Das Schweizer Eishockey sieht grossen Veränderungen entgegen. Bild: imago stock&people
Wenn alle Klubs den Aktionärsbindungsvertrag unterschreiben, dann wird unser Eishockey nicht nur wegen der Erhöhung auf 10 Ausländer in den Grundfesten erschüttert und nie mehr so sein, wie es war. Wo sind die Mutigen? Wo die Standhaften? Wo die Gralshüter des Sportes? Ein erster Termin für die Unterzeichnung – 4. Januar – ist inzwischen verschoben worden.
Ab der Saison 2022/23 wird unsere höchste Spielklasse eigenständig und vom Verband unabhängig sein. Zu diesem Zweck ist von den zwölf aktuellen NL-Klubs eine Aktiengesellschaft gegründet worden. Am 4. Januar soll nun der sogenannte Aktionärsbindungsvertrag unterschrieben werden. Dieser regelt, wie es in der AG und damit ab der Saison 2022/23 zu und hergehen wird.
Ein Blick in dieses raffinierte Machwerk zeigt: Es ist ein «Teufelspakt». Mit Drohungen und Ränkespielen wird versucht, die Klubs dazu zu bringen, dieses Dokument am 4. Januar zu unterschreiben. Einer der vernünftigen Präsidenten nennt es gar «diabolisch».
Wohl wahr. Hier ein paar wichtige Punkte. Stark vereinfacht, allgemein für den Laien verständlich, etwas polemisch und nicht formaljuristisch erklärt:
Eigentlich kann kein Präsident einen solchen Aktionärsbindungsvertrag mit reinem Gewissen unterschreiben. Gerade auf die «Kleinen» (wie Ambri oder Langnau) müsste ein solches Papier abschreckend wirken wie das geweihte Wasser auf den Teufel. Widerspenstige werden deshalb offenbar mit einer Aussage gefügig gemacht, die wir durchaus als Drohung bezeichnen können: Wenn ihr den Aktionärsbindungsvertrag nicht unterschreibt, dann seid ihr bei der neuen AG und ab der Saison 2022/23 auch in der höchsten Spielklasse nicht mehr dabei. Ein Präsident sagt, man habe offen gesagt, dann halt Kloten an Stelle seines Klubs aufzunehmen. Eine solche Aussage – es ist eigentlich eine Drohung – ist allerdings gegenüber den mächtigen ZSC Lions wohlweislich nie gemacht worden.
Ob heikle Szenen bei Spielen zwischen Ambri und Langnau auch künftig in der National League begutachtet werden? Bild: keystone
Eine solche Drohung kann zwar theoretisch und juristisch in die Tat umgesetzt werden. Bei Lichte besehen ist sie lächerlich: Beispielsweise Ambri oder Langnau aus der Liga auszuschliessen würde einen Sturm der Empörung entfachen, der alle Liga- und Verbands-Generäle aus den Büros fegen würde. Und was ist das für ein Vertrag, zu dem die Vernünftigen mit Aussagen, die wie Drohungen klingen, sozusagen genötigt werden? Das ist eine seltsame Form der konstruktiven Zusammenarbeit und Weiterentwicklung in unserer höchsten Liga.
Der erstaunliche Erfolg unseres Eishockeys – kein Land macht aus einem so kleinen Potenzial so viel – basiert auf einem gut ausgewogenen System, das den Kommerz zähmt und die sportlichen Interessen schützt, die Mächtigen nicht zu mächtig und die Kleinen nicht zu ohnmächtig macht. Im Sinne sehr ähnlich wie das Ständesystem in unserer Politik, das die Schweiz zu einem der erfolgreichsten Ländern der Welt macht. So ist es bis heute immer wieder gelungen, die Werte des Sportes gegenüber dem reinen Geld- und Machtdenken zu bewahren.
Die neue AG (also die neue höchste Liga ab 2022/23) ist, wie der Aktionärsbindungsvertrag aufzeigt, so konzipiert, dass das reine Kommerzdenken freie Fahrt bekommt – und gerade SCB-Manager und -Mitbesitzer Marc Lüthi ist ein charismatischer Verfechter des reinen Kommerzes und er wäre der starke Mann in der neu konzipierten höchsten Liga. Kein Wunder, dass dieses ganze neue, raffinierte – oder eben, wie es einer sagt, «diabolische» – Konstrukt von seinem Mephisto Denis Vaucher ausgearbeitet worden ist.
Wir können auch sagen, dass Marc Lüthi versucht, sich in unserem Hockey an die Macht zu «putschen». Welchen Schaden er anzurichten vermag, wenn ihm die Vertreter des Sportes nicht mehr auf Augenhöhe entgegentreten, in den Arm fallen und bremsen, sehen wir in dieser Saison.
Der Tag der Unterzeichnung des Aktionärs-Vertrages ist der wichtigste Tag in der neueren Geschichte unseres Hockeys. Unterschreiben die Klubs den Aktionärsbindungsvertrag in der vorliegenden Form, dann wird unser Hockey in den Grundfesten erschüttert und nie mehr sein, wie es war. Und jeder einzelne Präsident der zwölf Klubs ist dafür verantwortlich.