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Eigentlich war die Partie schon nach zwei Minuten entschieden. Obwohl es bis zum ersten Treffer noch eine halbe Stunde dauern sollte. Damien Brunner erzählt: «Patrick Thoresen kam in der Startphase zu zwei Schüssen. Einen fing Leo (Genoni – die Red.) cool mit der Fanghand, den zweiten blockte er mit dem Körper. Da haben wir uns auf der Bank angeschaut und waren sicher: Der Leo wird keinen reinlassen, heute gewinnen wir.»
Der Leo hat in der Tat keinen reingelassen. So gesehen ist er der wichtigste Einzelspieler bei der Wende zum Guten. Und er müsste nun bei dieser WM unsere Nummer eins sein und am Dienstag auch gegen Frankreich zum Zuge kommen.
Dieses 3:0 gegen Norwegen zählt zwar nicht zu den hundert besten Momenten in der Geschichte des internationalen Hockeys. In diese offizielle Liste hat bisher erst ein Schweizer Spiel Aufnahme gefunden. Der Triumph beim olympischen Turnier von 2006 über die kanadischen NHL Profis (2:0).
Aber im Rückblick könnte sich sehr wohl zeigen, dass dieser Sieg gegen Norwegen der bisher wichtigste in der Ära von Nationaltrainer Patrick Fischer ist. Dass seine Trainer-Karriere in diesen Tagen in Frankreich auf der Kippe stand – eine Niederlage gegen Norwegen hätte seine Autorität wohl irreparabel in den Grundfesten erschüttert.
Kritik am Niveau und am spielerischen Gehalt dieser Auseinandersetzung gegen Norwegen ist nicht angebracht. Nach dem verstörenden 5:4 nach Penaltys gegen Slowenien mit einer in knapp 17 Minuten vergeigten 4:0-Führung zählte gestern nur noch eines: ein Sieg nach 60 Minuten.
Die erste Voraussetzung dazu war die Rückkehr zur taktischen Ordnung. Zur Einfachheit. Zu den Ursprüngen des Hockeys. Zur Ordnung auf dem Pausenplatz. Ein Ende des wilden «Pausenplatz-Hockeys». Und tatsächlich ist es Patrick Fischer und seinem schwedischen Taktiklehrer Tommy Albelin endlich, endlich gelungen, die Ordnung auf dem Pausenplatz wiederherzustellen.
Sie hatten dazu zwei Möglichkeiten: sie konnten alles umkrempeln und die Linien neu zusammenstellen. Mit dem erheblichen Risiko, so noch mehr Unruhe zu stiften. Oder sie konnten alles so lassen wie es ist und die Gemüter beruhigen. Sie wählten die zweite Variante.
Die Schweizer spielten in den ersten zwei Dritteln in der genau gleichen Aufstellung wie beim Startspiel gegen Slowenien. Nur die Torhüter wurden ausgetauscht. Jonas Hiller, der ein gewisses Mass an Verantwortung für die Wende von 4:0 zum 4:4 trägt, ging. Für ihn kam SCB-Meistergoalie Leonardo Genoni.
Die taktische Rechnung ist aufgegangen. Die Schweizer spielten intensiv, einfach, geradlinig, und nach verhaltenem, kontrollierten Beginn erhöhten sie ab dem zweiten Drittel das Tempo und behielten doch die richtige Balance zwischen Offensivdrang und defensiver Absicherung.
«Sie haben uns ab dem zweiten Drittel mit einer Tempoerhöhung in grosse Schwierigkeiten gebracht» sagte Norwegens Coach Petter Thoresen. Und er gab zu bedenken, dass Norwegen halt nicht Spieler für vier gute Linien habe und die Besten stark forciert werden müssen. Tatsächlich erzielte die nominell vierte Linie der Schweizer das 1:0.
Die Statistik zeigt die Dominanz (35:20 Torschüsse) der Schweizer. Sie hatten die Hoheit in den Zweikämpfen und entlang der Banden und das Risiko im Griff.
Bezeichnenderweise sind die zwei Treffer von Reto Schäppi (33.) und Cody Almond (34.) nicht spektakulär herausgespielt, sondern herausgearbeitet worden. Erst das 3:0 im Powerplay (Suter, 50.) war dann doch noch ein spielerisches Highlight. «Es war wichtig, dass wir das Momentum nach dem 1:0 gleich zum zweiten Treffer nützen konnten» sagte Patrick Fischer. Man habe die Lehren aus der harten Lektion gegen Slowenien (vom 4:0 zum 4:4) gezogen und den Vorsprung im letzten Drittel sicher über die Zeit gebracht.
Den Schweizern gelang letztlich gegen einen limitierten Gegner ein nahezu perfektes Spiel auf bescheidenem internationalen Niveau. Damien Brunner gibt zu bedenken, dass die erste Partie gegen Slowenien doch auch nicht sooo schlecht gewesen sei. «Wir hatten zwei Drittel gut gespielt. Den Faden haben wir erst durch die vielen Strafen verloren. Sonst hätten wir diese Partie klar gewonnen.» Aber es gab eben keinen klaren Sieg, sondern nur einen nach Penaltys.
Nun, der Punktverlust gegen den Aufsteiger ist korrigiert. Mit diesem Sieg gegen Norwegen haben sich die Schweizer für das «Endspiel» um die Viertelfinal-Qualifikation gegen Frankreich (Dienstag, 20.15 Uhr) eine gute Ausgangslage erarbeitet. Die Franzosen treten in der gefühlten Favoritenrolle an, die Schweizer, obwohl sie nominell besser sind, in der vorteilhaften Rolle des Aussenseiters.
Die Franzosen haben zwar zum ersten Mal in ihrer Geschichte an einer WM gegen Finnland gewonnen (5:1). Doch dieser Sieg wird nutzlos sein, wenn sie morgen gegen die Schweiz verlieren. Andersherum: mit einem Sieg über Frankreich steht die Schweiz trotz eines mühseligen Startes schon beinahe mit einem Bein in Köln im Viertelfinale.
Und wenn es denn tatsächlich reicht, so war der Punktverlust gegen Slowenien tatsächlich der Schritt zurück um weiter springen zu können – gemäss dem welschen Motto: «Reculer pour mieux sauter.»
und macht dann im 2. Drittel zwei äußerst dumme Strafen.
Einsicht ist das Eine, Umsetzung das andere...