Nur weil er nicht mit Laptop und Statistiken arbeiten wollte. Und nun sieht er, dass bei der WM ja genau sein Tempo-Hockey gespielt wird. Das freut ihn sehr.»
Arno Del Curto, der ewig moderne, ewig junge Trainer. Und noch lange nicht reif für den Ruhestand. Er ist erst 65. Scotty Bowman gewann mit 69 den Stanley Cup.
Arno Del Curto hat wieder Hockey-Feuer gefangen. Wir sollten ein Comeback im Schweizer Hockey nicht vollständig, definitiv, durch alle Böden hindurch oder endgültig ausschliessen.
Aber das ist doch Del Curto Englisch. 🤷♂️
Go Arno
Er hat so unglaublich viel für das Schweizer Eishockey gemacht. Ich glaube nicht, dass die Schweiz ohne ihn dort stehen würde wo sie heute steht.