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Eismeister Zaugg: Romantik oder naiv? – Kevin Schläpfer beim EHC Basel

Sportchef Kevin Schlaepfer an einer Medienkonferenz des EHC Basel, in Basel, am Mittwoch, 12. November 2025. Kevin Schlaepfer bleibt beim EHC Basel, der Vertrag mit Headcoach Eric Himmelfarb wird verl ...
Kevin Schläpfer stellt sich in der Krise demonstrativ hinter seinen Trainer.Bild: keystone
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Basel in der Krise – ist Kevin Schläpfer ein Romantiker oder ein wenig naiv?

Basels Sportchef Kevin Schläpfer verlängert in der grössten Krise seit dem Wiederaufstieg demonstrativ vorzeitig den Vertrag mit Trainer Eric Himelfarb. Machen in Basel bald «Simon & Garfunkel on Ice» die Hockey-Musik?
13.11.2025, 04:1513.11.2025, 04:15

Es geschehen in unserem Hockey noch Zeichen und Wunder. Zumindest in Basel, diesem wunderlichen Hockey-Disneyland im Niemandsland zwischen «Big Business» und Romantik.

Was passiert in der richtigen Hockey-Welt mit einem Trainer, der mit einem Team, das bei weitem gut genug wäre für Platz 1 auf den 9. Rang zurückgefallen ist? Er wird gefeuert. Im Hockey-Disneyland Basel aber wird er mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung um ein Jahr belohnt und geadelt. Weil sich Sportchef Kevin Schläpfer (55) in seiner Heimat mehr und mehr zum Romantiker entwickelt.

Basel als Sehnsuchtsort für Romantiker: Im medialen Windschatten des FC Basel gibt es noch Platz für Sentimentalitäten und in der Krise für ein bisschen machiavellistische Folklore. Wen kümmert es denn in der Stadt, ob Basel sechs der letzten sieben Spiele verloren oder gewonnen hat? Wahrlich, Kevin Schläpfer ist am Ort seiner Bestimmung angelangt.

Eric Himelfarb (42) hat in Basel eine ruhmreiche Vergangenheit. Er ist auf dem Eis der Leitwolf des Aufstiegsteams von 2022, wird Assistent von Cheftrainer Christian Weber und am 20. Dezember 2022 zum Cheftrainer befördert. Im Frühjahr 2025 coacht er sein Team zum Qualifikationssieg und in den Playoff-Final, 2024 auch zum Cupsieg.

Trainer Eric Himelfarb an einer Medienkonferenz des EHC Basel, in Basel, am Mittwoch, 12. November 2025. Kevin Schlaepfer bleibt beim EHC Basel, der Vertrag mit Headcoach Eric Himmelfarb wird verlaeng ...
Eric Himelfarb wurde vom Spieler zum Cheftrainer.Bild: keystone

Ein Erfolgstrainer also. Aber der Erfolg hat halt immer ein Verfalldatum. Die aktuelle Krise hat mit sechs Niederlagen in den ersten sieben Spielen dieser Saison begonnen und seither nie mehr aufgehört. Wahrscheinlich hatte ein Trainer in Not noch nie einen so leidenschaftlichen Fürsprecher wie Eric Himelfarb in der Person von Kevin Schläpfer. Sein Sportchef und Freund kommt beim Rühmen so richtig in Fahrt.

«Noch nie hat ein Spieler im Gespräch die leiseste Kritik an unserem Trainer geübt. Gerade, weil er der Leader unserer Aufstiegsmannschaft war, geniesst er höchsten Respekt.»

Er führt weiter aus, wie fleissig und akribisch sein Trainer arbeite und taktisch immer auf der Höhe sei. «Wir haben jetzt erstmals eine Krise und ich weigere mich, einfach den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und dem Trainer die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wir sind alle gefordert.»

Aber wenn ausgerechnet jetzt erst in der Krise ein Mentaltrainer beigezogen wird, um das welke Selbstvertrauen der Spieler zu bürsten und zu kämmen – dann ist das doch die Bestätigung, dass der Trainer seiner Aufgabe nicht gewachsen ist. Oder? Das sieht Kevin Schläpfer, der Romantiker, ganz anders: «Mentaltrainer gehören heute überall zum Sportgeschäft, die hatten wir seinerzeit auch in Biel. Nur wird das von den Medien gar nicht thematisiert.»

Aber warum denn eine vorzeitige Verlängerung? Es hätte doch gereicht, Eric Himelfarb durch alle Böden hindurch zu stützen und spätestens nach der Saison die Lage neu zu beurteilen? Auch da hat Kevin Schläpfer, der Romantiker, eine ganz andere und ein wenig auch verräterische Sicht der Dinge.

«Es geht jetzt darum, ein Zeichen zu setzen. Nach innen und nach aussen. Damit wir Ruhe bekommen. Nun wissen alle, auch die Spieler, was Sache ist.»

Deshalb habe auch er seinen Vertrag fix bis 2028 verlängert. Dem Trainer in der Krise demonstrativ den Vertrag verlängern. Wahrlich, eine romantische Version der Problemlösung und die Frage ist weder boshaft noch bösartig: Ist Kevin Schläpfer ein Romantiker, vielleicht gar ein Visionär – oder ein wenig naiv? Time will tell.

So oder so. Ruhe ist jetzt im Hockey Disney-Land Basel erste Bürgerpflicht. Womit Kevin Schläpfer ohne es zu merken offiziell bestätigt, dass es Unruhe gibt im EHC Basel. Und damit kommen wir der Sache schon ein wenig näher.

Seit dem Wiederaufstieg schwelte im Klub ein nie offen ausgetragener Machtkampf zwischen den «Schäublianern» und den «Kevinisten». Also zwischen den Anhängern von Geschäftsführer Olivier Schäublin (47) und Sportchef Kevin Schläpfer, die das Heu eigentlich nie auf der gleichen Bühne hatten. Diese Unruhe dürfte mit ein Grund für die aktuelle Krise sein. Mit der Kündigung von Schäublin (er geht spätestens Ende Saison, vielleicht auch vorher) und dem Rücktritt von Verwaltungsrätin Stefanie Thomann haben die «Kevinisten» obsiegt. Gesucht wird ein neuer Geschäftsführer. Er wird ein in der Wolle gefärbter «Kevinist» sein.

Mit der Kündigung von Schäublin (er geht spätestens Ende Saison, vielleicht auch vorher) und dem Rücktritt von Verwaltungsrätin Stefanie Thomann haben die «Kevinisten» obsiegt. Gesucht wird ein neuer Geschäftsführer. Er wird ein in der Wolle gefärbter «Kevinist» sein.

Eric Himelfarb ist nun also bis Ende der nächsten Saison Cheftrainer beim EHC Basel. Wer das glaubt, zahlt einen Taler. Mit dieser Vertragsverlängerung erhöhen sich die Chancen, dass Kevin Schläpfer eben doch Cheftrainer wird. «Bitte nehmen Sie sich zusammen», reagiert er auf diese Bemerkung schon fast beleidigt. «Das kommt nicht infrage. Ich habe als Sportchef genug zu tun und helfe ja auch noch bei den Junioren und im Marketing aus.»

Aber nun hat Robin Farkas aus gesundheitlichen Gründen das Amt als Assistent niedergelegt. Muss da der Sportchef nicht aushelfen und näher an die Mannschaft heranrücken.

«Ja, ja, das schon. Ich bin jetzt näher bei der Mannschaft. Aber in der Krise müssen wir alle näher zusammenrücken.»

Eigentlich liegt die Lösung auf der Hand. Kevin Schläpfer ist eine charismatische, leidenschaftliche Führungspersönlichkeit. Eric Himelfarb ein stiller, loyaler, bescheidener, fleissiger und kompetenter Schaffer. Die beiden könnten als «Simon & Garfunkel on Ice» in die Geschichte eingehen: Kevin Schläpfer mit einer charismatischen Bühnen- bzw. Bandenpräsenz wie Art Garfunkel und Eric Himelfarb als introvertierter, kreativer Kopf und taktischer Songwriter wie Paul Simon.

Sportchef Kevin Schlaepfer, links, und Trainer Eric Himelfarb, rechts, an einer Medienkonferenz des EHC Basel, in Basel, am Mittwoch, 12. November 2025. Kevin Schlaepfer bleibt beim EHC Basel, der Ver ...
Kevin Schläpfer und Eric Himelfarb bei der Vertragsverlängerung am Mittwoch.Bild: keystone

Eine romantische Schicksalsgemeinschaft in einem rauen Sport der harten Männer. Ganz wie Simon & Garfunkel singen:

When you're weary, feeling small,
When tears are in your eyes, I will dry them all;
I'm on your side. When times get rough
And friends just can't be found,
Like a bridge over troubled water
I will lay me down.
Like a bridge over troubled water
I will lay me down.

Die Frage geht also an den Kevin Schläpfer: Kann er sich vorstellen, Cheftrainer zu werden und den bisherigen Cheftrainer zum Assistenten machen? Schweigen am Hosentelefon.

«Hallo, sind Sie noch dran?»

«Ja, ja. Jetzt nehmen Sie sich endlich zusammen. So etwas können Sie einfach nicht fragen.»

Und doch: Es könnte so kommen.

Ein neuer Job für Olivier Schäublin
Basels Geschäftsführer Olivier Schäublin hat nach seiner Kündigung beim EHC Basel bereits einen neuen Job gefunden: Er wechselt in die Geschäftsleitung der Sicherheitsfirma Pantex AG, die unter anderem für den FC Basel arbeitet. Er sagt, es sei noch offen, wann er die neue Stelle antreten werde. Er arbeite noch so lange wie erwünscht für den EHC Basel. Dort läuft sein Vertrag noch bis Ende Saison.
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quelle: keystone / ennio leanza
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